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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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kann auch ein paar Wörter auf Deutsch«, meinte Hanna. »Mama hat sie mir beigebracht.«
    »Wir üben später«, sagte Carla.
    Jake fand einen alten Korkenzieher und schaffte es, die Flasche zu öffnen. »Früher hatten wir auch richtige Weingläser«, meinte Carla, während sie drei billige Wassergläser aus dem Schrank holte. »Aber die sind wie alles andere bei dem Feuer verbrannt.« Jake goss den Wein ein, dann prosteten sie einander zu und setzten sich an den Küchentisch. Hanna ging auf ihr Zimmer.
    »Reden Sie manchmal über den Brand?«, erkundigte sich Portia.
    »Nicht oft«, sagte Jake. Carla schüttelte leicht den Kopf und wandte den Blick ab. »Aber wenn Sie Zeitung lesen, wissen Sie vermutlich, dass einer von den Typen wieder auf freiem Fuß ist, irgendwo hier in der Nähe.«
    »Das hab ich gesehen«, erwiderte Portia. »Siebenundzwanzig Monate.«
    »Genau. Okay, er hat das Streichholz nicht angezündet, aber er war bei der Planung dabei.«
    »Macht es Ihnen Angst, dass er wieder draußen ist?«
    »Natürlich macht es uns Angst«, warf Carla ein. »Wir haben Waffen im Schlafzimmer.«
    »Um Dennis Yawkey mache ich mir gar nicht so viele Gedanken«, sagte Jake. »Er ist nur ein mieser kleiner Kerl, der versucht hat, ein paar andere zu beeindrucken. Außerdem passt Ozzie wie ein Schießhund auf ihn auf. Eine falsche Bewegung, und Yawkey ist wieder auf dem Weg nach Parchman. Die bösen Jungs da draußen, die nie angeklagt wurden, machen mir mehr Sorgen. Es waren ziemlich viele Männer beteiligt, einige von hier, einige nicht. Nur vier davon sind vor Gericht gelandet.«
    »Fünf, wenn man Blunt mitzählt«, widersprach Carla.
    »Er stand nie unter Anklage. Blunt war Mitglied des Ku- Klux-Klans und hat versucht, das Haus in die Luft zu jagen, eine Woche bevor sie es angezündet haben. Zurzeit ist er in einer psychiatrischen Klinik untergebracht und gibt sich alle Mühe, so zu tun, als wäre er verrückt.«
    Carla stand auf und ging zum Herd, wo sie die Soße umrührte und die Flamme aufdrehte, um das Wasser zum Kochen zu bringen.
    »Es tut mir leid«, sagte Portia leise. »Ich wollte keine unangenehmen Erinnerungen wecken.«
    »Schon in Ordnung«, erwiderte Jake. »Erzählen Sie uns was über Italien. Wir sind noch nie dort gewesen.«
    Beim Essen redete Portia über ihre Reisen nach Italien, Deutschland, Frankreich und die übrigen europäischen Länder. Als Schülerin an der Highschool hatte sie sich vorgenommen, die Welt kennenzulernen und so weit wie möglich von Mississippi wegzukommen. Die Army hatte ihr die Chance dazu gegeben, und sie hatte sie voll und ganz genutzt. Nach der Grundausbildung hatte sie die Wahl zwischen Deutschland, Australien und Japan gehabt. Während ihrer Stationierung in Ansbach hatte sie ihr Geld für Bahnnetzkarten und Studentenhostels ausgegeben und war oft allein unterwegs gewesen, um sich jedes Land von Schweden bis Griechenland anzu sehen. Ein Jahr lang war sie auf Guam stationiert gewesen, aber sie hatte die Geschichte und die Kultur  – vor allem das Essen und die Weine  – Europas vermisst und erfolgreich um eine Versetzung gebeten.
    Jake war einmal in Mexiko gewesen, Carla in London. Für ihren fünften Hochzeitstag hatten sie gespart und genug Geld für eine billige Pauschalreise nach Paris zusammengekratzt, von der sie nach wie vor schwärmten. Bis auf diese Reisen hatten sie immer irgendwo in der Nähe Urlaub gemacht. Wenn sie Glück hatten, verbrachten sie im Sommer eine Woche am Strand von Destin. Neidisch hörten sie Portia zu, die schon in der ganzen Welt herumgekommen war.
    Hanna war fasziniert von ihr. »Haben Sie schon mal die Pyramiden gesehen?«, fragte sie einmal.
    Portia hatte die Pyramiden tatsächlich besucht. Genau genommen bekamen sie den Eindruck, als hätte die junge Frau schon alles gesehen. Die Flasche war nach dem Salat leer, und sie hätten noch mehr Wein gebraucht. Stattdessen goss Carla Eistee in ihre Gläser, mit dem sie dann das Essen beendeten. Als Hanna im Bett war, tranken sie entkoffeinierten Kaffee, aßen Kekse und redeten über alles Mögliche.
    Lettie, das Testament und die damit zusammenhängenden Probleme wurden mit keinem Wort erwähnt.

20
    Ancil Hubbard war nicht mehr Ancil Hubbard. Seinen alten Namen und sein altes Leben hatte er schon vor Jahren aufgegeben, als eine schwangere Frau ihn ausfindig gemacht, Anschuldigungen erhoben und Forderungen gestellt hatte. Sie war nicht die Erste gewesen, die ihm Ärger bereitet oder ihn zu

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