Die Erben
darstellen sollte, war auch unklar.
Möglich war eher so etwas wie „Nutte in Trauer“.
Die Beiden lösten sich voneinander und Simons Blick fiel auf uns.
„Da bist du ja“, begrüßte er mich und stand auf. Besonders viel Begeisterung erntete er damit bei seiner Sitznachbarin nicht.
„Ich dachte schon, du seist getürmt“, lachte er und blieb vor uns stehen.
Er trug einen schwarzen Mantel mit einem hohen Stehkragen und ein blutrotes Hemd darunter. Um seinen Hals baumelten silberne Ketten, die wirkten, als müssten sie mindestens drei Kilo wiegen.
Er lächelte mich an und ließ seine langen weißen Eckzähne aufblitzen.
„Du hattest ja Gesellschaft“, meinte ich gelangweilt und nickte in Richtung der blasiert drein schauenden Blondine.
„Wo wir beim Thema sind“, meinte er und lehnte sich zu Kyle. „Woher kenn‘ ich die nochmal?“
Mir schlief das Gesicht ein.
Kyle schielte dagegen an Simon vorbei und nickte. „Das ist Susan. Silvester letztes Jahr. Ipswich High.“
„Stimmt, ja.“ Er nickte, dann fiel sein Blick auf meine Hand, die Kyle noch immer umschlossen hatte.
Kurz runzelte er die Stirn, dann sah er wieder auf. „Wollt ihr euch zu uns setzen?“, schlug er vor und führte uns zu seiner Sitzgruppe.
Ich ließ mich auf einen der Strohballen fallen und begutachtete die Essensauswahl. Es gab Käsespieße, die auf einen künstlichen Fuß gesteckt worden waren. Daneben standen kleine Becher mit Wackelpudding in Giftgrün und schwarz. In manchem erkannte ich abgetrennte Kunstfinger. Besonders appetitlich sah das nicht aus, aber es gab grundsätzlich wenig, das mir Essen wirklich vermiesen konnte.
Als ich mich vorbeugte, um ein paar Spieße vom Fuß zu zupfen, stieß ich meine Sitznachbarin an und sie drehte sich um.
Es war Sarah.
Sie hatte, wie ihr Bruder, ebenfalls einen schwarzen Mantel mit Stehkragen an, jedoch war ihrer wesentlich weiblicher geschnitten. Statt eines Hemdes trug sie ein dunkelrotes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt.
„Guten Abend Lyn“, begrüßte sie mich steif und ich lächelte gequält.
„Abend Sarah“, grüßte ich zurück und stopfte mir den Käse in den Mund. „Halloween muss für einen Vampir wie dich sehr praktisch sein. Einmal nicht die Zähne herunter feilen müssen, hä?“
Sarah ließ ihre spitzen Eckzähne aufblitzen.
Wie die ihres Bruders sahen sie verdammt echt aus.
„Simon und ich haben uns die Zähne von einem Zahnarzt verlängern lassen“, erklärte sie, da sie meine Verwunderung wohl bemerkt hatte.
„Wow, so viel Aufwand für eine Nacht“, stellte ich unbeeindruckt fest und verdrückte den nächsten Käsespieß.
Bevor Sarah etwas sagen konnte, wurde uns von Simon einer der Wackelpuddings in die Hand gedrückt.
Ich sah ihn verdutzt an und hielt meine Nase über den Rand, um daran zu riechen.
Benebelt zog ich meinen Kopf wieder zurück und Sarah hatte Mühe, ihr Grinsen zu unterdrücken.
„
Cheers
, Freunde“, hörte ich Simon, der wieder neben seiner Ipswich-Bekanntschaft stand. „Auf einen legendären Abend.“
„
Cheers
“, hallte es im Chor zurück und jeder stürzte seinen Pudding herunter.
„
Cheers
“, murmelte ich zu spät und betrachtete angewidert das giftgrüne Zeug.
„Los, runter damit“, lachte Kyle, der seinen zweiten Becher bereits geleert hatte.
Ich verzog den Mund, dann hielt ich die Luft an und kippte das den Pudding meinen Rachen hinunter. Es schmeckte wie Pudding mit Spiritus.
„Gutes Mädchen“, lobte mich Kyle, dann riss er die Augen auf und horchte verwundert auf den Song, der in diesem Moment begann. „Jetzt schon?“
„Was meinst du?“, fragte ich, als sich um uns herum plötzlich Aufbruchsstimmung breit machte.
„Unser Lied“, erklärte Kyle knapp und bevor ich Fragen stellen konnte, wurde ich von ihm wieder zur Treppe gezerrt und hinunter gehetzt.
Vor uns liefen Thor und Sisy und als ich mich umdrehte, erkannte ich Reid mit einem dunkelhaarigen Mädchen, sowie Simon mit der Ipswich-Blondine.
„Was ist denn mit euch los?“, rief ich Kyle zu. Er zerrte mich auf die Tanzfläche und wirbelte herum, so dass er mich ansehen konnte.
„Das ist unser Lied“, erklärte er grinsend. „Reid und ich hatten mal die Idee, dass wir alle tanzen müssen, wenn wir auf einer Party sind und dieser Song kommt, weil sich manche sonst nie bewegen würden.“
„Das ist nicht dein Ernst?“, japste ich. „Ich bin nicht einmal wirklich mit euch befreundet.“
„Sei einfach still“, lachte
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