Die Erben
gegessen“, hatte sie auf meinen genervten Gesichtsausdruck hin erwidert.
Und jetzt also ein Hund.
Es war immerhin unverkennbar ein Hund, nicht einer von der Sorte, bei der man überlegen musste, ob es sich nicht vielleicht um eine verkleidete Kanalratte handelte oder womöglich um eine Klobürste auf vier Beinen.
Mit seinem Kopf konnte er locker meinen Oberschenkel berühren und das schwarze Fell reflektierte die Sonne, die in den Garten strahlte, was sehr schön aussah.
Insgesamt also ein brauchbares Exemplar eines Hundes.
„Äh, danke“, murmelte ich noch immer etwas verdattert und kniete mich unsicher vor ihn.
Er schnupperte an meiner Hand, leckte einmal kurz darüber und sah mich dann ziemlich unbeeindruckt an.
Wir wurden sofort Freunde.
„Ich mag ihn“, teilte ich meinen Eltern mit, schon allein aus Sorge, sie könnten gleich noch vor Ungeduld umfallen.
„Gott sei Dank“, entfuhr es meiner Mum auch schon. „Es ist übrigens ein Rüde und du kannst ihm einen neuen Namen geben.“
„Wie heißt er denn eigentlich?“, wollte ich wissen, da ich denkbar schlecht darin war, mir Namen auszudenken.
„Hugo.“
Okay, dann muss eben doch ein neuer Name her.
Mit zusammengekniffenen Augen sah ich meinen neuen Freund an und kräuselte die Lippen.
„Wie willst du denn heißen?“
Der Hund leckte sich kurz über die Schnauze und ich nickte.
„Ja, Kafka finde ich auch gut.“
2. Kapitel
- 2 -
Lyn
Am Morgen meines ersten Schultages an der Canterbury High School konnte ich nicht einmal mein Müsli essen. Stattdessen kippte ich vier Tassen schwarzen Kaffe meine Kehle hinunter und ignorierte die Warnungen meiner Mutter, die mir einen Herzkasper wegen des vielen Koffeins auf leeren Magen prophezeite.
Kurz; Ich war aufgeregt.
Wie es soweit kommen konnte, wusste ich nicht, schließlich war das nicht mein erster Schulwechsel. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt die Neue zu sein.
Aber ich war noch nie auf eine normale Privatschule gegangen. Und dann auch noch auf Eine, die scheinbar an der ganzen Ostküste bekannt war.
Allein der Gedanke war absurd.
Ich war einfach keine Privatschülerin.
Ich war die, die in der letzten Reihe saß, bei den Mädchen verhasst war, weil sie sich nicht benahm wie sie und bei den Jungs akzeptiert, weil sie wussten, dass ich im Ernstfall wusste, wo ich hintreten musste, damit es ihnen weh tat.
Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, als ich meine Schuluniform angezogen hatte und stöhnte auf.
„Ich sehe behämmert aus, oder?“, wandte ich mich an Kafka, der nur gelangweilt eine Augenbraue hob.
„Sag ich doch“, murmelte ich, als meine Tür aufgestoßen wurde.
„Lyn, es gibt ein Problem“, verkündete mein Vater atemlos und kam in mein Zimmer gestolpert.
„Super, ich hätte den Tag nicht ohne beginnen können.“ Ich schnaufte durch. „Was für eins denn?“
„Unser Auto springt nicht an und Thor arbeitet. Es kann dich also niemand fahren“, erklärte er mir mit wehleidigem Gesicht.
Hinter ihm wuselte Mum die Treppe herauf und stürzte ebenfalls in mein Zimmer. „Lyn, es tut mir so Leid.“
„Ich werde es schon überleben“, versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie schien mich kaum zu hören, sondern fuchtelte nur mit einem Blatt Papier vor mir herum.
„Hier, ich habe eben herum telefoniert, von wo aus der Schulbus los fährt.“ Sie drückte mir den Zettel in die Hand, auf dem eine Straßenecke notiert war. Darunter war säuberlich eine Skizze mit dem Weg.
„Aber der soll immer sehr voll sein“, erklärte sie weiter. „Da wir dich nicht für den Schulbus angemeldet haben, weiß ich nicht, ob du einen Platz bekommen wirst.“
„Danke, aber dann fahre ich lieber mit dem Fahrrad“, murmelte ich nur und stopfte das Papier in meine Blazertasche.
„Warte, ich zeichne dir schnell den Weg auf, wenn du mit dem Rad fährst“, schlug Mum übereifrig vor und ich verzog das Gesicht.
„Ist schon okay, ich finde es auch so.“ Ich schnappte meinen Rucksack und hob die Hand. „Ich sollte dann aber wohl gehen, sonst komme ich noch zu spät.“
Mein Plan, keine große Sache daraus zu machen und damit meine Mum zu einem Schauspiel der Emotionen zu provozieren, wurde von ihrem überraschend starken Arm unterbrochen. Sie zog mich an sich und drückte, was der kleine Körper hergab.
„Hab einen guten ersten Schultag“, schluchzte sie in mein Ohr und gequält sah ich zu meinem Dad, der amüsiert drein sah.
„Danke“, japste ich und
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