Die Erben
Drogen.“
„Sie trinkt normalerweise auch nur ein oder zwei Gläser Sekt“, warf Tessa ein. „Trotzdem war ihr Blutalkoholwert höher, als er es von ein oder zwei Gläschen gewesen wäre.“
Sie wandte sich an Thor. „Du solltest eure Eltern benachrichtigen“, schlug sie ihm vor. „Kyles Eltern werden bald kommen und ich habe Sarahs Vater ebenfalls informiert, aber-“
„Ich rufe sie sofort an“, unterbrach Thor sie zustimmend und eilte nach draußen, um zu telefonieren.
„Wann kommt-“, meinte ich zu Tessa und verzog das Gesicht. „Du weißt schon.“
„Dein Vater meinte, er zieht sich an und kommt dann sofort“, antwortete sie. „Das war vor etwa zehn Minuten.“
Sie holte ihre Autoschlüssel hervor und streckte sie mir entgegen. „Du kannst in meinem Wagen warten, bis er weg ist. Wenn du willst, kannst du heute Nacht auch bei uns schlafen.“
Dankbar lächelte ich sie an und nahm ihr die Schlüssel ab.
Ich suchte Tessas SUV auf dem Parkplatz und kaum hatte ich ihn aufgeschlossen und die Tür wieder hinter mir zugezogen, sah ich den Mercedes des Imperators vorfahren.
Hätte er mich gesehen, er wäre ausgeflippt. Und zwar so richtig.
Er schlug ja jetzt schon wie ein Berserker die Tür seines Autos zu, so dass im Umkreis von fünf Meilen jeder aus seinem Schlaf gerissen wurde und dabei hatte er mich noch gar nicht gesehen.
Ich lehnte mich zurück und starrte zum Krankenhaus.
Vor meinem geistigen Auge konnte ich den Imperator durch die Gänge marschierten sehen, auf der Suche nach der erstbesten Person, die er dafür verantwortlich machen konnte, dass sein Schlaf unterbrochen worden war.
Spätestens jedoch wenn er Tessa über den Weg lief, würde er seine Wut als ohnmächtige Sorge um seine Tochter kaschieren.
Meine Augen begannen zu tränen, so angestrengt starrte ich auf den Eingang des Krankenhauses. Ich wollte nur kurz die Lider schließen, um sie zu beruhigen, doch innerhalb von Sekunden musste ich, trotz meines rasenden Pulses, eingeschlafen sein.
Ich begann zu träumen und sah verblüffend detailgenau den Krankenhauskorridor, den ich nur Minuten zuvor verlassen hatte.
Reid stand an einem Fenster und sah nachdenklich hinaus, während sich Sisy und Thor Händchen haltend auf den Stühlen saßen und sich unterhielten.
Ich wollte sie fragen, ob der Imperator noch da war, doch sie reagierten überhaupt nicht auf mich.
„Es geht nicht darum, dass ich mich dir nicht anvertrauen will“, sagte Thor statt dessen in diesem Moment zu Sisy und hielt ihre Hand fest. Obwohl ich direkt vor ihm war, bemerkte er mich überhaupt nicht.
„Ich verstehe nur selbst nicht, was da passiert ist“, fuhr er fort und strich sanft eine Locke aus Sisys Gesicht. „Glaub mir, ich verheimliche dir nichts mit Absicht.“
Erneut stellte ich meine Frage, doch auch diesmal ignorierten sie mich einfach.
„Ich glaube dir“, versicherte Sisy und legte ihren Kopf an Thors Hals. „Und bitte denke nicht, dass ich dich unter Druck setzten will. Wir kennen uns ja noch nicht lange. Es ist nur-“ Sie stockte und Thor strich ihr zärtlich über den Kopf.
„Ich weiß, Sisy“, flüsterte er. „Mach dir keine Sorgen, ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt.“
Sie schloss die Augen und Thor küsste ihren Kopf, bevor er sein Kinn darauf ablegte und mit leerem Blick vor sich hin starrte.
Ich wandte mich von ihnen ab und im nächsten Moment stand ich im Behandlungszimmer von Lyn.
Eine kleine, schmale Frau, die vermutlich Lyns Mutter sein sollte, hielt ihre Hand und wischte sich mit der anderen die Tränen aus dem Gesicht.
Daneben stand ein dicklicher Mann mit weißem Bart und diskutierte mit einem Arzt.
Es war nicht der gleiche Mann, der die erste Untersuchung vorgenommen hatte, sondern ein untersetzter Schwarzer, der laut seinem Namensschild Assistenzarzt war.
„Wir vermuten, dass es der Schock ist“, meinte er in diesem Moment. „Was auch immer die Bewusstlosigkeit ausgelöst hat, ihr Verstand ist dabei, es zu überwinden. Aber Sie müssen Geduld haben, bis sie wieder alles um sich herum wahr nimmt.“
„So etwas ist noch nie passiert“, murmelte Lyns Dad in seinen Bart. „Sie war schon oft mit ihrem Bruder weg und meine Frau und ich sind nicht so naiv zu glauben, dass sie da noch nie Alkohol getrunken hat. Aber sie hat sich noch nie in die Bewusstlosigkeit getrunken.“
„Sehr wahrscheinlich war es auch nicht der Alkohol“, unterbrach der Arzt ihn. „Sie und auch ihre Freundin hatten einen
Weitere Kostenlose Bücher