Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
anderen, die mir fast schon wie Freunde vorkamen.
TEIL II
[ LADE GAMMALINKVERBINDUNG … 100 % … W illkommen zurück beim Sender der Freien Allianz … ZWISCHENSPEICHERUNG … Wer wissen will, was die Eden Corporation wirklich im Schild führt, braucht sich bloß die Lage der Kuppeln vor Augen zu führen: Angeblich erfolgte die Standortwahl nach rein klimatischen Kriterien, doch die Nähe zu derart bedeutenden Stätten des Altertums kann kein Zufall sein. Dann wäre da noch der geheime Eden-Nord-Komplex. Seine genaue Lage ist noch unbestätigt, unsere Quellen gehen aber davon aus, dass er sich an der grönländischen Küste befindet und eine Art moderne Area 51 darstellt. Er ist auch die älteste der Stationen. Man muss sich also schon fragen, was Eden dort oben versteckt hält – hat es vielleicht etwas damit zu tun, was wir aus Desenna und dem ehemaligen Eden Süd hören? Gerüchte eines Erwachens, einer Art Ruf, der nur einige wenige Menschen ereilt? Angeblich sieht man es dort als Zeichen einer göttlichen Wiederkehr – was aber, wenn es sich um etwas ganz anderes handelt? Etwas Altes, wie … VERBINDUNGSABBRUCH ]
7
Der Lichtfleck des Mondes berührte die dunklen Silhouetten der westlichen Hügel und verblasste im trüben Bernsteinschimmer von Eden City. Das Camp Eden war zu drei Seiten von Hügeln geschützt, und an der vierten lag Mount Asgard. Das ferne, dämmrige Licht der Stadt war der einzige Hinweis auf ihre Existenz.
Als wir schließlich auftauchten und wie der Stoßtrupp einer bevorstehenden Monsterinvasion an Land wateten, zeigten tiefviolette Leuchten an der Ostwand der Kuppel schon die nahe Dämmerung an.
Und wie ich da Seite an Seite mit den Juniorbetreuern lief, wurde mir klar, dass wir wie eine jener Gruppen wirken mussten, die ich immer von außen studiert hatte: so selbstverständlich in ihrer Unnahbarkeit, dass man sich fragte, wie sie eigentlich entstanden und wieso man nie Teil von solch einer Gruppe war; man sehnte sich danach, dass es einem auch mal passierte, nur ein einziges Mal, damit man herausfand, was für ein geheimes, geheiligtes Etwas ein derart unzertrennliches Band zwischen Menschen schmiedete.
Anscheinend waren Kiemen die Antwort.
Ich spürte den deprimierenden Widerstand des Sands, den Druck festen Bodens unter den Füßen: wieder an Land. Niedergepresst vom unbarmherzigen Zug der Schwerkraft, die einem so viele Möglichkeiten nahm und mich vom Hai wieder zur Schildkröte machte. Ich spürte meine Kiemen sich schließen und verbergen, bis … ja, wann? Würden sie sich je wieder öffnen? Heute Nacht vielleicht? Ich schöpfte schon wieder Hoffnung, aber würden sie mich auch wieder dabeihaben wollen?
In der Ferne wurden die Gebläse und Luftbefeuchter angefahren und wärmten die Kuppel, an deren diesigen Rändern sich die SimWolken formierten. Ich stellte fest, dass sich die Feuchtigkeit auf meiner Haut nicht gleich verflüchtigte, wie sie es daheim in der trockenen Hitze getan hätte.
Zum Glück hatten die anderen an ein paar Handtücher gedacht.
»Hier«, sagte Lilly und reichte mir ihres, nachdem meine Versuche, mich mit meinem klammen T-Shirt zu trocknen, nur dazu geführt hatten, dass meine Brust nun voller Sand war. Ihr lindgrünes Handtuch roch salzig von ihrem Schweiß, gemischt mit der seltsam metallischen Note von NoRad.
»Danke.«
Vögel begannen zu zwitschern und flitzten umher. Nördlich des Strands kreiste ein großer Greifvogel über dem Reservat, wo ein Waldstück mit großen Netzen abgetrennt war, die bis zur Kuppeldecke reichten. Ich fragte mich, ob der Vogel echt oder ein Roboter war.
»Zeit, ins Bett zu gehen«, sagte Aliah und machte sich auf den Weg. Ihre Unterkünfte lagen direkt voraus, in dem Waldstück zwischen Strand und Speisesaal.
Eine Uhr an der Imbissbude zeigte Viertel vor fünf. Gerade noch drei Stunden bis zum Aufstehen – ich wusste jetzt schon, wie ich mich den Rest des Tages fühlen würde.
»Bis später, Owen«, sagte Marco.
»Bis später«, erwiderte ich. »Macht’s gut!« Ich griff mir meine Turnschuhe und machte mich auf den Heimweg.
Da hörte ich auf einmal Lillys Stimme hinter mir. »Moment noch, Owen.«
Sie rannte mir nach, das Handtuch um die Hüften gewickelt, das feuchte Haar hing wirr durcheinander. Dann lief sie neben mir her und strich sich die dunklen Strähnen zurück. Ich konnte ihre versteckten Kiemen erkennen, unscheinbare Linien wie mit Bleistift gezeichnet.
»Wie geht es dir?«,
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