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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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und demonstrierte uns die Fortschritte, die er mit seinem Achselhaar gemacht hatte.
    »Wo steckt denn Leech?«, fragte Jalen mit Blick auf das leere Bett.
    »Er musste zum Direktor.« Ich lauschte auf irgendwelche Hinweise in Todds Tonfall. Steckte Leech in Schwierigkeiten? Doch er ließ sich nichts anmerken. »Owen, was macht denn der Hals?«
    »Was?« Richtig, der Verband war ja weg. »Alles wieder gut.«
    »Prima«, sagte er, als hätte er sich bloß erkundigt, weil es zu seinem Job gehörte.
    Wir zogen uns an, reichten die Strahlencreme herum und machten uns auf den Weg. Ohne Leech war es viel ruhiger. Ich sah, wie sich Bunsen mit Wesley und Xane unterhielt, sogar Noah klinkte sich ein – unter anderen Umständen wäre es dazu nie gekommen.
    Die Polarfüchse waren schon vor Ort. Unwillkürlich warf ich ihnen einen Blick zu. Paige und Mina und ein paar der anderen unterbrachen ihr Getuschel und schauten mich an. Paige kniff kritisch die Augen zusammen, dann legte sie einen Finger an die Lippen und nickte, als wäre sie zu einem Entschluss gelangt.
    »Meinetwegen«, sagte sie so laut, dass ich es hören konnte, und sicher nicht unabsichtlich. »Mit PN kann ich leben.« Ich wusste nicht, ob sie es ernst meinte oder sich über mich lustig machte. Lag es wirklich nur an den Bandagen? War ich denn nicht mehr derselbe ohne Verband? Ich bin aber wirklich nicht mehr derselbe , dachte ich. Vielleicht merkt sie es ja irgendwie …
    Jemand schubste mich. »Jetzt setz dich schon hin«, sagte Jalen.
    »Lass den Quatsch!«, rief ich, merkte aber, dass ich tatsächlich die Schlange aufgehalten hatte. Also beließ ich es dabei, ging weiter und setzte mich.
    Kaum dass Claudia mit ihrem Begrüßungsritual anfing, fielen mir schon die Augen zu. Die monotonen Stimmen lullten mich ein, und ich war beinahe eingeschlafen, als Beaker mich auf einmal ins Hier und Jetzt zurückrief.
    »Danke noch mal für meine Sachen.«
    »Keine Ursache.« Automatisch schaute ich mich um, ob uns jemand zuhörte, dann rief ich mir in Erinnerung, dass mir das von nun an egal war. Sollten die anderen doch glauben, Beaker und ich wären Freunde.
    Ein Raunen ging durch die Reihen. »Da kommt er!«, hörte ich eins der Mädchen, sie steckten die Köpfe zusammen, und da war Leech, Seite an Seite mit Paul auf dem Rückweg vom See, eine Angel unter dem Arm. Das also war in dem schwarzen Rohr gewesen. Anscheinend durfte er jetzt morgens mit dem Direktor eine Runde angeln gehen. War das noch so ein Privileg, weil er schon lange hier war?
    Leech trennte sich von Paul und marschierte den Weg zwischen den Bänken hinauf. So, wie er grinste, war er sich der Aufmerksamkeit, die er genoss, voll bewusst.
    Paul schlug einen Bogen um uns. Doch dann schaute er mich an, und da war wieder dieses Lächeln, das aufgrund der Sonnenbrille so schwer zu deuten war und mir jetzt, nach allem, was Lilly mir erzählt hatte, noch unheimlicher vorkam. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Was wusste er wirklich? Die Sekunden verstrichen, und immer noch schaute er mich an. Wahrscheinlich hatte auch er den fehlenden Verband bemerkt. Vielleicht war das ja alles – dennoch hätte ich mich am liebsten weggeduckt unter seinem starren Blick … Endlich wandte er sich ab und lief weiter den Hügel hinauf.
    Leech kam bei uns an, sein schiefes Grinsen breiter denn je.
    Paige und ihre Freundinnen brachen in quietschendes Gelächter aus.
    Statt einer Erwiderung deutete Leech nur eine knappe Verbeugung an. Die schiere Selbstsicherheit seines Auftritts schien wieder mal in krassem Gegensatz zu seinem Äußeren zu stehen. Andererseits wusste ich spätestens seit gestern Nacht, wie sehr der äußere Schein trügen konnte.
    »Mann, was ist denn mit deiner Hand passiert?«, fragte Mike, kaum dass Leech sich gesetzt hatte.
    Das Grinsen verschwand. Noch ehe er die rechte Hand vor uns verstecken konnte, hatten wir alle den dicken, weißen Verband gesehen, den er dort trug. »Gar nichts«, zischte er. »Halt bloß die Klappe.«
    »Ist ja gut«, murmelte Mike.
    Auch das Frühstück verlief wie immer, bloß dass die Flirterei noch schlimmer war als sonst – denn Jalen und Noah schienen jetzt ebenfalls eine Freundin zu haben, auch wenn sich mir nicht ganz erschloss, wie das ging; wir sahen die Füchse ja bloß im Speisesaal und abends kurz nach dem Essen.
    Das Zuckerwasser hatte heute Wassermelonen-Aroma, und dazu gab es Haferbrei. Ich versuchte, das übliche Hüttendrama um mich herum zu ignorieren

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