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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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das Klassenzimmer betritt. Kurz darauf wurde ihr eine Jacke über die Schultern gelegt, und eine vertraute Stimme flüsterte ihr ins Ohr: »Ich bring dich nach Hause, Mary.« Percy. »Hier kannst du nichts mehr tun.«
    Die Carters starrten schweigend den mächtigen Percy Warwick an, wie er den Arm um Miss Mary legte. Falls es noch Zweifel über die Natur ihrer Beziehung gegeben hatte, waren diese nun zerstreut. Ohne auf Percy zu achten, sagte Mary: »Hoagy, wenn Sie hier fertig sind, fahren Sie rüber nach Fair Acres und weisen die Leute da an, ihre Baumwolle zur Ledbetter-Wiegestelle zu bringen. Sam und ich beurteilen die Lage in Somerset und wiegen die Ernte dort. Wir treffen uns um zehn Uhr morgens am Haus.«
    »Ja, Miss Mary.«
    »Einen guten Morgen wünsche ich euch allen«, erklärte Mary zum Abschluss und versuchte unauffällig, Percys Arm abzuschütteln. »Ich weiß eure Bemühungen heute Nacht zu schätzen. Mattie, danke für den Kaffee, und es tut mir leid, dass wir die Hütte auf den Kopf gestellt haben.«
    Percy ließ den Arm sinken und folgte Mary mit einem kurzen Abschiedsnicken für die Familie durch die Räume voll durchweichter Baumwolle hinaus zum Pierce-Arrow. Als sie die vom Hagel zerbeulten Kotflügel und die schlammverkrusteten Reifen bemerkte, verkniff sie es sich, ihn seines Auftauchens wegen anzuherrschen. Nach tiefem Luftholen fragte sie: »Warum bist du gekommen, Percy?«
    Er rückte die Jacke um ihre Schultern zurecht. »Um sicher zu sein, dass dir nichts fehlt, und um dich mit nach Hause zu nehmen.«
    »Wie kommst du auf die Idee, dass ich heimmöchte? Ich werde hier gebraucht. Außerdem bin ich auf Shawnee da.«
    Der Wallach stand geduldig und mit regennassen Flanken an dem Pfosten, an den Mary ihn angebunden hatte. Als er seinen Namen hörte, wandte er ihr traurig den Kopf zu.
    »Einer von den Carters soll ihn nach Hause bringen«, sagte Percy.
    »Nein, du begreifst das nicht. Die Carter-Jungen haben hier zu tun, und ich benötige Shawnee, um nach Fair Acres hinüberzureiten. Und wenn ich dort fertig bin, muss ich in die Stadt, mit Emmitt Waithe reden.«
    »Mein Gott, Mary, zu Emmitt kann ich dich doch auch fahren.«
    »Nein! Das muss ich allein erledigen.«
    Die Carters starrten sie von der Tür aus unverhohlen an.
    »So?«, fragte Percy und ließ den Blick spöttisch über ihren nassen, verdreckten Morgenmantel wandern. »Lass mich dich wenigstens nach Hause bringen, damit du dir was Trockenes anziehen kannst, sonst holst du dir den Tod.«
    Percy hatte recht. Wenn sie in Nachthemd und Morgenmantel bei ihren Pächtern auftauchte, stärkte das im Moment nicht gerade deren Selbstvertrauen, und außerdem fröstelte
sie tatsächlich. Krank zu werden konnte sie sich wirklich nicht leisten. »Na schön«, sagte sie.
    Sie banden den Wallach an der hinteren Stoßstange fest. Mary und Percy schwiegen, während er sich darauf konzentrierte, den Pierce-Arrow und Shawnee nicht in ein Schlammloch zu lenken. Automobil und Pferd waren gezwungen, die kurz zuvor asphaltierte Straße nach Howbutker statt des Feldwegs zu nehmen, auf dem sie sich der Houston Avenue unauffälliger hätten nähern können. Da der Ort jedoch gerade erst zum Leben erwachte, bekamen nur wenige Ladeninhaber Gelegenheit, ihnen mit offenem Mund nachzuschauen.
    »Also, wie schlimm ist es?«, erkundigte sich Percy, als er den Wagen vor der Veranda abstellte. »Ist das das Ende?«
    Mary hielt den Blick starr nach vorn gerichtet. »Ein Ass habe ich noch im Ärmel.«
    Percy legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte mit leiser Stimme: »Tut mir leid, Schatz, aber abgemacht ist abgemacht.«
    »Habe ich etwas anderes behauptet?« Mary schüttelte die Jacke ab und öffnete die Tür. »Immerhin könntest du dich bemühen, nicht so glücklich darüber auszusehen.«
    »Ich bin nicht glücklich. Mein Gott, Mary …« Percy stieg aus, während sie nach hinten eilte, um Shawnee loszubinden. »Wie kommst du denn auf die Idee? Schatz, ich weiß, wie dir ist …«
    »Von wegen! Wie auch? Eine solche Katastrophe für Somerset zu erleben ist, als würde man sein Kind sterben sehen. Mir fehlen die Worte, um meine Verzweiflung zu beschreiben.«
    »Dir war das Risiko bewusst …«
    Mary spürte, wie sie rot wurde. »Halt mir keine Vorträge, Percy! Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist deine Warwick-Logik. Mach dich an deine Arbeit oder tu irgendwas
anderes, aber bitte lass mich meine eigenen Angelegenheiten regeln.«
    Mary zerrte Shawnee

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