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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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interessiert einen das nur bedingt, wenn man jedoch mit siebzehn plötzlich einen glasklaren Eindruck davon bekommt, ist das etwas ganz anderes. Mutter Natur hatte sich wohl schon etwas dabei gedacht, dass man sich später nicht mehr an seine ersten Lebensjahre erinnern konnte.

Mutlos ließ Sarah die Schultern hängen. „Konzentrierst du dich denn überhaupt richtig?“

„Natürlich tue ich das.“

Ich setzte mich auf. Sarah und ich waren alleine in meinem Zimmer. Bei unserer ersten Sitzung waren Thor, Simon und Sisy noch dabei gewesen. Doch als das Ergebnis ausgesprochen unerfreulich für Sarah ausfiel, hatte sie darauf bestanden, mit mir alleine zu sein.

Selbst Kafka war mittlerweile verbannt worden.

Er hatte es ihr mit einem Knurren gedankt.

Sie sank noch ein wenig tiefer in sich zusammen. „Und du siehst gar nichts?“

„Das hab ich dir doch schon mal erklärt“, entgegnete ich ungeduldig. „Ich sehe nur Erinnerungen und ein paar unnötige Sachen aus der nahen Zukunft. Nichts wegen Constantine, Luzifer, Gregor, Mary, Bill, Hank-“

„Ist ja gut“, unterbrach Sarah mich und stand stöhnend auf. „Ich habe es verstanden.“

Sie legte sich das Amulett wieder um den Hals und nahm ihre Tasche von der Kommode. „Hast du mittlerweile wenigstens mit Ennis gesprochen?“

„Ähm, ja“, log ich. „Aber noch nicht über alles.“

Sarah stellte die Tasche wieder ab und wandte sich mit missbilligendem Blick erneut zu mir. „Du hast noch nicht ein Sterbenswörtchen mit ihm geredet, hab ich Recht?“

Ich sank in mich zusammen. „Da du so gerne Recht hast; nein, ich habe noch kein Wort mit ihm geredet.“

„Und was hält dich ab?“, wollte sie wissen und stemmte die Hände in die Seiten. „Du hast uns gebeten, nicht mit ihm zu reden. Du wolltest das selbst machen. Und jetzt sind vier Tage seit unserem Besuch in Providence vergangen und-“

„Ich mach’s ja“, fiel ich ihr ins Wort. „Ich weiß nur noch nicht, wie. Er ist seit dem Sturm nicht mehr in der Schule gewesen, es geht ihm also bestimmt nicht gut. Ich will da nicht unbedingt diejenige sein, die mit der Tür ins Haus fällt und ihm erklären muss, dass da draußen irgendwelche Jäger rumrennen, die seinen Vater getötet haben und ihn ebenfalls tot sehen wollen. Vom Rest mal komplett abgesehen.“

„Und genau deswegen habe ich dir gesagt, dass wir alle mit ihm reden sollten.“

„Ja, aber er kennt euch nicht“, erinnerte ich sie und verzog das Gesicht.

„Gut und deswegen wolltest du mit ihm alleine reden“, entgegnete Sarah wiederrum und hob genervt die Hand. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, für was wir noch diskutieren. Das war bestimmt das zehnte Mal jetzt, dass wir das durchgekaut haben.“

„Ja, mir kommt’s auch schon wieder hoch“, murrte ich.

„Wenn er nicht weiß, dass sein Leben in Gefahr ist, hilfst du ihm kein bisschen“, erklärte Sarah leiernd und klang ein bisschen, als würde sie mit einem Kind reden. „Wir können nicht ewig Patrouille laufen, um zu gucken, ob er noch lebt. Er muss sich auch selbst schützen können.“

Ich nickte, doch offenbar fehlte ihr noch immer die erkennbare Einsicht in meinem Gesicht.

„Wenn du bis morgen Abend nicht mit ihm geredet hast“, sagte sie daher, „dann fahr ich zu ihm und erzähle es ihm.“

Ich biss mir auf die Zähne. „In Ordnung“, quetschte ich heraus und schaute Sarah wütend an.

Sie schien jedoch zufrieden mit sich, stand auf, zog sich ihren Mantel an und schnappte sich ihre Tasche. „Dann bis morgen in der Schule.“

Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, streckte ich ihr die Zunge raus.

„Und jetzt zu dir, Simon“, meinte ich in die Stille. „Was hast du hier zu suchen?“

Ich spürte einen Luftzug und im nächsten Moment vibrierte mein Handy auf der Bettdecke.

„Na“, meinte ich, als ich das Gespräch angenommen hatte. „Kannst du mit deiner Astralprojektion noch nicht reden?“

„Nee“, antwortete Simon zerknirscht. „Ich versuche es, aber es klappt noch nicht.“

„Eine Tragödie“, entgegnete ich sarkastisch. „Aber ich freue mich schon darauf, demnächst unvermittelt und ohne Vorwarnung überall von dir zugequatscht werden zu können.“

Simon lachte auf. „Das weiß ich doch. Nur wegen dieser Sehnsucht trainiere ich überhaupt so hart.“

Grinsend verdrehte ich die Augen. „Und was hast du hier zu suchen gehabt?“

„Ich wollte wissen, wie eure Hypnosestunde voran kommt.“

Mein Gesicht verzog sich zu einer

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