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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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würde. Sie musste jede Minute auf Somerset verbringen.
    »Ich dachte, wir warten bis nach der Ernte, Percy«, sagte sie mit einem Blick, der ihn anflehte, nicht böse zu sein. »Du weißt, dass dieses Jahr sehr viel davon abhängt. Sie muss gut ausfallen; es darf keine Verzögerungen oder Störungen geben. Ich werde die ganze Zeit auf der Plantage gebraucht. Du hast mir versprochen, Verständnis zu haben.«
    Er schluckte. »Wann wäre deiner Meinung nach ein guter Termin?«
    »Ende Oktober.«
    »Ende Oktober! Das ist noch so lange hin, Mary.«
    »Ich weiß, Percy.« Sie schlang die Arme um seinen Nacken. »Bis dahin können wir, wenn wir diskret vorgehen, trotzdem zusammen sein. Und die Wartezeit versüße ich dir, das verspreche ich. Ich liebe dich.«
    »Na schön«, sagte er und erwiderte ihre Umarmung. »Aber ich wünschte, es wäre schon morgen. Ich habe das Gefühl, dass es ein Fehler ist zu warten.«
    »Es wäre ein Fehler, nicht zu warten«, erwiderte Mary. »So werden wir Zeit haben, eine wunderschöne Feier zu planen
und uns richtige Flitterwochen zu gönnen. Wir können das Ganze entspannt angehen. Du wirst schon sehen.«
    Der April verging, dann der Mai, und beide Monate waren heiß und trocken. Mary fing an, sich Sorgen zu machen. Doch Anfang Juni, kurz bevor die Baumwollkapseln aufbrachen, setzte leichter Regen ein, und die Pflanzen erhielten genau die richtige Menge Feuchtigkeit. Obwohl das Schicksal es gut mit ihr zu meinen schien, stand Mary jeden Morgen mit einem Gefühl der Beklemmung auf. Wenn jetzt nur keine heftigen Regenfälle einsetzten oder andere Katastrophen über sie hereinbrachen!
    Trotz ihrer angeborenen Skepsis malte sie sich aus, wie die Ernte eingebracht, die Hypothek beinahe abbezahlt und Geld auf dem Konto wäre. Dann könnte sie mit Percy ein völlig neues Leben beginnen, und solange er sich an sein Versprechen hielte, würde sie dafür sorgen, dass er nie wegen Somerset leiden müsste. Sie würde ihre Zeit und Energie aufteilen und als Erstes einen Verwalter einstellen, der sie entlastete. Wenn nötig, würde sie den ganzen Bundesstaat nach einem Ersatz für den faulen, unzuverlässigen Hoagy Carter absuchen.
    Mary und Percy fingen an, ihr gemeinsames Leben zu planen. Sie würden im Haus der Tolivers wohnen, weil es Percys Eltern sicher freute, wenn ihr Sohn, ihre Schwiegertochter und irgendwann auch die kleinen Warwicks in unmittelbarer Nähe lebten. Percy wollte gleich nach der Hochzeit Stromkabel verlegen und … ja, tatsächlich! … einen Telefonanschluss einrichten lassen. Für später waren Bäder vorgesehen; die Küche sollte modernisiert und das Kutscherhäuschen in eine Garage umgewandelt werden. Die Renovierung würde außerdem den Rosengarten und den Rest des Anwesens sowie einen neuen Außenanstrich für das Haus umfassen. Natürlich würden sie Sassie und Toby behalten, jedoch zusätzliches Personal einstellen,
und Percy hatte vor, einen Buchhalter zur Unterstützung von Mary zu beschäftigen.
    Als größte Schwierigkeit entpuppte es sich allerdings zunächst, ihre Treffen geheim zu halten. Mary machte Percy gegenüber kein Hehl daraus, wie wichtig es ihr war, ihren guten Ruf zu wahren. Vielleicht missbilligten die Leute, dass sie keine Abbitte für die Entscheidung ihres Vaters leistete, aber immerhin verachteten sie sie nicht. Schließlich war sie eine Toliver! Doch ihr Name würde ihr nichts mehr nützen, wenn ihre voreheliche Affäre herauskäme, und auch Percy wollte Gerüchte verhindern, er habe seine Frau vor der Heirat verführt.
    Deshalb planten sie ihre Zusammenkünfte sorgfältig. Meist trafen sie sich in der Hütte am See. Niemand ahnte etwas davon, was hinter der grob behauenen Holztür vor sich ging. Sassie nahm an, Mary verbringe angesichts der bevorstehenden Ernte jede Nacht, die sie nicht daheim schlief, im Ledbetter-Haus. Und Hoagy glaubte, seine Herrin, die nun zufriedener wirkte und zugenommen zu haben schien, lenke den Einspänner mit Shawnee am Ende eines langen, heißen Tages in Richtung Houston Avenue.
    Die Donnerstagabende, an denen sowohl Sassie als auch Toby Ausgang hatten, verbrachten sie im Haus der Tolivers. Dort nahmen sie sich kaum genug Zeit für das von Mary vorbereitete leichte Abendessen, bevor sie schon auf dem Weg in ihr Schlafzimmer aus den Kleidern schlüpften. Mary, die früher ganz für ihre Tage in Somerset gelebt hatte, fieberte nun nur noch ihren Nächten mit Percy entgegen.
    Lediglich die Sonntagnachmittage teilten sie

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