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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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stellte Thor fest.

„Gibt’s die hier überhaupt?“, wollte ich wissen und er nickte.

„Vereinzelt, ja“, meinte er. „Aber normalerweise kommen die nicht so nah zu Menschen. Mal davon abgesehen, dass ihn die Lautstärke allein schon abschrecken müsste. Außerdem ist der hier viel größer, als ich es von Schwarzbären kenne.“

„Triffst du dich manchmal mit welchen, oder woher weißt du das so genau?“, fragte ich spöttisch und Thor verzog das Gesicht.

„Allgemeinbildung“, war seine knappe Antwort, ohne den Bären aus den Augen zu lassen.

Er war wirklich groß, egal ob das nun normal war oder nicht. Obwohl er auf allen Vieren auf uns zu kam, war seine Schulter beinahe so hoch wie meine.

„Ich ruf die Polizei“, beschloss Thor schließlich, als der Bär nur noch ein paar Duzend Fuß von uns entfernt war.

Ich löste meinen Blick von dem Ungetüm und schlug Thor sein Handy aus der Hand. „Bist du bescheuert?“, maulte ich ihn an und ignorierte die Tatsache, dass er größer und kräftiger war als ich. „Weißt du, was hier los ist, wenn die Cops auftauchen? Da drin wird Alkohol ausgeschenkt. Vielleicht ist es dir ja entgangen, aber die Hälfte von denen ist noch keine einundzwanzig und wird es auch so schnell nicht werden.“

„Und was bitte wäre dein Vorschlag?“, wollte er wissen und bückte sich nach seinem Handy. „Den Bären freundlich bitten, später wieder zu kommen, wenn es besser passt?“

Der Sarkasmus war wohl eindeutig eine Spezialität der Familie Westera, auch wenn Thor ihn besser dosierte, als seine Schwester.

Ich sah zurück zu dem Bär. In diesem Moment stellte er sich auf die Hinterbeine und brüllte wie zur Warnung, dann ließ er sich wieder auf alle Viere fallen und ging weiter auf uns zu.

„Ich weiß es nicht, aber keine Cops“, beharrte ich und wandte mich wieder an Thor.

Er wollte gerade etwas erwidern, als er erschrocken die Augen aufriss und auf mich zustürzte.

Hart wurde ich zu Boden geschleudert und keuchte, als mir für einen Augenblick die Luft weg blieb. Ich wollte gerade fragen, was Thor einfiel, mich so umzuwerfen, als an der Stelle, an der ich bis eben noch gestanden hatte, der Bär aufkam.

„Wir müssen Hilfe holen.“ Thor sah mich eindringlich an, als er sich wieder aufstellte. Das zottelige Tier drehte sich mit einem tiefen Brummen um und suchte uns.

Fieberhaft überlegte ich, was ich tun sollte.

Natürlich hatte Thor Recht. Die Polizei war die vernünftigste Lösung und vielleicht sogar die einzige. Gleichzeitig brachte sie aber auch die unangenehmsten Konsequenzen mit sich.

Ich stützte mich ab und meine Hand stieß gegen etwas Hartes.

Es war ein massiver Stein, etwa die Größe eines Backsteins. Ohne nachzudenken, hob ich ihn hoch und schmiss ihn mit aller Kraft nach dem Bären.

Ich traf ihn schmerzhaft an der Schulter und konnte seine Knochen knacken hören.

Entsetzt starrte Thor mich an und auch ich war überzeugt, dieses Riesenvieh würde nun noch wütender auf mich zu stürzen.

Stattdessen duckte er sich jedoch mit einem wehleidigen Brummen, dann drehte er sich um und humpelte davon.

Ich wollte gerade erleichtert aufatmen, als meine Vorfreude jäh gestoppt wurde.

Eine Raubkatze sprang durch die Böschung am Waldrand, rannte am Bären vorbei und mit einem warnenden Fauchen direkt auf uns zu.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte Thor und starrte entsetzt dem Puma entgegen, der unaufhaltsam näher kam.

„„
Die
    gibt’s hier aber sicher nicht“, stieß ich aus und Thor schüttelte zustimmend den Kopf.

Hektisch rappelte ich mich auf und wich bis an die Außenwand der Scheune zurück.

Offenbar ermutigt durch meinen Erfolg mit dem Stein, hob Thor ihn auf und zielte auf den Berglöwen, dessen Abstand zu uns Schwindel erregend schnell schwand.

Der Stein wirbelte auf die Raubkatze zu und traf sie an den Vorderläufern, doch außer dass sie ein wenig ins Straucheln kam, blieb sie unverletzt.

Thor fluchte und stolperte rückwärts.

Was dann passierte, ließ sich für mich nicht anders erklären, als mit einem Sehfehler und Halluzinationen aufgrund zu viel Alkohols, kombiniert mit blanker Panik.

Der Stein traf auf den Boden, begann urplötzlich zu vibrieren und schoss dann zurück in Thors erhobene Hand.

Kaum war er dort gelandet, schleuderte Thor ihn erneut der Raubkatze entgegen, die kaum noch zwei Armlängen von ihm entfernt war.

Sie wurde am Hals getroffen und bäumte sich mit einem schmerzerfüllten Fauchen auf die

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