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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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will meinen Mandanten übernehmen, der fürs Erste noch an mir festhält. Ich traue Lanier nicht über den Weg und werde ihn in den nächsten sechs Monaten ständig im Auge behalten. Er ist eine richtige Schlange.«
    »Dann ist die Antwort also Nein?«
    »Die Antwort ist Nein. Bisher habe ich mit niemandem darüber gesprochen.«
    »Dann steht es zwischen Ihrem Mandanten und seiner Mandantin wohl nicht zum Besten?«
    »Ich nehme es an. Wenn es sein muss, können Herschel und Ramona miteinander auskommen, aber das Problem ist Ian. Herschel sagte, er und Ian könnten sich nicht ausstehen, hätten sich noch nie ausstehen können. Er hält Ian für einen verzogenen kleinen Scheißer aus einer Spießerfamilie, der es geschafft hat, sein ganzes Vermögen zu verlieren, und jetzt krampfhaft versucht, wieder nach oben zu kommen und den erfolgreichen Geschäftsmann zu spielen. Er hat immer auf die Hubbards herabgesehen, für ihn waren sie nicht viel besser als weißes Gesindel, bis jetzt natürlich. Jetzt ist er plötzlich ganz vernarrt in die Familie, und ihr Wohlergehen liegt ihm sehr am Herzen.«
    Jake war nicht entgangen, dass Stillman jemand anders als einen »verzogenen kleinen Scheißer aus einer Spießerfamilie« titulierte. »Was für eine Überraschung«, erwiderte er. »Stillman, ich habe achteinhalb Stunden mit Ramona Frage und Antwort gespielt, und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die Frau trinkt zu viel. Rote, tränende Augen, aufgedunsenes Gesicht, das sie unter Make-up versteckt, zu viele Falten für eine Frau, die erst zweiundvierzig ist. Ich bin Experte für Alko holiker, weil ich ständig Lucien Wilbanks um mich herum habe.«
    »Herschel sagt, sie säuft wie ein Loch und droht schon seit Jahren, Ian zu verlassen«, klärte Stillman ihn auf.
    Jake war beeindruckt davon, dass er das so offen sagte. »Jetzt wird sie ihn nicht mehr los.«
    »Stimmt. Ich glaube, Ian ist wieder völlig verknallt in sie. Ich habe einen Freund in Jackson, der einige von Ians Saufkumpanen kennt. Sie behaupten, er sei ein Schürzenjäger.«
    »Ich werde ihn morgen danach fragen.«
    »Tun Sie das. Die Sache ist die: Herschel und Ian werden einander nie trauen.«
    Sie bestellten ein weiteres Bier und leerten die Gläser. »Sie scheinen nicht sonderlich begeistert von der Aussicht auf einen Vergleich zu sein«, sagte Stillman.
    »Sie ignorieren, was der alte Mann wollte. Er hat es unmiss verständlich gesagt, sowohl in seinem Testament als auch in dem Brief an mich. Er hat mich damit beauftragt, sein handschriftliches Testament mit allen Mitteln zu verteidigen, bis zum bitteren Ende.«
    »Er hat Sie damit beauftragt?«
    »Ja. In einem Brief, der dem Testament beilag. Sie werden ihn später noch zu sehen bekommen. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, der Familie nichts zu hinterlassen.«
    »Aber er ist tot.«
    »Es ist trotzdem sein Geld. Wie können wir sein Geld einfach anders verteilen, obwohl er klar und deutlich gesagt hat, was er damit machen will? Es gehört sich nicht, und ich bezweifle, dass Richter Atlee einen Vergleich genehmigen würde.«
    »Und wenn Sie verlieren?«
    »Dann werde ich bei der Sache verlieren, mit der ich beauftragt wurde. Das Testament mit allen Mitteln zu verteidigen.«
    Das zweite Bier kam, als Harry Rex ohne ein Wort an ihnen vorbeimarschierte. Er schien mit seinen Gedanken woanders zu sein und sah Jake nicht an. Es war noch keine achtzehn Uhr, eigentlich viel zu früh für Harry Rex, um die Kanzlei zu verlassen. Er zwängte sich in eine Sitznische und versuchte, sich zu verstecken.
    Stillman wischte sich wieder den Schaum vom Mund. »Warum hat er das getan, Jake? Irgendwelche Hinweise?«
    »Eigentlich nicht.« Jake zuckte mit den Schultern, als würde er tatsächlich so weit gehen und vor einer gegnerischen Partei schmutzige Wäsche waschen. Wenn er damit seiner Sache nutzte, würde er Stillman Rush einfach links liegen lassen.
    »Sex?«
    Noch ein lässiges Schulterzucken, ein schnelles Kopfschütteln, ein Stirnrunzeln. »Ich glaube nicht. Der alte Herr war einundsiebzig, Kettenraucher, krank, gebrechlich, zerfressen von Krebs. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass er die Energie und die Ausdauer hatte, um etwas mit einer Frau anzufangen.«
    »Vor zwei Jahren war er noch nicht krank.«
    »Stimmt, aber es lässt sich nicht beweisen.«
    »Ich rede nicht von Beweisen, Jake. Oder von Prozessen oder etwas anderem. Ich spekuliere nur. Es muss einen Grund dafür geben.«
    Dann find’s doch

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