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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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sagst es“, pflichtete ich ihr bei. „Warum will sie wissen, ob ich auch komme?“

„Das meinte ich nicht“, winkte Ava ab. „Es ist eigenartig, dass Sarah nicht in der Schule ist, aber zu Simons Geburtstag kommen wird.“

„Was ist daran so eigenartig?“, fragte ich verwundert. „Sie hat vielleicht die Grippe, da ist es ja möglich, dass sie bis Samstag wieder gesund ist.“

Nicht, dass ich mir das wirklich wünschte,
    dachte ich böse.

Ava blickte wieder auf. „Es ist eigenartig, weil Sarah noch nie gefehlt hat. Sie hatte einmal eine Lebensmittelvergiftung und hat sich sogar aus dem Krankenhaus geschlichen, um hierher zu kommen.“

Ich wollte mich gerade über Sarahs offensichtlich bedenklichen Geisteszustand auslassen, als Mr. Brown sich räusperte.

„Ava, Lyn“, ermahnte er uns in seiner nicht wirklich autoritären Art. „Könntet ihr bitte wenigstens so tun, als wäre ich hier vorne das Spannendste, was ihr je erlebt habt?“

„Ach Mr. Brown“, säuselte ich mit gespieltem Mitleid und Ava wieherte beinahe vor Lachen. „Sie sind ja wirklich schon ziemlich spannend, aber wollen sie wirklich, dass wir sie schamlos belügen?“

Mr. Brown starrte mich perplex an, während im Rest der Klasse vereinzelt gelacht wurde.

Dann schüttelte er den Kopf und lächelte matt. „Mein erstes Schuljahr als Lehrer, und ich bekomme jemanden wie dich als Schülerin.“

Breit grinste ich ihn an. „Sehen Sie es doch positiv, Mr. Brown. Wenn sie mich überleben, überleben sie alle.“

Zum Glück gab es in meinem Leben noch andere Inhalte, als Simons Halloweenparty und Sisys schockierender Überzeugungsfähigkeiten.

Nämlich Spanisch und meine unglaubliche Fähigkeit, Mr. Collins genau überhaupt nicht zuzuhören, wenn er mir Grammatik erklären wollte.

Aus diesem Grund verbrachte ich beinahe jede Freistunde in der Bibliothek und ackerte mich durch meine Notizen. Leider beinhalteten diese wesentlich mehr Bildchen und Songtexte, als Spanisch.

Meistens leistete mir Ennis Gesellschaft, der in Spanisch neben mir saß und deutlich besser war als ich.

Ich stöhnte und blätterte wie wild durch das Buch, das ich mir ausgeliehen hatte, bis er auftauchte.

„Kann ich mich da hin setzten?“ Ich erkannte die Stimme sofort und stöhnte auf.

„Oh bitte“, antwortete ich Simon sarkastisch. „Nichts könnte mich mehr erfreuen, als deine Anwesenheit, während ich versuche zu lernen.“

Er setzte sich neben mich auf einen Stuhl, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

„Dich amüsieren wirklich eigenartige Sachen“, stellte ich fest und er zuckte mit den Achseln.

„Wie ich es schon einmal gesagt habe, ich bin ein Masochist.“

Ich bedachte ihn mit einem dumpfen Blick. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, dass ihm ein Besuch beim Friseur mal wieder gut getan hätte. Die dunkelblonden Strähnen fielen ihm teilweise schon über die grünen Augen.

Möglicherweise war es aber auch Absicht.

Gelangweilt widmete ich mich wieder meinen Spanischnotizen, während Simon ein Buch aufschlug und desinteressiert darin herumblätterte.

Nach einer Weile, die höchstens drei Minuten umfasst haben konnte, schlug er es stöhnend wieder zu.

Die Auffassungsgabe eines Dreijährigen,
    attestierte ich in Gedanken.

„Wie geht’s denn Kafka?“, fragte er mich im Plauderton und ich löste mich widerwillig von einer Definition der spanischen Determinative.

„Willst du jetzt Small Talk führen?“, wunderte ich mich und Simon lehnte sich zurück.

„Hast du etwa Bock zu lernen?“, fragte er verständnislos und deutete auf meinen Notizblock. „So wie ich das sehe, hast du bisher auch mehr Bildchen gemalt, als Notizen aufgeschrieben.“

Ich kratzte mich am Kopf und zuckte mit den Schultern. „Wenn ich nicht bald anfange mit dem Lernen, krieg ich Probleme“, gab ich zu. „Im Gegensatz zu dir können mir meine Eltern nicht einfach den Weg aufs College freikaufen.“

Simon bedachte mich mit einem müden Lächeln. „Deine Vorstellung von mir und meinem Leben ist süß, aber nicht besonders realitätsnah.“

Ich wollte gerade etwas erwidern, doch Simon wechselte sofort wieder in den Plaudermodus.

„Ich habe gestern mit meinem alten Herrn über den Sinn des Lernens diskutiert“, erklärte er.

„Und was waren deine Argumente?“

Simon kratzte sich am Kinn und wippte mit dem Stuhl. „Dass es doch eigentlich darum geht, was wir wissen und nicht darum, was wir lernen können.“

Ich musste lachen, „Das hab‘ ich

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