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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Unfall in die Times schaffen?«
    »Nein, die Times wird in einer Stunde ausgeliefert. Aber ich bin sicher, dass Dumas nächste Woche die gesamte Titelseite damit vollpflastern wird, einschließlich Fotos der Unfallautos, mit so viel Blut wie möglich. Und auf mich hat er es auch abgesehen.«
    »Was ist das Schlimmste, das er über dich schreiben könnte?«
    »Na ja, zunächst einmal könnte er mich als Simeons Anwalt bezeichnen. Dann könnte er das Ganze etwas verdrehen und andeuten, dass ich die Anklage wegen Trunkenheit am Steuer vom Oktober irgendwie blockiert hätte und dass Simeon, wenn ich es nicht getan hätte, vom Gericht der Führerschein entzogen worden und er deshalb nicht gefahren wäre. Und dann wären die beiden Jungs der Rostons nicht tot.«
    »Das kann er nicht machen. Da sind zu viele Vermutungen dabei.«
    »Er kann, und er wird.«
    »Dann rede mit ihm. Jake, du musst Schadensbegrenzung betreiben. Heute ist Mittwoch, daher wird die Beerdigung vermutlich am Wochenende stattfinden. Warte bis Montag, dann reichst du den Scheidungsantrag ein. Wie nennt man dieses Verfügungsding noch mal?«
    »Einstweilige Verfügung.«
    »Das habe ich gemeint. Bring den Richter dazu, dass er eine unterschreibt, damit Simeon nicht in die Nähe von Lettie kommen kann. Er sitzt zwar im Gefängnis, aber wenn sie eine einstweilige Verfügung beantragt, macht das einen guten Eindruck. Ein sauberer Schnitt, sie läuft vor dem Kerl davon. In der Zwischenzeit redest du mit Dumas und sorgst dafür, dass er die Fakten richtig darstellt. Recherchiere ein bisschen und beweise ihm, dass sich einige dieser Fälle länger als vier Monate hinziehen. Du hast nie eine Akte dafür angelegt und auch nie einen Cent gesehen. Finde heraus, ob Ozzie bereit ist, seinen Kopf für dich hinzuhalten. Wenn ich mich recht erinnere, hat er bei der letzten Wahl über siebzig Prozent der Stimmen bekommen. Er ist kugelsicher. Außerdem will er, dass Lettie den Prozess gewinnt. Wenn du Probleme bekommst, soll Ozzie dir einen Teil davon abnehmen. Es wird ihm nicht schaden.«
    Jake nickte die ganze Zeit und brachte sogar ein Lächeln zustande. Weiter so!
    »Liebling, im Augenblick bist du schockiert und hast Angst«, fuhr sie fort. »Reiß dich zusammen. Du hast nichts Unrechtes getan, also lass dich nicht für etwas verantwortlich machen, an dem du keine Schuld hast. Kümmere dich um die Schadens begrenzung, und anschließend versuchst du, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.«
    »Kann ich dich einstellen? Meine Kanzlei braucht noch eine Mitarbeiterin.«
    »Das kannst du dir nicht leisten. Ich bin Lehrerin.«
    Hanna hustete. Carla verließ die Küche, um nach ihr zu sehen.
    Die eigentliche Schadensbegrenzung begann etwa eine Stunde später, als Jake in den Coffee Shop stürmte, fest entschlossen, alle miteinander davon zu überzeugen, dass er nie der Anwalt von Simeon Lang gewesen war. Im Coffee Shop wurden bei Rühreier und Speck jede Menge Gerüchte in die Welt gesetzt. Unter der Dusche hatte Jake beschlossen, direkt zur Quelle zu gehen.
    Marshall Prather saß in Uniform vor einem Stapel Pfann kuchen und schien auf irgendetwas zu warten. Er war die ganze Nacht im Dienst gewesen und sah genauso müde aus wie Jake. In der kurzen Pause, die nach Jakes Eintreten bei den Gesprächen der Gäste entstand, begrüßte ihn Marshall mit: »Hallo, Jake, ich habe Sie vor ein paar Stunden im Krankenhaus ge sehen.« Das war Absicht und sollte die Gerüchteküche in Gang setzen, da Ozzie ebenfalls dabei war, Schadensbegrenzung zu üben.
    »Ja, es war furchtbar«, erwiderte Jake mit ernster Miene. »Habt ihr Lang ins Gefängnis gebracht?«, fragte er dann laut.
    »Ja. Er ist immer noch dabei, nüchtern zu werden.«
    »Jake, sind Sie nicht sein Anwalt?«, fragte Ken Nugent, der drei Tische weiter saß. Nugent fuhr den Pepsi-Laster und tat den ganzen Tag nichts anderes, als Getränkekisten in kleine Geschäfte auf dem Land zu schleppen. Als er einmal nicht da gewesen war, hatte Dell gesagt, niemand bringe Klatsch und Tratsch schneller unter die Leute als Nugent.
    »Bin ich nicht. Und ich war’s auch nie«, erwiderte Jake. »Ich vertrete ihn nicht und seine Frau auch nicht.«
    »Was zum Teufel haben Sie dann mit dem Fall zu tun?«, gab Nugent zurück.
    Dell schenkte Jake Kaffee ein und streifte ihn mit ihrem Hintern, was zu ihrem Morgenritual gehörte. »Guten Morgen, Jake«, flüsterte sie. Jake lächelte sie an, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Nugent zu.

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