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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ihren Dienst leisten wollen, ist das bewundernswert. Vielen Dank.«
    Eine Frau stand auf und erklärte, sie habe einmal in einem Sägewerk gearbeitet, das Seth Hubbard gehörte, sehe aber kein Problem.
    Richter Atlee nannte die Namen der beiden Ehefrauen von Seth und fragte, ob jemand sie kenne. Eine Frau sagte, ihre ältere Schwester sei einmal mit der ersten Frau befreundet gewesen, aber das sei lange her. Herschel Hubbard und Ramona Hubbard Dafoe wurden aufgefordert, sich zu erheben. Sie lächelten Richter und Geschworene verlegen an und setzten sich wieder. Richter Atlee fragte die Kandidaten, ob sie ihnen bekannt seien. Ein paar Hände hoben sich, alle waren frühere Klassenkameraden von der Clanton High. Richter Atlee stellte allen eine Reihe von Fragen. Alle behaupteten, wenig über die Sache zu wissen und sich davon nicht beeinflussen zu lassen.
    Langeweile machte sich breit, während der Richter seinen Fragenkatalog Seite für Seite abarbeitete. Bis Mittag waren zwölf der fünfzig entlassen worden, alle weiß. Von den verbliebenen achtunddreißig waren elf schwarz, und kein Einziger von ihnen hatte die Hand gehoben.
    In der Mittagspause saßen die Anwälte zusammen und debattierten nervös, wer annehmbar war und wer ausgeschlossen werden sollte. Die Sandwichs waren vergessen, während Körpersprache und Gesichtsausdruck diskutiert wurden. In Jakes Büro war die Stimmung etwas entspannter, weil sich der Anteil der Schwarzen erhöht hatte. Im großen Konferenzzimmer der Kanzlei Sullivan hatte sich die Stimmung verschlechtert, weil die Schwarzen blockten. Von den elf verbliebenen hatte angeblich keiner Lettie Lang gekannt. Ein Ding der Unmöglichkeit in einem so kleinen County! Dahinter musste eine Verschwörung stecken. Fachberater Myron Pankey hatte mehrere von ihnen während der Befragung beobachtet und war davon überzeugt, dass sie unbedingt Geschworene werden wollten. Aber Pankey stammte aus Cleveland und wusste wenig über die Schwar zen in den Südstaaten.
    Wade Lanier machte sich keine Sorgen. Er hatte mehr Prozesse in Mississippi geführt als alle anderen Anwälte zusammen und zerbrach sich über die verbliebenen achtunddreißig Kandidaten nicht den Kopf. In fast jedem Verfahren engagierte er Berater, um den persönlichen Hintergrund der Geschworenen unter die Lupe zu nehmen, aber wenn er sie erst einmal persönlich gesehen hatte, verließ er sich auf seine eigene Einschätzung. Und obwohl er es nicht aussprach, gefiel ihm, was er am Vormittag gesehen hatte.
    Lanier hatte noch zwei wichtige Asse im Ärmel: das handschriftliche Testament von Irene Pickering und die Aussage von Julina Kidd. Seines Wissens hatte Jake keine Ahnung, was ihn erwartete. Wenn es Lanier gelang, diese beiden Bomben in der öffentlichen Verhandlung hochgehen zu lassen, erreichte er viel leicht einen einstimmigen Geschworenenspruch. Nach langwierigen Verhandlungen hatte sich Fritz Pickering für sieben tausendfünfhundert Dollar zu einer Aussage bereit erklärt, Julina Kidd hatte schon bei fünftausend angebissen. Weder Pickering noch Kidd hatten mit jemandem von der Gegenseite gespro chen, daher war Lanier davon überzeugt, dass sein Überraschungs angriff erfolgreich sein würde.
    Bisher waren seiner Kanzlei Aufwendungen und Verpflich tungen von mehr als fünfundachtzigtausend Dollar für den Rechtsstreit entstanden. Die Kosten des Verfahrens wurden nur selten erwähnt, obwohl sie jeder im Hinterkopf hatte. Während sich die Mandanten wegen der steigenden Ausgaben sorgten, wusste Wade Lanier, was große Prozesse kosteten. Vor zwei Jahren hatte seine Kanzlei zweihunderttausend Dollar in eine Produkthaftungssache investiert und war trotzdem unterlegen.
    Man setzt alles auf eine Karte, und manchmal verliert man. Aber in der Sache Seth Hubbard hatte Wade Lanier nicht vor zu verlieren.
    Nevin Dark setzte sich mit drei von seinen neuen Freunden in eine Nische im Coffee Shop und bestellte bei Dell Eistee. Alle vier trugen am Kragen weiße Anstecker mit der Aufschrift »Geschworener« in fetten blauen Lettern, als wären sie nun offiziell nicht mehr ansprechbar. Dell hatte diese Buttons schon hundertmal gesehen und wusste, dass sie am besten aufmerksam lauschte, ohne Fragen zu stellen oder ihre Meinung zu äußern.
    Die achtunddreißig verbliebenen Geschworenenkandidaten waren von Richter Atlee darauf hingewiesen worden, dass sie nicht über die Angelegenheit sprechen durften. Da sich die vier an Nevins Tisch nicht kannten,

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