Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
Vom Netzwerk:
ich zu und zuckte mit den Schultern. Womit ich vermutlich die amtliche Bestätigung gegeben hatte, von einem anderen Stern zu sein.

Es dauerte etwa eine Stunde, bis Ava endlich einsah, dass ich eine schwierige Kundin war.

Zu dem Entschluss war die Verkäuferin, die uns anfangs noch Gesellschaft geleistet hatte, wesentlich schneller gekommen.

Laut schnaufend wühlte Ava in ihrer gehäkelten Umhängetasche und zog ihr Handy hervor, um Joe anzurufen.

„Wir haben ein Problem“, begann sie, ohne ihn zu begrüßen. „Lyn weigert sich, ein Kostüm auszusuchen.“

„Das ist doch überhaupt nicht wahr“, verteidigte ich mich empört, doch Ava wedelte nur ungeduldig mit der Hand und drehte sich weg.

Nach nur etwa einer viertel Stunde kam Joe durch die große Schwingtür in den Laden gehechtet. Er grüßte uns wortlos und machte sich sofort mit wichtiger Miene daran, das Angebot an Kostümen in Augenschein zu nehmen.

Während er mit flinken Händen durch die Kleider wühlte, murmelte er unentwegt vor sich hin.

„Nein.“

„Zu pink.“

„Zu wenig Stoff.“

„Zu viel Stoff.“

„Da weigert sie sich eh nur.“

Ava und ich folgten seinem Beutezug schweigend und mit einer gewissen Portion Bewunderung.

Vollgepackt bis an den Haaransatz stolperte er nach einer Weile auf uns zu und drapierte seine Ausbeute auf einem Tisch. Mit der Hand am Kinn begutachtete er sein Werk, dann schmiss er die ersten Kostüme achtlos auf einen Stuhl, bis schließlich drei übrig blieben.

„Kannst du dir aus den dreien eins aussuchen?“ Joe sah mich ernst an.

„Meinst du damit, ob ich grundsätzlich die Fähigkeit der Entscheidungsfindung besitze oder-“

„Sie fängt schon wieder an“, unterbrach mich Ava mit weinerlichem Ton und Joe legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter.

Dann sah er wieder zu mir. „Diese Kostüme hier haben genug Stoff, dass du nicht wie eine Schlampe rüberkommst“, erklärte er ruhig. „Aber genau so wenig Stoff, dass keiner denkt, du würdest von der Klosterschule kommen. Es ist nichts dabei, was zu mädchenhaft wäre und das Kostüm hier-“ Er hob das Kostüm an, das mir am nächsten lag, „-ist sogar teilweise grün. Du magst Grün.“

„Danke für die Erinnerung.“ Unschlüssig betrachtete ich die Auswahl und schielte auf die Schilder, auf denen die Namen standen.

Vampirbraut. Zombiebraut. Freche Hexe.
    Mir fielen auf Anhieb zwanzig Gründe für die „Freche Hexe“ ein, also schnappte ich mir wortlos den grün-schwarzen Fetzen und stiefelte zur Kasse.

Eine erleichterte Ava und ein zufriedener Joe folgten mir. Die Verkäuferin dagegen schien wenig erfreut, als sie den Haufen Kostüme erblickte, den wir liegen gelassen hatten.

Unschlüssig stand ich am Tag darauf vor meinem Kommodenspiegel und betrachtete mich. Das Kleid war erwartungsgemäß in Ordnung. Nicht mehr und nicht weniger, schließlich war nur es ein Kostüm. Der Satineinsatz an der Brust, der mir locker eine Körbchengröße dazu schummelte, war mir dagegen etwas suspekt.

Zumindest in der Öffentlichkeit.

Mutlos zupfte ich daran herum, bis ich es endlich aufgab. Ich schnappte mir meinen Hut und meinen Besen und mit Kafka im Schlepptau ging ich ins Haus meiner Eltern.

„Was hast du denn an?“, wunderte sich Mum, als ich ins Wohnzimmer kam.

„Es ist Halloween“, entgegnete ich und erntete damit nicht die erwartete Erleuchtung. „Da verkleidet man sich für gewöhnlich“, fügte ich deswegen an.

„Ja, aber seit wann feierst du denn Halloween?“ Mum streichelte Kafkas Kopf und gab ihm einen Hundekeks aus der Dose über dem Kamin.

„Seit ich auf eine Party eingeladen wurde“, erklärte ich und lehnte mich gegen die Armlehne der Blumencouch.

„Und wann wolltest du uns das mitteilen?“, fragte Mum und schaute mich mit einer Mischung aus Vorwurf und Belustigung an.

Ich grinste breit. „Jetzt vielleicht?“

Sie wollte gerade etwas erwidern, als Thor den Flur entlang an der Tür vorbei ging. Sie unterbrach sich selbst und wedelte mit der Hand.

„Thor, komm mal bitte her.“

Mein Bruder schwenkte im Gehen um und kam ins Wohnzimmer, den Blick fest auf sein Handy gerichtet, auf dem er herum tippte.

„Mmh?“, war seine Antwort.

Multitasking war eben selbst für einen Thor zu viel.

„Hast du heute Abend schon etwas vor?“, fragte Mum und Thor sah kurz auf.

„Noch nichts Festes“, nuschelte er und wollte sich wieder seinem Handy widmen, als sein Blick auf mich fiel.

„Was hast du denn an?“,

Weitere Kostenlose Bücher