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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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Er durfte nicht spitzkriegen, dass ich weg gewesen war. Nicht bloß, weil ich keinen Ärger wollte, sondern vor allem, weil sonst künftig alle auf mich aufpassen würden. Ich musste mich möglichst unauffällig verhalten, wenn ich meine nächtlichen Freunde wiedersehen wollte.
    Durch die Fenster hörte ich das Geschnarche der anderen. Ich fand Beakers Bettwäsche, die in einem schmutzigen Knäuel auf dem Boden lag. Er hatte sie immer noch nicht wieder aufgesammelt, oder die Quälgeister hatten es ihm nicht erlaubt.
    Ich zögerte erst, doch dann hob ich sie auf, lief damit zurück in den Wald außer Hörweite und schüttete sie aus. Ich machte sie so sauber wie möglich und legte sie zusammen.
    Wahrscheinlich hätte ich mich das gestern noch nicht getraut. Selbst diese kleine Unterstützung für Beaker war ein Akt des Ungehorsams gegen die Bande und widersprach meinem Vorsatz, mich bedeckt zu halten. Es ging mir aber vor allem um die Betreuer und die Leitung des Camps. Und wenn Leech mich wirklich dafür schikanieren wollte, konnte ich ihn immer noch dem Monster aus der Tiefe vorstellen. Ihn auf einen kleinen Ausflug ganz nach unten mitnehmen … Na los , dachte ich. Versuch’s doch. Trau dich! Es war ein ganz neuer Gedanke für mich. Er spendete mir Sicherheit, und das gefiel mir.
    Gerade lief ich wieder zur Hütte zurück und hatte schon fast die kleine Treppe am Hinterausgang erreicht, als ich von drinnen Schritte und das Knarren von Holz hörte. Die Tür ging auf. Ich erstarrte. Um mich hinter die nächste Ecke zu flüchten blieb keine Zeit – also duckte ich mich unter die Treppe und fing mir ein paar Spinnweben dabei ein.
    Jemand trat nach draußen. Wahrscheinlich Todd – sicher hatte er bemerkt, dass ich weg war. Erwischt! Schritte auf der Treppe, dann auf dem ausgestreuten Weg … dann entfernten sie sich. Ich spähte zwischen den ausgetretenen Stufen hindurch. Wer immer es war, er ging langsam, mit schleppendem, müdem Schritt. Ich sah blasse Turnschuhe und Jeans, insgesamt alles zu klein für Todd.
    Es war Leech. Über der Schulter trug er einen schwarzen, röhrenförmigen Behälter. Er wirkte, als wäre er aus Leder. Ich hatte so was noch nie gesehen. Ein Gewehrfutteral? Aber dafür war er zu kurz und zu schlicht. Was bewahrte man in so einem Ding auf?
    Die Tür über mir schloss sich langsam. Vor mir verschwand Leech hinter der nächsten Hütte außer Sicht. Ich verließ meine Deckung, ließ Beakers Bettzeug auf dem Treppenabsatz, packte das Geländer und hechtete zur Tür, stieß mir aber das Knie dabei. Hartes Holz, so ziemlich das genaue Gegenteil von Wasser. Blöde Landwelt, blöde Schwerkraft! Ich rappelte mich wieder auf, doch da hatte sich die Tür schon fast geschlossen … aber nur fast.
    Beakers Kopf erschien in der Öffnung. Sein schwarzes Haar war ein einziges Durcheinander. Er schenkte mir einen schläfrigen, misstrauischen Blick. »Du solltest doch nicht hier draußen sein.«
    »Und weiter?«, flüsterte ich ärgerlich und ahnte einen flüchtigen Moment, weshalb die anderen ihn so quälten: Der kleine Beaker, der sich immerzu um Verbote sorgte. Wollte er mich jetzt verpetzen, um sich bei Todd, seinem einzigen Verbündeten, beliebt zu machen? Ich hob sein Bettzeug wieder auf und drückte es ihm an die Brust. »Da.«
    Beaker schaute erst sein Bettzeug an, dann mich. Seine Augen wurden noch schmaler, als witterte er eine Falle.
    »Das lag auf dem Boden. Ich hab es ausgeschüttelt.«
    Er schien mir immer noch nicht recht zu trauen, schließ lich aber senkte er den Blick und nickte. »Ich hab seitdem im Sweatshirt geschlafen«, sagte er. »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Er machte kehrt, und ich folgte ihm nach drinnen. Die anderen schienen alle noch zu schlafen – bloß Leech war verschwunden. Wäre das denn nicht von Interesse für Todd?
    Im Moment wollte ich aber einfach bloß schlafen. Ich kletterte in mein Bett, drehte mich auf die Seite und spürte nur noch Erschöpfung. Kaum, dass meine Muskeln sich entspannten, schien mein Körper regelrecht zu zerfließen. Kein Brennen mehr am Hals, nur noch Ruhe und Frieden und der Gedanke an Lilly – doch selbst der, so aufregend er sein mochte, konnte mich nicht länger wachhalten.
    Es schien kaum eine Sekunde verstrichen, als die Trompete erklang. Meine Augen waren ganz trocken, ich fühlte mich völlig erledigt und sehnte mich nach noch ein paar Stunden Schlaf.
    Todd kam herein. »Einen wunderschönen Morgen, die Damen!«, verkündete er

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