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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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bekommen, sondern auch gleich noch ein Schlafzimmer.

„Falls er mal Abends nicht mehr nach Hause fahren willst“, hatte meine Mutter argumentiert. Zehn Autominuten Entfernung von der eigenen Wohnung zum Elternhaus rechtfertigten so ein Schlafzimmer schließlich absolut.

Ich verbrachte die meiste Zeit meiner Ferien in Cape Gale mit meinem Bruder und gezwungenermaßen auch mit seiner hohlen Freundin, da ich hier ja niemanden kannte und fast begann ich mich schon auf die Schule zu freuen, da mir selbst der übliche Stress mit meinen Mitschülern lieber war, als diese ultimative Langeweile mit Fiona, der Vakuumbirne.

Meine Freude wurde jedoch drastisch gedämpft, als etwa drei Wochen vor Schulbeginn ein Brief der Canterbury Highschool kam, während ich mit meinen Eltern, meinem Bruder und der Vakuum-Birne gerade im Garten beim Frühstück saß.

„Sieh mal Lyn, hier sind Bilder von Canterbury abgebildet, die dürften dich interessieren.“ Meine Mum reichte mir ein dünnes Heftchen, das ich gelangweilt durchblätterte, während der dritte Erdnussbuttertoast den Weg in meinem Magen fand.

„Schön“, murmelte ich mit vollem Mund. „Altes Haus… Alter Direktor… Super alte Bibliothekarin… Toll.“ Ich wollte das Heftchen gerade in die ausgestreckte Hand meines Vaters drücken, als mir etwas auffiel.

„Sag mal, ist das irgendwie ein modischer Gag, dass die alle Schuluniformen tragen?“, wollte ich mit hochgezogener Augenbraue wissen und meine Eltern wechselten einen Blick.

„Warte mal kurz“, meinte mein Dad mit aufgesetzt heiterer Stimme und stand auf, um ins Haus zu gehen. Wenige Sekunden später kam er wieder mit einer Tüte bewaffnet zurück und ich riss die Augen auf.

„Nein!“, stieß ich hervor, bevor er überhaupt etwas sagen konnte. „Nein! Nein! Nein!“

„Jetzt sieh sie dir doch erst einmal an. Vielleicht gefällt sie dir ja“, forderte mich Mum auf und tätschelte meinen Arm.

„Wenn der Rock kariert ist, dann halte ich das für unwahrscheinlich“, entgegnete ich und tippte auf das Heft, in dem genau solche Röcke abgebildet waren.

Mein Dad reichte mir vorsichtig aber bestimmt einen säuberlich zusammengefalteten Bündel Kleider und während ich ihn auseinander faltete, verzog sich mein Gesicht immer mehr zu einer wehleidigen Fratze.

„Eine Krawatte?“, jaulte ich auf und hielt das dunkelgrüne Ungetüm in die Luft.

„Sagt mir, dass das ein Witz ist“, bat ich hilflos. „Ich lache auch, wenn es sein muss, aber bitte sagt mir, dass das nicht euer Ernst ist.“

Meine Eltern antworteten nicht, sondern sahen mich nur mit entschuldigenden Gesichtern an, während mein Bruder einen hochroten Kopf bekommen hatte, da er sein Lachen unterdrückte. Niedergeschlagen betrachtete ich die Kleider vor mir.

Ein weißes Hemd, ein grün-karierter Rock, dazu ein dunkelgrüner Blazer und dann diese furchtbare Krawatte.

Mein Leben war vorbei.

„Wir haben noch eine Überraschung für dich“, verkündete Dad, doch statt mich damit aufzubauen, jagte er mir nur noch einen Schreck ein.

„Und was? Der passende Pullunder und die Riemchensandalen?“, entgegnete ich wehleidig und mein Bruder lachte los. „Pass auf, dass du nicht erstickst“, maulte ich ihn an und sein Lachanfall wurde noch schallender.

„Der ist für dich.“ Meine Mum deutete hinter mich und mit angespannten Muskeln drehte ich mich langsam um, auf das Schlimmste gefasst.

Doch statt Schuhen oder einem weiteren peinlichen Kleidungsstück hatte mein Vater ein Tier an der Leine. Genauer gesagt, einen Hund. Vermutlich eine Labrador-Mischung.

Wie um alles in der Welt waren meine Eltern auf die Idee gekommen, mir einen Hund schenken zu wollen, wo ich noch nicht einmal einen Kaktus am Leben erhalten konnte?

Ich konnte es mir denken. Wahrscheinlich hatte ich als Kind einmal über einen Hund gesagt, wie süß er sei und –
Boom
    – hieß das für meine Eltern, dass ich einen Hund wollte. Solche Dinge konnten die sich Jahrzehnte lang merken.

Als ich etwa zehn gewesen war, hatte ich eine Phase, in der ich für mein Leben gerne Müsliriegel mit Bananengeschmack gegessen hatte. Die darauf folgenden Wochen bekam ich nichts anderes mehr mit in die Schule und irgendwann quollen sie mir buchstäblich aus den Ohren heraus. Vor ein paar Wochen dann hatte ich meine Mum gebeten mir irgendetwas mitzubringen, was ich in der Schule zwischendurch essen konnte und natürlich brachte sie Bananenmüsliriegel.

„Aber du hast die doch immer so gerne

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