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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hinterlassen, der überhaupt kei nen Anspruch auf sein Vermögen hat. Das ist die Frage, die Ihnen im Kopf herumspukt, und das immer häufiger, bis wir die Antwort darauf finden.«
    »Vorausgesetzt, es gibt eine Antwort.«
    »Genau. Um das Rätsel zu lösen, was Ihnen hoffentlich dabei helfen wird, den Fall zu gewinnen, müssen wir die Antwort auf diese Frage finden.«
    »Und Sie haben sie gefunden?«
    »Noch nicht, aber ich bin auf dem besten Weg dazu.« Lucien deutete auf das Durcheinander auf dem Tisch – Akten, Kopien alter Besitzurkunden, Notizen. »Ich habe mir die Besitzurkunden für die achtzig Hektar Land angesehen, die Seth Hubbard zum Zeitpunkt seines Todes in diesem County besessen hat. Viele Dokumente wurden zerstört, als das Gericht nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrannt ist, aber das meiste von dem, was ich gesucht habe, konnte ich rekonstruieren. Ich habe mich durch sämtliche Grundstücksregister gewühlt, bis ins frühe 19. Jahrhundert, und jede Ausgabe der Lokalzeitungen durchkämmt, von dem Tag an, an dem sie mit Drucken angefangen haben. Außerdem habe ich ziemlich viel Ahnenforschung betrie ben und einiges über die Familien Hubbard, Tayber und Rinds herausgefunden. Sie wissen ja, dass das bei Schwarzen nicht so einfach ist. Lettie wurde von Cypress und Clyde Tayber aufgezogen, aber nie rechtskräftig adoptiert. Portia zufolge hat Lettie das erst mit dreißig Jahren erfahren. Portia und meine Wenigkeit glauben auch, dass Lettie in Wahrheit eine Rinds ist, eine Familie, die es in Ford County nicht mehr gibt.«
    Jake trank einen Schluck Kaffee und hörte aufmerksam zu. Lucien hielt eine große, mit der Hand gezeichnete Landkarte hoch und fing an, auf einzelne Parzellen zu zeigen. »Das ist das Land, das die Hubbards ursprünglich besaßen, dreißig Hektar, die schon seit einhundert Jahren in der Familie waren. Seth hat es von seinem Vater geerbt, Cleon, der vor dreißig Jahren ge storben ist. Cleon hinterließ ein Testament, in dem er alles Seth vermacht hat. Ancil wurde mit keinem Wort erwähnt. Daneben sind noch einmal dreißig Hektar, genau hier, an der Brücke, wo man Seth gefunden hat, nachdem er von der Leiter gefallen ist. Die zwanzig Hektar hier wurden vor zwanzig Jahren von Seth gekauft und sind nicht weiter wichtig.«
    Lucien tippte die zweite Parzelle an, in die er mit der Hand einen kleinen Fluss, eine Brücke und einen Baum mit einer Schlinge gezeichnet hatte. »Hier wird es interessant. Die zweiten dreißig Hektar wurden 1930 von Cleon Hubbard erworben. Das Land wurde ihm von Sylvester Rinds verkauft, oder von Sylvester Rinds’ Frau. Es war seit sechzig Jahren im Besitz der Familie Rinds gewesen. Ungewöhnlich daran ist, dass Rinds schwarz war. Allem Anschein nach war sein Vater der Sohn eines freigelassenen Sklaven, der die dreißig Hektar um 1870 herum, also nach dem Ende des Bürgerkriegs, in Besitz nahm. Es ist nicht ganz klar, wie es ihm gelang, sich das Eigentum daran zu verschaffen, und ich bin mir sicher, dass wir das nie erfahren werden. Die Dokumente dazu gibt es nicht mehr.«
    »Wie ist Cleon in den Besitz des Landes von Rinds gekommen?«, erkundigte sich Jake.
    »Durch eine einfache Abtretungsurkunde, unterschrieben von Esther Rinds, nicht von ihrem Mann.«
    »Wo war ihr Mann?«
    »Keine Ahnung. Ich gehe davon aus, dass er entweder tot oder verschwunden war, denn das Land war auf seinen Namen eingetragen, nicht auf den seiner Frau. Um Grundbesitz übertragen zu können, musste sie ihn allerdings erst einmal geerbt haben. Daher war er vermutlich tot.«
    »Wurde sein Tod irgendwo registriert?«
    »Nein. Jedenfalls habe ich bis jetzt nichts gefunden, aber ich suche noch. Da ist noch mehr. Nach 1930 gibt es in Ford County keine Dokumente über die Familie Rinds mehr. Sie sind einfach verschwunden, und heute ist kein einziger Rinds mehr zu finden. Ich habe Telefonbücher, Wählerverzeichnisse, Steuer listen überprüft, egal was, ich hab’s mir angesehen. Kein einziger Rinds. Nirgendwo. Ziemlich ungewöhnlich.«
    »Also?«
    »Also sind sie verschwunden.«
    »Vielleicht sind sie ja nach Chicago gegangen, wie alle anderen.«
    »Vielleicht. Aus Letties Zeugenaussage wissen wir, dass ihre Mutter ungefähr sechzehn Jahre alt war, als sie geboren wurde, unehelich, und dass sie ihren Vater nie gekannt hat. Sie sagt, sie sei in der Nähe von Caledonia geboren worden, unten in Mon roe County. Ihre Mutter starb zwei Jahre später, Lettie kann sich nicht an sie erinnern, und sie

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