Die Erben
hämmerten auf mich ein.
„Setz dich doch, Simon“, forderte Sisy mich sanft auf und ich wirbelte herum.
„Ich kann mich nicht setzen“, erklärte ich barscher, als beabsichtigt. „Ich werde verrückt, wenn ich mich jetzt hinsetze.“
Getroffen sah Sisy auf den Boden und ich bekam ein schlechtes Gewissen.
Sie konnte ja nichts dafür.
Gleichzeitig konnte ich aber auch nicht die nötige Ruhe aufbringen, um mich bei ihr zu entschuldigen.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich hätte sie am liebsten irgendwo dagegen geschleudert.
Mein Blick fiel auf Thor und ich ging auf ihn zu. „Was war das mit dem Stein?“, fuhr ich ihn wie aus dem Nichts an. „Ich mein, dein Name ist zwar Thor, aber heißt das jetzt, dass du, wie der nordische Gott, einfach so einen Hammer werfen kannst, der dann wieder zurück geflogen kommt?“
„Was meint er?“, wandte sich Sisy mit gerunzelter Stirn an Thor, der scharf einatmete.
„Ich weiß nicht, was da passiert ist“, gab er an mich gerichtet zu. „Ich weiß nur, dass es uns den Hals gerettet hat.“
Ich rieb mir die Stirn, unfähig etwas zu antworten, was nicht gebrüllt, beleidigend oder sarkastisch gewesen wäre.
„
Dieser scheiß Stein war einfach so wieder zurück geflogen
, wiederholte ich stattdessen in Gedanken immer wieder.
„Was meint Simon damit?“, wollte Sisy erneut wissen und suchte Thors Blick, doch er wich ihr aus.
„Oh, er hat einen großen Stein nach dem Berglöwen geworfen“, erklärte ich und gestikulierte mit den Armen. „Und als das Ding auf den Boden gedonnert ist, ohne das Vieh richtig zu treffen, ist der Stein einfach wieder zurück in Thors Hand geflogen, damit er ihn wieder schmeißen konnte. Ich persönlich finde ja, dass das irgendwie komisch ist, aber vielleicht ist es ja normal, dass Steine einfach so durch die Gegend fliegen. Wahrscheinlich hat mich so ein Stein auch am Kopf getroffen hat, was erklären würde, warum ich langsam durch drehe.“
Thor stand auf und raufte sich die Haare. „Simon, ich weiß nicht, was da passiert ist“, stellte er mit donnernder Stimme klar und es war nur meiner Wut zu verdanken, dass ich nicht zusammen zuckte. „Und um ehrlich zu sein, es interessiert mich jetzt gerade auch nicht. Dort drin liegt meine Schwester.“ Er deutete auf die Wand und die Venen an seinem Arm traten deutlich unter der Haut hervor. „Bewusstlos und mit blutigem Gesicht. Das Gleiche gilt für deine Schwester. Und dein Cousin wurde vielleicht von einem Tier angegriffen, das in dieser Gegend überhaupt nichts zu suchen hat. Das sind Sachen, die mich gerade viel mehr interessieren.“ Er ging einen Schritt auf mich zu und noch immer war sein Arm angespannt.
„Und davon abgesehen“, fügte er leiser an. „Egal, was da heute Nacht passiert ist, es ist nichts, worüber ich mich lautstark auf einem Krankenhausflur unterhalten werde.“
Eindringlich sah er mich an und als ich nicht antwortete, sondern seinen Blick nur starr erwiderte, ging er zurück zu seinem Stuhl und nahm Sisys Hand wieder in seine.
Eine gefühlte Ewigkeit ging ich weiter den Gang auf und ab und blieb nur hin und wieder stehen, um meinen Kopf gegen die Wand zu lehnen und zu hoffen, dass er nicht platzen würde.
Dann, endlich, wurde eine Tür geöffnet und Tessa kam heraus, gefolgt von dem behandelnden Arzt.
„Ich muss dann weiter, Mrs. Calahan“, verabschiedete er sich von ihr und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich werde alles veranlassen. Und grüßen Sie Ihren Mann von mir.“
Er nickte uns zu und eilte dann den Gang hinunter.
„Was hat er gesagt?“, wollte Sisy sofort wissen und wir stellten uns um Tessa herum.
„Alle drei sind stabil und nicht in Lebensgefahr“, beruhigte sie uns schnell. „Kyle hat sich die Schulter gebrochen, möglicherweise durch einen Sturz. Er ist immer noch bewusstlos. Bei Lyn und Sarah weiß niemand, was mit ihnen los ist, außer dass sie aus irgendeinem Grund das Bewusstsein verloren haben. Lyn ist eben aufgewacht, aber noch nicht ansprechbar.“
Wir schnauften erleichtert durch, dass zumindest Lyn wieder aufgewacht war.
„Hat der Arzt eine Vermutung?“, wollte Thor wissen und Tessa legte den Kopf etwas schräg.
„Da beide starkes Nasenbluten hatten, hat Dr. White ihnen Blut abgenommen, um einen Drogentest zu machen“, erklärte sie und ich atmete sofort scharf ein.
„Sie haben keine Drogen genommen“, stellte ich klar. „Du kennst Sarah. Sie würde sich nie etwas einschmeißen. Sie hasst
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