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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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mal ab, was der Gasanbieter morgen zu sagen hat. Vielleicht war ja alles halb so wild.“ Er zwinkerte mir zu.

Als wir fertig waren, klatschte sich Thor in die Hände. „Ich fahre jetzt zu Granpa. Er spielt heute Poker mit seinen Freunden und hat mich gefragt, ob ich auch komme. Willst du mit und Granma Gesellschaft leisten?“

Es war nichts Ungewöhnliches, dass Thor regelmäßig unsere Großeltern besuchte. Auch nicht, dass er mich fragte, ob ich mitkam. Trotzdem war es wie ein Wink mit dem Zaunpfahl, endlich mit Granma zu sprechen.

Naja, eher ein Wink mit dem kompletten Gartenzaun inklusive dem Grundstück,
    dachte ich und sagte Thor zu.

Unsere Großeltern lebten in Ipswich, nur etwa fünfundzwanzig Minuten von uns entfernt. Ihr Haus war sehr groß, insbesondere, wenn man nur zu zweit darin lebte.

Irgendwie wirkte es trostlos durch die dunkle Fassade. Mum hatte schon viele Diskussionen mit Granma geführt, wenigstens ein paar Blumen in den Vorgarten zu pflanzen, bisher ohne Erfolg. Gran betonte bei diesen Gelegenheiten nämlich immer, wie praktisch ein solches Haus bei Versicherungsvertretern war.

Von denen traute sich kaum einer bis an ihre Tür.

Im Inneren des Hauses war für die Verhältnisse meiner Mum zwar auch alles irgendwie drückend und trist, aber sie war ja auch ein penetranter Blumenfan. Nicht einmal einen Bilderrahmen ohne Blumen ließ sie an ihrer Wand.

Thor und ich traten durch die Tür, die Granpa uns geöffnet hatte. Er trug einen schweren Morgenmantel aus Samt, der nach Pfeifenrauch roch.

„Lyn, welch unerwartete Freude“, begrüßte er mich und ich umarmte ihn.

„Ich dachte, ich leiste Gran Gesellschaft, solange ihr euren Männerabend habt“, erklärte ich lächelnd und Granpa nickte.

„Da wird sie bestimmt froh sein. Das letzte Mal hat sie vor lauter Langeweile angefangen zu backen.“ Er schüttelte den Kopf. „Sag ihr das bitte nicht, aber ich will nicht, dass sie das nochmal tut.“

Ich lachte los und kaschierte es als ein Husten, als Granma in den Flur trat.

„Wenn das nicht meine zwei Lieblingsenkel sind“, meinte sie fröhlich und umarmte Thor und mich.

„Wir sind ja auch die Einzigen“, entgegnete ich grinsend und Gran verzog das Gesicht, als sie mich wieder los ließ.

„Eine von deiner Sorte reicht für fünf.“ Sie zwinkerte mir zu.

Thor folgte Granpa in den Salon, wie er es nannte. Im Grunde war es einfach nur ein Raum, der sonst keinen Zweck erfüllen konnte, wenn nur zwei Menschen diese Riesenhütte bewohnten.

Gran dagegen führte mich in den Wintergarten. Sie stellte zwei Dosen Coke und eine riesige Schüssel Kekse auf den kleinen Tisch, der vor zwei bequemen Sesseln stand.

„Und wie geht es dir?“, begann sie, als sie sich in ihren Sessel gesetzt und die Beine hochgelegt hatte.

„Soweit ganz okay“, antwortete ich und griff nach einer Handvoll Kekse. „Canterbury ist ziemlich anstrengend.“

„Dein Vater sagt, deinen Noten seien immer noch gut“, berichtete Gran und ich nickte.

„Das schon, aber ich muss sehr viel mehr lernen, um diese Noten zu bekommen“, erklärte ich mit vollem Mund.

Gran schmunzelte. „Das fällt dir bestimmt schwer, bei deinem reichhaltigen sozialen Leben.“

Mein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen. „Es wird dich erstaunen, aber ich habe zwei Freunde gefunden.“

„Nein!“ Gran machte ein übertrieben überraschtes Gesicht und prostete mir mit ihrer Cokedose zu. „Wenn das kein Grund zum Feiern ist.“

„Finde ich auch“, pflichtete ich bei und lachte. „Genaugenommen scheine ich allgemein plötzlich eine Art Menschen-Magnet zu sein. In meinem Jahrgang ist eine Clique, die von den Anderen oft als der
Hochadel der Canterbury
    bezeichnet wird.“ Ich deutete Anführungszeichen in der Luft an und verdrehte die Augen. „Der Oberchef von diesem Verein feiert am Sonntag seinen Geburtstag und er hat mich einladen lassen.“

„Er hat dich einladen
lassen
    ?“, hakte Gran nach und ich nickte mit hochgezogener Augenbraue.

„Er hat eine Freundin vorbei geschickt, die mich überredet hat, hinzukommen.“ Ich nahm einen Schluck Coke. „Sie heißt Sisy. Der Name passt wohl noch besser zu ihr, als es der Name Megan Fox für Megan Fox tut.“

„Die kenne ich sogar“, warf Gran stolz ein. „Dein Granpa hat mich gezwungen, diesen Autoroboterfilm zu sehen.“


Transformers
    “, nickte ich, doch Gran zuckte nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung, wie der Film hieß. Er war stinklangweilig.“

„Es

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