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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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selbst raus, du Arsch, dachte Jake. Aber er sprach es nicht aus. Er amüsierte sich über Stillmans plumpe Versuche, mit ihm über Gerüchte zu sprechen, als wären sie zwei alte Saufkumpane, die sich gegenseitig Geheimnisse anvertrauten. Ein loser Mund gibt Wissen kund, sagte Harry Rex immer. Und mit diesem Wissen gewann man dann einen Prozess.
    »Schwer zu glauben, dass ein bisschen Sex vierundzwanzig Millionen Dollar wert sein soll.«
    Stillman lachte. »Da wäre ich mir nicht so sicher. Wegen Sex wurden schon Kriege geführt.«
    »Wie wahr.«
    »Kein Interesse an einem Vergleich?«
    »Nein. Ich habe meinen Marschbefehl.«
    »Das wird Ihnen noch leidtun.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Aber nein. So, wie wir das sehen, hat Booker Sistrunk es ge schafft, jeden Weißen in Ford County gegen sich aufzubringen.«
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie so ein Experte für Ford County sind.«
    »Jake, Sie haben hier einmal ein sensationelles Urteil erreicht. Lassen Sie sich das nicht zu Kopf steigen.«
    »Ich habe Sie nicht um Ihren Rat gebeten.«
    »Aber vielleicht brauchen Sie ihn.«
    »Einen Rat von Ihnen?«
    Stillman leerte sein Glas und knallte es auf den Tisch. »Ich muss los. Ich zahle an der Theke.« Er hatte sich schon aus der Sitznische herausgezwängt und griff in die Hosentasche. Jake sah zu, wie er ging, und schickte ihm ein paar Flüche hinterher. Dann stand er auf und setzte sich Harry Rex gegenüber.
    »Ein Abend mit deinen Freunden?«, fragte Jake.
    »Sieh an, sieh an. Carla hat dich mal aus dem Haus gelassen.« Harry Rex hatte ein Bud Light vor sich stehen und las eine Zeitschrift, die er jetzt zur Seite legte.
    »Ich hatte gerade meinen ersten und meinen letzten Drink mit Stillman Rush.«
    »Wie aufregend. Lass mich raten. Er will einen Vergleich.«
    »Woher hast du das gewusst?«
    »Ist doch klar. Ein schneller Deal, und diese Jungs verdienen sich dumm und dämlich.«
    Jake erläuterte Stillmans Version eines fairen Vergleichs, was sie beide zum Lachen brachte. Ein Kellner brachte einen Teller mit Nachos samt Käsedip. »Ist das dein Abendessen?«, erkundigte sich Jake.
    »Nein, nur ein kleiner Snack. Ich muss wieder in die Kanzlei. Du wirst nie erraten, wer gerade in der Stadt ist.«
    »Wer?«
    »Kannst du dich noch an Willie Traynor erinnern, dem früher mal die Times gehört hat?«
    »Vage. Ich habe ihn ein- oder zweimal getroffen, das ist aber schon Jahre her. Anscheinend hat er die Zeitung ungefähr zu der Zeit verkauft, als ich hergekommen bin.«
    »Stimmt. Er hat sie 1970 von der Familie Caudle gekauft. Sie hatte Konkurs gemacht, und ich glaube, er hat um die fünfzigtausend dafür gezahlt. Zehn Jahre später hat er sie für 1,5 Millionen verkauft.« Harry Rex tauchte einen Nacho in Käse und stopfte ihn sich in den Mund. Nachdem er kurz geschwiegen hatte, fuhr er fort: »Er hat sich hier nie richtig eingelebt, daher ist er nach Memphis zurückgegangen, wo er geboren wurde, und hat alles verloren. Dann starb seine Großmutter und hinterließ ihm eine Menge Geld. Ich glaube, das ist jetzt auch schon fast alle. Wir waren damals eng befreundet, und manchmal kommt er auf einen Drink bei mir vorbei.«
    »Gehört Hocutt House immer noch ihm?«
    »Ja, und ich glaube, das ist einer der Gründe, warum er mit mir reden will. Er hat es 1972 gekauft, nachdem alle Hocutts gestorben waren. Das war vielleicht ein merkwürdiger Haufen. Zwillinge, Wilma und Gilma, dazu noch ein Bruder und eine durchgeknallte Schwester, und keiner von ihnen hat je geheiratet. Willie hat das Haus gekauft, weil niemand sonst es haben wollte, dann hat er ein paar Jahre gebraucht, um es zu restaurieren. Hast du es mal gesehen?«
    »Nur von der Straße. Es sieht toll aus.«
    »Es ist eines der schönsten Häuser im viktorianischen Stil hier in der Gegend. Es erinnert mich an dein altes Haus, nur viel größer. Willie hat einen guten Geschmack, und innen sieht es picobello aus. Das Problem ist nur, dass er in den letzten fünf Jahren keine drei Nächte drin geschlafen hat. Er will es verkaufen, vermutlich braucht er Geld, aber die Bude kann sich hier keiner leisten.«
    »Egal, was er dafür haben will, es liegt eindeutig außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten«, sagte Jake schnell.
    »Er glaubt, dass es dreihunderttausend wert ist. Ich habe gesagt, kann schon sein, aber so viel bekommt er nie im Leben dafür. Nicht jetzt und in zehn Jahren auch nicht.«
    »Irgendein Arzt wird es schon kaufen.«
    »Er hat von dir gesprochen,

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