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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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alle. Ich weiß jetzt nicht so genau, wie viel es ist, aber …«
    »Vierundzwanzig Millionen«, unterbrach ihn Jake. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Anwälte die Höhe des Nachlasses erfuhren, und es schadete nicht, wenn er es Stillman jetzt sagte. Er versuchte lediglich, die Summe aus den Zeitungen herauszuhalten.
    Stillman stutzte und lächelte. Dann trank er einen Schluck und schüttelte den Kopf. »Vierundzwanzig Millionen.«
    »Und keine Schulden.«
    »Schwer zu glauben, was?«
    »Stimmt.«
    »Es sind also vierundzwanzig Millionen. Wenn das Finanzamt sich seinen Teil geholt hat, bleibt mit etwas Glück noch die Hälfte davon übrig.«
    »Das haben die Steuerberater auch gesagt«, meinte Jake.
    »Dann sind es nur noch zwölf Millionen. Immer noch eine Menge Geld, mehr als Sie und ich jemals verdienen werden. Jake, ich habe mir Folgendes gedacht: Warum handeln wir keinen Vergleich aus? Es gibt drei Hauptakteure: Herschel, Ramona und Lettie. Wir könnten den Kuchen aufteilen und alle glücklich machen.«
    Es war keine originelle Idee. Jake und Lucien hatten mehrmals mit dem Gedanken gespielt, sich auf einen Vergleich einzulassen, und sie waren sicher, dass die Anwälte der Gegenseite das Gleiche getan hatten. Jede Seite gibt ein bisschen  – oder eine Menge  – her, die Anwaltshonorare und Spesen werden abgezogen, man legt eine Vollbremsung hin, erspart sich den Stress und die Unsicherheit eines Prozesses, und alle bekommen ein schönes Stück vom Kuchen. Es klang völlig logisch. Anwälte denken bei jeder Klage an die Möglichkeit eines Vergleichs.
    »Wollen Ihre Mandanten einen Vergleich?«, erkundigte sich Jake.
    »Ich weiß es nicht. Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Aber wenn ein Vergleich infrage kommt, werde ich Herschel darauf ansprechen und ihm dazu raten.«
    »Okay. Der Kuchen, von dem wir sprechen, wie wollen Sie ihn aufteilen?«
    Ein großer Schluck, dann wischte sich Stillman den Schaum von den Lippen und preschte vor. »Seien wir doch ehrlich, Jake. Lettie Lang steht nur sehr wenig zu. Wenn man es richtig betrachtet, passt sie einfach nicht ins Bild eines normalen Vermögens- und Nachlassübergangs. Sie gehört nicht zur Familie, und unabhängig davon, wie verkorkst eine Familie auch sein mag, das Geld geht fast immer an die nächste Generation. Das wissen Sie. Neunzig Prozent des Vermögens, das durch ein Testa ment weitergegeben wird, bekommen Familienmitglieder. Neun zig Prozent in Mississippi, ebenso in New York und Kalifornien, wo die Nachlässe, sagen wir mal, größer sind. Und sehen Sie sich die Gesetzgebung an. Wenn jemand ohne Testament stirbt, gehen Geld und Eigentum an Blutsverwandte über, an nie manden sonst. Von Rechts wegen soll das Geld in der Familie bleiben.«
    »Stimmt, aber es wird keinen Vergleich geben, wenn Lettie gar nichts bekommt.«
    »So war das nicht gemeint, Jake. Wir geben ihr zwei Millionen. Können Sie sich das vorstellen? Lettie Lang, eine arbeitslose Haushälterin, kommt mit zwei Millionen Dollar aus dieser Sache raus, und das nach Steuern? Jake, ich will diese Frau nicht schlechtmachen, ich habe sie bei ihrer Zeugenaussage schätzen gelernt. Sie ist nett, witzig sogar, und ein guter Mensch. Ich will sie nicht kritisieren, aber wissen Sie, Jake, wie viele Schwarze in Mississippi eine Million Dollar besitzen?«
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Nach der Volkszählung von 1980 sind es genau sieben Schwarze in diesem Bundesstaat, die von sich behaupten, mehr als eine Million Dollar zu besitzen. Alles Männer, und die meis ten waren in der Bau- oder Immobilienbranche tätig. Lettie wäre die reichste Schwarze in Mississippi.«
    »Und Ihr Mandant und seine Schwester teilen sich die restlichen zehn Millionen?«, erkundigte sich Jake.
    »So ungefähr. Die Kirche bekommt ein nettes Sümmchen, und den Rest teilen wir auf.«
    »Das wäre ein guter Deal für euch«, meinte Jake. »Ihr würdet ein Drittel von annähernd fünf Millionen bekommen. Kein schlechter Zahltag.«
    »Jake, ich habe nicht gesagt, dass wir ein Drittel bekommen.«
    »Aber Sie bekommen einen bestimmten Prozentsatz, habe ich recht?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber ja, es wird eine schöne Summe sein.«
    Für einige, dachte Jake. Falls der Fall in diesem Stadium mit einem Vergleich endete, würde sein Honorar erheblich geringer ausfallen. »Haben Sie mit Wade Lanier darüber gesprochen?«
    Stillman verzog das Gesicht, als er den Namen hörte. »Das ist ein Kapitel für sich. Lanier

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