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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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fragte er verwundert und ich verdrehte die Augen.

„Diese Frage“, stöhnte ich. „Es ist Halloween. Warum also habe ich das hier wohl an, Sherlock Holmes?“ Ich zupfte ruppig an meinem Kleid herum.

„Simons Halloweenparty?“, riet er und ich zog meine Augenbraue hoch.

„Woher weißt du das denn schon wieder?“

Thor hob sein Handy höher und wollte gerade antworten, doch Mum kam ihm zuvor.

„Wie schön, du weißt von der Party“, freute sie sich und klatschte zufrieden in die Hände. „Dann kannst du deine Schwester ja begleiten.“

„Ich bin kein Kleinkind mehr“, warf ich empört ein, doch Mum hob ihre Hand.

„Sei froh, dass ich dich überhaupt gehen lasse“, meinte sie und ging in Richtung Küche. „Nachdem du und dein Vater die Hälfte der Kokoskekse gefuttert habt, die ich für den Frauenverein gemacht hatte, hätte ich gute Lust, dich zur Strafe daheim zu lassen. Nicht mal die Flocken konntet ihr weg kehren.“

Und damit war sie durch die Tür gegangen, um Kafka sein Abendessen zu machen.

Bei Mum bekam er immer Nudeln mit Fleischstückchen.

Thor blieb zurück und schaute mich amüsiert an.

„Grins‘ nicht so doof“, motzte ich. „Sie würde mir nie verbieten wegzugehen.“

„Das liegt nur daran, dass du praktisch kein Sozialleben vorzuweisen hast“, erklärte er lachend. „Und es daher ein Ereignis biblischen Ausmaßes ist, dass du zu einer Halloweenparty eingeladen wurdest.“

„Eben“, stimmte ich ihm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ziehst du dich dann noch um oder gehst du so?“

Wortlos, aber noch immer grinsend verschwand er im Flur und kam eine viertel Stunde später umgezogen zurück.

Als Bieber.

„Ernsthaft?“, kommentierte ich trocken und deutete auf seinen Fellanzug. „Du gehst als
Bieber
    ?“

„Warum nicht? Muss man an Halloween unbedingt blutig oder gruselig verkleidet sein?“

Ich verzog das Gesicht. „Meine Vorstellung von diesem Tag scheint mehr als überholt. Mach‘ einfach, was du willst.“

Thor verdrehte gespielt genervt die Augen. Dann zog er den Reißverschluss seines Anzugs herunter und zerrte ein blutverschmiertes Messer hervor. Er setzte es sich auf den Kopf, so dass es aussah, als sei es ihm durch den Schädel gestoßen worden.

Der Bieberkopf, der über seiner Stirn schwebte, grinste jedoch noch immer.

„Besser so?“, wollte er wissen und ich bedachte ihn mit einem gelangweilten Gesicht.

„Ein Traum“, bemerkte ich sarkastisch und ging zur Tür.

Die Party stieg in einer Scheune außerhalb von Gloucester. Als wir auf den Feldweg abbogen, schwappte die Luft die wummernde Musik bereits zu uns, bevor wir die ersten Lichter durch den Nebel erkennen konnten.

Thor parkte seinen Jeep und der Musik folgend stapften wir entgegen des schemenhaften Lichts, das durch den Nebel drang.

„Sisy hat nicht übertrieben“, stellte Thor fest, als die Scheune deutlich vor uns sichtbar wurde. „Das ist wirklich nicht schlecht gemacht.“

Ich war mit dem Anblick vor mir viel zu beschäftigt, um Thor zu fragen, wann Sisy denn mit ihm gesprochen hatte.

Die alte Scheune war so aufwendig dekoriert geworden, dass sie jeder Geisterbahn Konkurrenz machte.

Überall hingen Lichterketten, an denen Totenköpfe über die kleinen Lampen gezogen worden waren. Wohin man sah, waren Spinnweben gesprüht worden und vor dem Eingang standen eine Guillotine und ein Pranger.

Thor und ich gingen durch eine breite Tür ins Innere der Scheune und die überraschend warme Luft schlug mir ins Gesicht.

Es mussten sicher hundert Menschen hier sein und vermutlich die Hälfte von ihnen tanzte wie losgelassen zur Musik, die aus jeder Ecke zu dröhnen schien.

Der frühere Heuboden war erweitert worden und bildete eine zweite Ebene, auf die man über die Treppe neben dem Eingang kam.

Von dort oben hingen mehrere Skelette und Puppen, die Leichen darstellen sollten, herunter.

Insgeheim musste ich Simon zugestehen, dass er wusste, wie man eine Party schmiss.

Mein Blick fiel auf das andere Ende der Scheune, wo eine Art Bar aufgestellt worden war. Ich erkannte Kyle und Reid, die Getränke ausschenkten. Ein weiterer Kerl, den ich im
Jackie’s
    gesehen hatte, rollte ein großes Fass zwischen ihnen hindurch.

„Ich gehe mir etwas zu trinken holen“, rief ich Thor zu, um die Musik zu übertönen und er nickte.

„Okay, ich gehe hoch.“ Er deutete auf die Treppe neben sich. „Aber übertreibe es nicht, in Ordnung?“

Ich nickte artig, wenn auch nicht ganz

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