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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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was machen Sie in unserem Garten?“, wollte ich wissen und versuchte zu ignorieren, dass der Kerl beinahe einen Kopf größer war als ich.

Er räusperte sich und zupfte an seinem Namensschild herum, das an seiner Brust heftete.

„Mein Name ist Alex“, antwortete er mit einem starken russischen Akzent. Er deutete auf den Schriftzug auf seinem blauen Anzug. „Ich bin von Gasfirma. Ich suche Gaszähler.“

Die Anspannung in meinem Körper ließ nicht nach, auch wenn er eine plausible Erklärung vorbrachte.

„Meine Eltern haben nichts davon gesagt, dass jemand kommt und das Gas abliest.“

„Außerplanmäßig“, warf er hastig ein und ich musterte ihn eindringlich.

Er hatte breite Schultern, doch allgemein wirkte er eher dick als muskulös. Sein Gesicht schien jung, aber es war schwer, ihn einzuschätzen, da er einen Schnurrbart hatte und eine Brille trug.

„Aha“, erwiderte ich und verzog den Mund. „Dann suchen Sie mal weiter. Ich bin drin und mache ein Sandwich für meinen Bruder. Der kommt gleich nach Hause.“

Er wirkte dadurch nicht sonderlich beeindruckt, was vermutlich auch an meinem überschaubaren Talent zum Lügen lag.

Ich zog die Tür hinter mir zu und ließ das Schloss leise einrasten.

Betont lässig ging ich zurück zur Anrichte und begann mein Sandwich zu schmieren, ohne diesen Alex aus den Augen zu lassen.

Bedächtig stampfte er am Haus entlang und suchte den Gaszähler, als er irgendwann inne hielt. Er zückte einen Notizblock, notierte sich etwas und verschwand dann um die Ecke.

Mit meinem Sandwich bewaffnet lief ich ins Wohnzimmer und beobachtete ich ihn, bis er verschwunden war.

Sofort rannte ich nach hinten in den Garten.

Ich suchte die komplette Hauswand ab, doch ich konnte keinen Gaszähler finden.

Als ich meinen Eltern beim Abendessen davon erzählte, japste Mum entsetzt etwas von Sicherheitsschlössern, die wir sofort einbauen lassen müssten und verlange Überwachungskameras für den kompletten Außenbereich. Dad begann dann, vermutlich als Gegenmaßnahme, den Vorfall herunter zu spielen, weswegen Mum in eine Art Schnappatmung verfiel und zu kollabieren drohte.

„Möglicherweise hat sich der junge Mann im Haus geirrt“, wiegelte er ab und stopfte sich genüsslich sein Steak in den Mund. „Der Gaszähler ist außerdem direkt um die Ecke. Bestimmt hat er ihn gesehen, als er gegangen ist und dann die Zählerstände aufgeschrieben.“

„Mir ist es ziemlich egal, ob er den Gaszähler gefunden hat“, entgegnete ich barsch. „Mein Problem ist eher, dass ich ihm gar nicht erst glaube, dass er den überhaupt gesucht hat.“

„Und was sollte er sonst gewollt haben?“, wollte Dad wissen und ich zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung“, gab ich barsch zu. „Die Motivation für Einbrüche gehört nicht gerade zu meinen Stärken. Genauso wenig wie Raubmorde oder sonst was.“

„Jetzt macht euch mal keine Sorgen.“ Dad sah Mum und mich sanft an und lächelte unter seinem weißen Bart. „Ich kann gerne jemanden beauftragen, der die Schlösser überprüft und gegebenenfalls neue einbauen lassen. Aber wir sollten trotzdem nicht in Panik verfallen wegen diesem Vorfall. Außerdem werde ich morgen bei der Gasgesellschaft anrufen und fragen, ob eine Ablesung für heute geplant war.“

Er sah uns eindringlich an und als Mum und ich ihm zunickten, aß er zufrieden weiter.

Nach dem Essen räumten Thor und ich den Tisch ab, während unsere Eltern, wie jeden Abend, mit einer Kanne Tee ins Wohnzimmer verschwanden.

„Wenn Dad kocht, sieht es hier aus, wie auf einem Schlachtfeld“, kommentierte Thor den Zustand der Küche, der zugegebenermaßen einer mittelschweren Katastrophe ähnelte.

„Immerhin gibt es bei ihm nicht ständig Fisch.“ Ich stellte die Teller neben die Spüle und begann sie abzuspülen. Thor räumte sie dann ordentlich in die Spülmaschine.

„Hältst du Mum und mich auch für theatralisch?“, wollte ich wissen und Thor zuckte die Achseln.

„Mum schon, aber du bist für gewöhnlich nicht so schnell zu verängstigen“, fasste er zusammen. „Was mir nicht gefällt ist, dass du zu ihm raus gegangen bist. Wäre er wirklich gefährlich gewesen, wärst du ihm direkt in die Arme gelaufen.“

„Mmh.“

„Du unterschätzt solche Situationen einfach“, führte er seine Standpauke fort und ich verdrehte die Augen.

„Ist ja nichts passiert.“

Thor grinste. „Jetzt spielst du es herunter.“

Ich stöhnte, sparte mir jedoch eine Antwort.

„Warten wir

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