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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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eine Augenbraue hoch.

„Okay, ich muss dann jetzt rein“, verabschiedete ich mich und bevor Simon etwas erwidern konnte, drehte ich mich um. „War mir eine Freude mit dir zu sprechen“, ergänzte ich ironisch säuselnd und ließ ihn leicht verdutzt zurück.

Schnell verschwand ich im Schulgebäude und steuerte auf den rechten Gang zu, der laut meines selbst gezeichneten Planes zum Schulrektorat führen sollte, wo ich meinen Stundenplan bekommen sollte und das Büro des Direktors mit meiner Anwesenheit beehren durfte.

Der Korridor war elendig lang und die Wände verdammt hoch. Jeder Schritt und jedes Geräusch hallte und ich war sicher, nachts war dieses Gebäude einfach nur ideal als Horrorfilmkulisse.

Zu meinem Glück waren kaum noch Schüler auf den Gängen, so dass ich keinen allzu idiotischen Eindruck machte, während ich jedes Zimmerschild begutachtete, bis ich endlich die Aufschrift „Anmeldung / Sekretariat“ las und durch die offene Tür hechtete.

„Hallo, ich bin Lyn Wes-“, begann ich, doch offensichtlich war die füllige Dame mit der fetten Hornbrille und dem Froschgesicht, die für die Anmeldung zuständig war, nicht daran interessiert, sich von mir von ihrem Frühstück abhalten zu lassen.

Stattdessen knallte sie ein Papier vor sich auf den Tisch. „Das ausfüllen, dann zu meiner Kollegin im nächsten Zimmer gehen, die bringt Sie dann zu Direktor Hastings“, blaffte sie ohne mich einmal anzusehen und wandte sich wieder ihrem klebrigen Obstmüsli zu, in das sie gerade löffelweise Zucker schüttete.

„Zucker ist aber gar nicht gut für die Figur“, entgegnete ich kühl und Froschgesicht wurde puterrot.

„Sie können da drüben schreiben“, meinte sie schon etwas kleinlauter und deutete auf einen Tisch hinter der Tür.

Als ich das Formular ausgefüllt hatte, ging ich wortlos ins nächste Zimmer und wünschte mir sofort Froschgesicht zurück.

Zwei große wässrige Augen durchbohrten mich, als ich durch die Tür trat, als wäre meine Ankunft bereits erwartet worden und als ich mein Formular auf den Tisch legte, griffen fünf lange spinnenartige Finger danach.

„Miss Westera also“, stellte sie mit quietschender Stimme fest und musterte mich erneut. „Die Schuluniform besteht nur aus einem Rock. Jeanshosen sind hier nicht erwünscht.“ Ich sah irritiert an mir runter, da ich vollkommen vergessen hatte, dass ich noch immer meine Jeans trug.

„Äh ja, das ist nur-“

„Außerdem habe ich hier keine Lyn Westera, nur eine Gwendolyn Westera“, fuhr sie fort, ohne mich aussprechen zu lassen und tippte auf eine Liste, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag.

Hätte dieses eingefallene Gesicht mich nicht so gruselig angestarrt, wäre mir wohl etwas Schlagfertiges eingefallen, schließlich führte ich solch eine Unterhaltung wegen meines Namens nicht zum ersten Mal.

Doch diese Schreckschraube gruselte mich und so murmelte ich nur, „Ja, das bin ich.“

„Aha.“ Problem gelöst.

Sie strich meinen Vornamen auf dem Formular, das ich ihr mitgebracht hatte, durch, kritzelte Gwendolyn darüber und stand auf, um am Tisch vorbei zu einer Tür an einer anderen Seite des Zimmers zu gehen.

„Warten Sie hier, ich sage Direktor Hastings, dass Sie da sind.“ Dann war sie hinter der Tür verschwunden.

Ohne die Spinnenfrau war es in diesem Büro noch viel unheimlicher. Außerdem roch es unangenehm nach altem Mensch und ich war erleichtert, als kurz darauf die Tür wieder aufging und sie mich in das Büro des Direktors ließ.

„Miss Westera, setzten Sie sich“, begrüßte mich ein kleiner älterer Herr mit einer Halbglatze und Unterlippenbärtchen. Ich nahm an, er wollte dadurch jugendlich wirken, aber die grauen Haare zerstörten diese Illusion.

Ich setzte mich auf einen Sessel gegenüber seines Schreibtisches und sah Direktor Hastings dabei zu, wie er seine Lesebrille aufsetzte und meine Schulakte durchlas.

„Ihre Noten sind ziemlich gut, aber ich sehe keinerlei sozialen Aktivitäten“, stellte er fest und sah mich über den Rand der Akte an.

„Ich eigne mich nicht so für soziale Dinge“, erwiderte ich nur und zuckte die Schultern.

„Wie darf ich das verstehen?“, hakte er nach und ich holte tief Luft.

„An meiner alten Schule gab es mal ein Projekt, bei dem Streitschlichter gesucht wurden“, erklärte ich. „Das sind Schüler, die sich in Streitsituationen zwischen anderen Schülern als Vermittlungsperson einschalten.“

„Ich kenne diese Projekte“, warf Direktor

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