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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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Antwort bestand aus einem demonstrativen Schweigen.

„Ich rufe an, weil ich dich fragen wollte, ob du zu meinem Geburtstag kommen willst?“

Meine Augenbrauen wechselten ruckartig die Position.

„Hä?“

„Ich habe gefragt, ob du zu meinem Geburtstag kommen willst“, wiederholte Simon schmunzelnd und ich stöhne ungeduldig.

„Akustisch hab ich dich verstanden“, erklärte ich hastig. „Aber wie um alles in der Welt… Ich meine, wie kommst du darauf… Was bringt dich dazu…“

„Führst du irgendwann auch mal einen Satz zu Ende?“, unterbrach Simon mein Gestottere und ich schnaufte genervt aus.

„Reicht dir ein einfaches Nein zu deiner Einladung, oder soll ich mir eine glaubwürdige Ausrede einfallen lassen? Weil dann muss ich dich zurück rufen.“

Ein unterdrücktes Lachen war als Antwort zu hören. „Schreibst du dir solche Sprüche eigentlich auf, bis der richtige Moment kommt, oder spukt dein Hirn die wirklich einfach so aus?“

„Was soll ich sagen?“, erwiderte ich und war froh, dass er mein Lächeln nicht sehen konnte. „Es ist eine Gabe.“

„Faszinierend.“ Simon räusperte sich. „Hör zu, ich dachte mir, dass du Nein sagen könntest, oder zumindest etwas antworten würdest, was man mit Nein übersetzten könnte. Deswegen wird es gleich an deiner Tür klopfen und wir zwei sprechen uns in zehn Minuten nochmal.“

Schon hatte er aufgelegt und die Leitung war tot.

Verwundert legte ich das Telefon auf die Gabel und im gleichen Moment klopfte es tatsächlich an meiner Tür.

Ich stand auf und ging durch mein Zimmer, um schwungvoll die Tür aufzureißen. „Simon, du brauchst- Oh!“

Vor mir stand kein Simon, sondern eine konsequent lächelnde Sisy. In ihrem weißen Wollmantel und dem ebenfalls perlweißen Schal, sah sie aus wie eine Schneeflocke mit Gesicht.

„Hallo Lyn“, begrüßte sie mich fröhlich. „Darf ich reinkommen?“

„Äh, sicher“, stotterte ich und Sisy tänzelte an mir vorbei in mein Zimmer. Sie zog ihren Mantel aus und setzte sich auf den Schreibtischstuhl, der ausnahmsweise einmal frei war.

Es war ein bizarres Bild, sie hier in meinem Zimmer zu sehen.

Etwa wie eine Blume mitten auf einem Schlachtfeld, bestehend aus Büchern, Kleidern und was sonst noch alles in meinem Zimmer herum flog.

„Simon hat dich schon gefragt, ob du zu seinem Geburtstag kommen willst?“, erkundigte sie sich ohne Umschweife und ich nickte, als ich mich auf mein Bett setzte.

„Er hat eben angerufen“, bestätigte ich und deutete hinter mich zum Telefon.

„Und gehst du hin?“

„Nö.“

Sisy lächelte. „Warum nicht?“

„Warum sollte ich?“, fragte ich verwundert. „Ich kenne ihn kaum und ich sehe auch keinen Grund, daran etwas zu ändern.“

„Und wenn ich dir sagen würde, dass er eigentlich ein wirklich netter Kerl ist und dich gerne bei seinem Geburtstag dabei hätte?“

Ich schnaufte. „Dann würde ich vermutlich seinen Geisteszustand anzweifeln, aber das tue ich ehrlich gesagt sowieso schon.“

Sisy bedachte mich mit einem unergründlichen Blick, dann stand sie auf und setzte sich neben mich. Sie legte ihre Hand auf meinen Unterarm und lächelte mich an.

„Komm doch bitte zu seinem Geburtstag“, bat sie mich. „Er feiert an Halloween, du kannst also so tun, als wärst du auf einer gewöhnlichen Halloweenparty. Du musst nicht einmal ein Geschenk mitbringen.“

Ich zog eine Grimasse. „Ich hätte ihm eh nichts geschenkt.“

„Na siehst du.“ Sisy legte ihren Kopf schräg und suchte meinen Blick. „Komm schon, gib dir einen Ruck. Sarah hat auch schon gefragt, ob du kommst.“

Sarah. Noch ein Grund, nicht hinzugehen.
    „Sarah?“, wiederholte ich ungläubig. „Hat sie den Plan, mich umzulegen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen? Ich mein, Halloween eignet sich dafür vermutlich grandios. Sie könnte mich einfach im Gruselkabinett um die Ecke bringen und meine Eingeweide als Dekoration verteilen.“

Angewidert starrte Sisy mich an. „Deine Fantasie ist… eigenwillig.“

„Ich traue Sarah nur alles zu, das ist alles.“

„Sie wird dich nicht umlegen“, versicherte Sisy etwas ungeduldig und verstärkte ihren Griff. Ihr penetrant blumiges Parfum kroch in meine Nase. „Also kommst du?“

Es schüttelte mich beim Gedanken an Sarah und meine selbst ausgemalte Tötungsszene. Außerdem wurde mir schwindelig von Sisys Blumenduftwasser.

Es wäre mir mehr als recht gewesen, wenn sie nicht so nah vor mir gesessen wäre. Und dann noch dieser

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