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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wurde zu einer Tante gegeben. Dann zur nächsten Tante. Und irgendwann ist sie dann bei den Taybers in Alabama gelandet. Sie hat deren Namen angenommen und mit ihrem Leben weitergemacht. Den Rest davon haben Sie während ihrer Zeugenaussage gehört. Sie hat nie eine Geburtsurkunde besessen.«
    »Lucien, worauf wollen Sie hinaus?«
    Er klappte eine andere Akte auf und schob ein einzelnes Blatt Papier über den Tisch. »Damals wurden eine Menge schwarze Babys ohne Geburtsurkunde geboren. Sie wurden zu Hause geboren, mit Hebammen und so, und niemand machte sich die Mühe, Aufzeichnungen darüber zu führen. Aber die Gesundheitsämter in den Countys versuchten, wenigstens die Geburten zu registrieren. Dies ist die Kopie einer Seite aus dem Geburtenregister von 1941. Am 16. Mai wurde in Monroe County, Mississippi, eine gewisse Letetia Delores Rinds geboren; die Mutter war eine junge Frau namens Lois Rinds, sechzehn Jahre alt.«
    »Sie sind nach Monroe County gefahren und haben das ausgegraben?«
    »Allerdings. Und ich bin noch nicht fertig. Es sieht so aus, als könnte Lettie eine Rinds sein.«
    »Aber sie hat doch gesagt, sie erinnert sich an nichts mehr, zumindest an nichts, was vor ihrer Kindheit in Alabama war.«
    »Können Sie sich daran erinnern, was vor Ihrem dritten Geburtstag geschah?«
    »Das weiß ich noch alles.«
    »Dann sind Sie ein Fall für den Psychiater.«
    »Und was, wenn Letties Familie tatsächlich aus Ford County kam?«
    »Nehmen wir an, sie kam von hier, nur so zum Spaß. Und nehmen wir weiter an, dass die Rinds einmal die dreißig Hektar besessen haben, an denen Cleon Hubbard 1930 das Eigentum übernommen hat, dieselben dreißig Hektar, die Seth Hubbard hinterlassen wurden. Dieselben dreißig Hektar, die er Lettie vererbt hat. Der Kreis schließt sich, finden Sie nicht auch?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es gibt immer noch ein paar große Lücken. Sie können nicht davon ausgehen, dass alle Schwarzen namens Rinds, die im Norden von Mississippi woh nen, aus Ford County stammen. Das ist ziemlich weit her geholt.«
    »Ich gebe zu, dass es nur eine Theorie ist, aber wir machen Fortschritte.«
    »Wir?«
    »Portia und ich. Ich habe sie gebeten, in ihrer Familien geschichte zu wühlen. Sie hat Cypress nach Details gefragt, aber die alte Dame ist nicht sehr gesprächig. Und wie in den meisten Familien gibt es jede Menge Mist, den Portia am liebsten gar nicht erst gefunden hätte.«
    »Zum Beispiel?«
    »Cypress und Clyde Tayber haben nie geheiratet. Sie hatten sechs Kinder und lebten vierzig Jahre lang zusammen, aber sie haben nie den Bund der Ehe geschlossen, jedenfalls nicht rechtsgültig.«
    »So ungewöhnlich war das gar nicht. Und es war rechtlich bindend.«
    »Das weiß ich. Es besteht eine gute Chance, dass Cypress gar keine Blutsverwandte ist. Portia glaubt, ihre Mom könnte mehr als einmal herumgereicht worden sein, bevor sie bei den Taybers gelandet ist.«
    »Redet Lettie darüber?«
    »Wohl nicht oft. Sie können sich sicher denken, dass ihre Familiengeschichte kein angenehmes Gesprächsthema ist.«
    »Würde Lettie es denn nicht wissen, wenn sie als eine Rinds geboren worden wäre?«
    »Könnte man meinen, aber vielleicht weiß sie es wirklich nicht. Sie war dreißig, als Cypress ihr erzählt hat, dass sie adoptiert worden ist. Und Cypress hat Letties Mutter nie kennengelernt. Denken Sie doch mal darüber nach, Jake. Die ersten dreißig Jahre ihres Lebens glaubt sie, dass Cypress und Clyde ihre biologischen Eltern und die sechs anderen Kinder ihre Geschwister sind. Portia sagte, sie hat sich fürchterlich aufgeregt, als sie die Wahrheit erfuhr, aber nie das Bedürfnis verspürt, in ihrer Vergangenheit herumzuwühlen. Die Taybers in Alabama sind mit der Familie Rinds aus Ford County nicht einmal entfernt verwandt, daher ist es vermutlich schon möglich, dass Lettie nicht weiß, wo sie herstammt.«
    Jake dachte ein paar Minuten darüber nach, während er seinen Kaffee trank, und versuchte, die Geschichte aus allen möglichen Blickwinkeln zu sehen. »Gehen wir mal davon aus, an Ihrer Theorie ist etwas dran«, sagte er schließlich. »Warum würde Seth dann das Land an eine Rinds zurückgeben wollen?«
    »So weit bin ich mit meiner Theorie noch nicht.«
    »Und warum sollte er Lettie alles – die dreißig Hektar und noch eine ganze Menge mehr – und seiner eigenen Familie über haupt nichts hinterlassen?«
    »Das muss ich erst noch ausgraben.«
    »Die Theorie gefällt mir. Graben Sie

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