Die Erbin
Länge zogen, sah er einen der Gerichtsdiener an und sagte: »Finden Sie heraus, ob Sheriff Walls im Gerichtsgebäude ist.«
Diese Anweisung jagte Rufus Buckley einen Heidenschreck ein und brachte Jake und die Anwälte auf der anderen Seite zum Schmunzeln, aber Booker Sistrunk wurde wütend. Er drückte den Rücken durch und sagte: »Euer Ehren, ich habe das Recht zu sprechen.«
»Das haben Sie nicht. Noch nicht. Setzen Sie sich bitte, Mr. Sistrunk.«
»Euer Ehren, ich verbitte mir diesen Ton. Ich vertrete die Begünstigte dieses Testaments, Mrs. Lettie Lang, und ich habe die Pflicht, zu jeder Zeit ihre Interessen zu wahren.«
»Setzen Sie sich, Mr. Sistrunk.«
»Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen, Euer Ehren. Bis vor einigen Jahren war es Anwälten wie mir verboten, in ebendiesem Gerichtssaal zu sprechen. Jahrelang konnten Anwälte wie ich keinen Gerichtssaal betreten, und waren sie doch einmal dort, verbot man ihnen das Wort.«
»Setzen Sie sich, bevor ich Sie wegen Missachtung des Gerichts belange.«
»Drohen Sie mir nicht«, stieß Sistrunk hervor, während er hin ter dem Tisch hervorkam. »Ich habe das Recht zu sprechen, ich habe das Recht, für meine Mandantin einzutreten, und ich lasse mich nicht aufgrund irgendeiner obskuren verfahrenstechnischen Formsache zum Schweigen bringen.«
»Setzen Sie sich, bevor ich Sie wegen Missachtung des Gerichts belange.«
Sistrunk ging noch einen Schritt auf die Richterbank zu, was Anwälte und Zuschauer fassungslos verfolgten. »Ich werde mich nicht setzen«, fuhr er den Richter wütend an. Jake war der Meinung, dass Sistrunk gerade den Verstand verlor. »Aus diesem Grund habe ich beantragt, dass Sie den Vorsitz in diesem Ver fahren abgeben. Mir und vielen anderen ist klar, dass Sie in diesem Fall aufgrund rassistischer Vorurteile befangen sind und meine Mandantin nie im Leben einen fairen Prozess bekom men wird. Aus dem gleichen Grund haben wir eine Verlegung des Verhandlungsortes beantragt. In dieser Stadt eine unparteiische Jury zu finden wird unmöglich sein. Die Gerechtigkeit verlangt es, dass dieser Prozess in einem anderen Gerichtssaal unter dem Vorsitz eines anderen Richters stattfindet.«
»Mr. Sistrunk, ich belange Sie wegen Missachtung des Gerichts.«
»Das ist mir egal. Ich werde alles tun, um für meine Man dantin zu kämpfen, und wenn ich vor ein Bundesgericht ziehen muss, um dafür zu sorgen, dass wir einen fairen Prozess bekommen, werde ich genau das tun. Außerdem werde ich jeden verklagen, der sich mir dabei in den Weg stellt.« Zwei Gerichtsdiener gingen langsam auf Sistrunk zu. Plötzlich drehte sich der Anwalt um und wies mit dem Finger auf einen von ihnen. »Fas sen Sie mich nicht an, es sei denn, Sie wollen in einer Klage genannt werden. Bleiben Sie stehen!«
»Wo ist Sheriff Walls?«, erkundigte sich Richter Atlee.
»Er ist hier«, informierte ihn ein Justizangestellter. Ozzie kam durch die Tür. Er stürmte durch den Mittelgang, dicht gefolgt von Deputy Willie Hastings.
Richter Atlee ließ seinen Hammer niedersausen und sagte: »Mr. Sistrunk, ich belange Sie wegen Missachtung des Gerichts und ordne hiermit Ihre Festnahme durch den Sheriff von Ford County an. Sheriff Walls, bringen Sie Mr. Sistrunk bitte aus dem Gerichtssaal.«
»Das können Sie nicht machen!«, brüllte Sistrunk. »Ich bin ordentlich zugelassener Anwalt, auch vor dem Obersten Gerichts hof! Ich stehe hier im Namen meiner Mandantin. Ich habe wie vorgeschrieben einen Korrespondenzanwalt benannt. Euer Ehren, das können Sie nicht machen. Das ist Diskriminierung und von Nachteil für meine Mandantin.«
Ozzie war inzwischen in unmittelbarer Nähe und bereit, sich auf den Anwalt zu stürzen, falls dies notwendig sein sollte. Außer dem war er zehn Zentimeter größer, zehn Jahre jünger und fünfzehn Kilo schwerer als Sistrunk und trug eine Waffe. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er an einer handfesten Schlägerei vor heimischem Publikum durchaus seinen Spaß gehabt hätte. Als er Sistrunk am Ellbogen packte, spürte er eine kurze Sekunde lang Gegenwehr. Ozzie drückte zu und sagte: »Hände auf den Rücken.«
In diesem Moment war Booker Sistrunk genau dort, wo er hinwollte. Mit feinem Gespür für Drama ließ er den Kopf hängen, nahm die Hände auf den Rücken und ertrug schweigend die Schmach, festgenommen zu werden. Sein Blick ging zu Kendrick Bost. Einige, die in der Nähe standen, sollten später behaupten, ein fieses kleines Grinsen auf
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