Die Erben
Überzeugungsarbeit geleistet.“
Er und Sisy tauschten einen seltsamen Blick, doch ich war zu beschäftigt mit Sarahs Gewicht auf meinen Armen, um mich darüber zu wundern.
„Danke für eure Hilfe“, meinte ich stattdessen und Reid winkte ab.
„Kein Thema.“ Er deutete auf Kyle, Sarah und Lyn. „Wie wollt ihr die Drei ins Krankenhaus bringen?“
„Ich bin mit dem Auto da“, antwortete Thor und Reid runzelte die Stirn.
„Hast du nichts getrunken?“
„Ich trinke nie“, erklärte Thor knapp und ging voraus.
Reid stemmte Kyle hoch und folgte ihm.
Glücklicherweise fuhr Thor einen geräumigen Jeep, in den Sarah, Lyn und Kyle locker auf die Rücksitzbank passten.
Reid stabilisierte ihre Köpfe und quetschte sich neben sie. Sisy setzte sich auf meinen Schoß, als ich mich auf den Beifahrersitz fallen gelassen hatte.
„Ich ruf meine Mum an“, erklärte sie, kaum dass Thor losgefahren war und zerrte mit zittrigen Händen ihr Handy aus der Tasche. „Sie muss uns helfen.“
Sisy wählte die Kurzwahlnummer ihrer Mum und drückte das Handy an ihr Ohr.
„Mum, ich bin es“, meldete sie sich mit leicht panischer Stimme. „Mum, es ist etwas passiert. Kyle, Sarah und Thors Schwester sind verletzt.“ Sie hielt inne und ich hörte Tessas Stimme am anderen Ende.
„Wir wissen es nicht“, antwortete Sisy dann und ich legte eine Hand auf ihren Rücken, als sie zu schluchzten begann. „Sie atmen und alles, aber sie haben das Bewusstsein verloren. Kyle ist total verkratzt und blutet an der Schulter. Sarah und Lyn haben blutige Gesichter. Wir fahren gerade ins Krankenhaus. Ja, in Gloucester.“ Sie schloss die Augen, als Tessa antwortete. „Danke, Mum. Danke. Bis gleich.“
„Kommt sie?“, fragte ich überflüssigerweise und Sisy nickte, ohne mich anzusehen.
Sie starrte auf ihr Handy und als eine Träne darauf fiel, packte sie es weg und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
Dann stemmte sie sich an mir ab und lehnte sich nach hinten, um die Stirn von Sarah, Lyn und Kyle zu befühlen.
„Ist es wichtig, dass sie normale Temperatur haben?“, fragte sie und ließ sich wieder auf meinen Schoß fallen.
„Wenn die Temperatur normal ist, ist das schon mal nicht schlecht“, erwiderte Thor mit ruhiger Stimme. „Dann sind sie nicht unterkühlt und ihr Körper reagiert auch nicht über, indem er Fieber bekommt.“
Sisy nickte und starrte nach vorne auf die Fahrbahn. Thor legte seine Hand auf ihre und sofort wurde ihre Atmung ruhiger.
Etwa zehn Minuten später lenkte Thor seinen Jeep vor das Krankenhaus und Tessa erwartete uns bereits vor dem Eingang.
Sie und Sisy sahen sich sehr ähnlich, auch wenn Tessa größer und athletischer war.
Ihre blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden und sie trug einen schwarzen Hausanzug. Ich hatte sie noch nie so lässig gesehen und ich war sicher, dass sie diesen Aufzug nicht gerne in der Öffentlichkeit trug.
Mit besorgtem Gesicht kam sie auf uns zu geeilt, legte einen Arm um Sisy und küsste sie auf den Kopf, ohne jedoch den sorgenvollen Blick von den drei Verletzten zu nehmen.
„Hallo Jungs“, begrüßte sie Reid und mich und wandte ich dann an Thor. „Ich nehme an, du bist Thor“, mutmaßte sie und er nickte. „Schade, dass wir uns so das erste Mal treffen.“
Thor nickte, dann folgte er Tessa durch die Eingangstür ins Krankenhaus.
Auf dem Weg zur Ambulanz erklärte Sisy ihr schnell die wichtigsten Details und nur fünf hektische Minuten später hatte Tessa die Situation komplett im Griff.
Das Pflegepersonal hatte uns sofort Transportbetten hingestellt, auf die wir Sarah, Lyn und Kyle legen konnten, während Tessa dem Arzt irgendeine Geschichte auftischte, die meinen Kopf elegant aus der Schlinge zog.
Schließlich wäre genau dieser gerollt, wenn der Arzt einen Grund gefunden hätte, die Cops zu rufen.
Und drei verletzte, bewusstlose Teenager waren ziemlich sicher so ein Grund.
Die Betten wurden in drei verschiedene Behandlungszimmer gerollt, gefolgt von aufgeregten Schwestern und dem Arzt. Kaum hatten sich die Türen hinter ihnen geschlossen, herrschte zum ersten Mal seit Stunden absolute Ruhe.
Lediglich als Thor, Reid, Sisy sich auf die unbequemen Stühle setzten, kratzen die Stuhlbeine schrill über den Korridorboden.
Ich dagegen begann den Flur auf und ab zu laufen, unfähig mich nicht zu bewegen.
Jetzt, wo ich nichts mehr tun konnte, begann mein Kopf eine Frage nach der anderen zu produzieren und die Bilder der letzten Stunde
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