Die Erben
erhöhten Blutalkoholspiegel, das ist korrekt. Aber beide Damen sind körperlich in der Lage, diese Menge zu verarbeiten.“
„Also waren Drogen im Spiel?“, mutmaßte Lyns Vater und wirkte enttäuscht. „Haben Sie das auch getestet?“
Der Arzt nickte. „Selbstverständlich. Aber wir haben noch nicht alle Ergebnisse vorliegen. Die Standarddrogen können wir aber bereits ausschließen.“
Lyns Mutter schnäuzte. „Standarddrogen?“
Der Arzt wandte sich ihr zu und nickte erneut. „Damit sind Marihuana und einige Pilze gemeint, aber auch synthetische Drogen wie Ecstasy, Kokain, Heroin und LSD.“
„Mein Gott“, stöhnte Lyns Mutter und senkte ihren Blick wieder auf ihre Tochter. Für sie war es offensichtlich bereits eine Tragödie, dass man ihre Tochter überhaupt auf solche Substanzen testen musste, egal wie das Ergebnis ausfiel.
Als ich mir Lyns Eltern ansah, stellte ich fest, wie absurd mein Traum war.
Wie wahrscheinlich war es denn schon, dass jemand wie Lyn, die der Sarkasmus in Person war, Eltern hatte, die aussahen wie der Weihnachtsmann und seine Frau?
Mal davon abgesehen, wie auffallend klein die Beiden waren.
Mein Blick wanderte zum Bett, auf dem Lyn lag. Sie hatte die Augen geöffnet und schaute an ihrer Mutter vorbei aus dem Fenster. Ihr Blick wirkte abwesend und so zerbrechlich, dass es mich wütend machte, obwohl es nur ein Traum war.
Ich ging näher zu ihr bis ich genau in ihrem Blickfeld sein musste, doch sie starrte einfach durch mich hindurch.
„Lyn“, flüsterte ich. „Hörst du mich?“
Kurz reagierten ihre Augenbrauen. Sie zog sie zusammen, als hätte sie mich wahrgenommen, doch dann erschlafften sie wieder und sie drehte den Kopf von mir weg.
Enttäuscht wandte ich mich ab und folgte dem Arzt, der durch eine Verbindungstür in das benachbarte Zimmer ging, in dem Sarah lag.
Der Imperator stand am Fenster und meinem ersten Impuls folgend verließ ich das Zimmer wieder.
Überrascht bemerkte ich, dass ich durch die bereits geschlossene Tür hindurch wieder in Lyns Behandlungszimmer kam.
„
Was ein abgedrehter Traum
, dachte ich belustigt und verstand plötzlich auch, warum mich keiner sah.
Ich hatte gar keinen Körper.
Amüsiert begann ich, zwischen den Zimmern zu wechseln.
„Da sind Sie ja endlich“, bellte der Imperator gerade und im nächsten Moment hörte ich Lyns Dad, der seiner Frau Mut zusprach.
Als ich wieder in Sarahs Zimmer sprang, fiel mein Blick auf ihr Bett und mir verging der Spaß an meinem körperlosen Traum.
Leichenblass und regungslos lag sie da und selbst ihre Sommersprossen wirkten bleich.
„Wir haben noch zwei andere Patienten“, erinnerte der Arzt den Imperator gerade. „Außerdem bin ich nur für die Gespräche da. Ihre Tochter wurde bereits vor Ihrer Ankunft von meinem Kollegen untersucht, es besteht also kein Grund zur Sorge.“
„Kein Grund zur Sorge?“, bellte der Imperator und glich wieder einmal einer Bulldogge, die kurz davor war, durch zu drehen. „Meine Tochter liegt hier bewusstlos in einem Krankenhaus. Dort wo ich herkomme, ist das ein Grund zur Sorge.“
Der Arzt kniff die Lippen zusammen, doch Tessa stand entschlossen auf und stellte sich zwischen die Beiden.
„Ben, ich glaube nicht, dass es uns weiter bringt, wenn wir aus Sorge um unsere Kinder anfangen, zu emotional zu reagieren“, ermahnte sie ihn eindringlich. „Dr. Johnson hier versteht sicher, wie schwer die Situation für uns alle ist, besonders für die Eltern der Kinder.“
Dr. Johnson lächelte Tessa dankbar an, während der Imperator sichtbar Mühe hatte, sich zusammen zu reißen.
Schlussendlich war es vermutlich die Tatsache, dass Tessa und ihr Mann Gary das größere Haus, die meisten Autos und das dickere Bankkonto hatten, was ihn zu einem sehr verstörenden Lächeln zwang.
„Dann klären Sie mich doch bitte einmal auf, was mit meiner Tochter los ist“, bat er den Arzt in einem Ton, den man nur schwerlich mit Freundlichkeit verwechseln konnte. Es klang eher, als hätte er sich versehentlich die Zähne zusammen geklebt.
„Der Blutalkoholwert ihrer Tochter war deutlich erhöht“, begann der Arzt. „Außerdem wurden in ihrem Blutbild Spuren eines starken Medikaments gefunden, welches unter anderem gegen Wahnvorstellungen eingesetzt wird und das sie kürzlich genommen haben muss.“
Obwohl ich in diesem Traum keinen sichtbaren Magen hatte, drehte sich dieser trotzdem um, als der Arzt die Tabletten erwähnte, die Sarah wegen mir verabreicht
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