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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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nicht geheiratet, flüsterte man hinter vorgehaltener Hand, und hatte ihr so nicht den Titel und die gesamte Macht einer Gräfin der Nacht verliehen; wenigstens so verhext war er nicht.
    Wie viele Derai, fragte sich Malian, glaubten immer noch, dass Rowan eine Hexe war, die ihren Vater mit ihren Zaubersprüchen eingewickelt hatte? Sie machte einen tiefen Knicks, als die Gefolgschaft des Grafen vor dem Podest des Erben anhielt. Obwohl sie den Blick ihres Vaters auffing, als sie sich wieder aufrichtete, lächelte dieser nicht.
    » Er lächelt nie « , dachte Malian. » Willkommen zurück in dieser Halle, Vater « , sagte sie. Damit begann sie den förmlichen Wortwechsel, den der Brauch verlangte. » Die Erbin frohlockt ob der sicheren Rückkehr des Grafen. «
    » Der Willkommensgruß ist umso wärmer ob der Anwesenheit der Erbin, die diese Hohe Halle ehrt. « Die Stimme des Grafen klang in der Stille der Zuhörer kalt, sein Ausdruck war ernst.
    » Die oberste Pflicht der Erbin ist es, die Ehre des Grafen und dieses Hauses aufrechtzuerhalten « , antwortete Malian.
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich in der Halle. Malian wandte sich an Rowan Birkenmond. Ihr Gruß wurde allerdings durch den Hund, der seine kalte, nasse Nase in Malians Hand stupste, verhindert. Malian lachte und streichelte den seidigen Kopf. Die Winterdame lächelte. » Falath ist nachlässig, was Angelegenheiten der Tradition angeht « , sagte sie mit ihrer klaren Stimme, » aber äußerst aufmerksam, was Freundschaft anbetrifft. «
    » Ich freue mich, dass er sich an mich erinnert « , sagte Malian. Dann spürte sie, wie der Blick ihres Vaters auf ihr ruhte, und fügte hastig hinzu: » Ich freue mich ebenfalls über Eure anhaltende Gesundheit und sichere Wiederkehr. «
    » Gewiss « , sagte der Graf weniger förmlich. » Wir sahen nur wenige Anzeichen von Feinden und haben keine Reiter bei Scharmützeln oder Unfällen verloren. Unsere einzigen Verletzungen waren der Reise geschuldet – wie ein verstauchter Knöchel und ein Sturz vom Pferd. Dennoch waren wir froh, das Tor der Winde wieder zu erblicken. « Er neigte den Kopf, jetzt wieder förmlich, bevor er sich zu seinem Stuhl begab. Der weiße Hund wedelte zum Abschied Malian höflich zu und trottete hinter seinem Frauchen her.
    Der Graf nahm noch nicht Platz, sondern stand unter dem großen Banner der Nacht. Er streckte seine rechte Hand in die Höhe. Die Handfläche war den Wartenden in der Halle zugewandt. Er begann mit kräftiger Stimme zu sprechen. » Haus der Nacht. Woher kamen wir und weshalb? «
    Die Versammlung, allen voran Malian, erhob die Hände und antwortete aus einem Munde: » Von den Sternen kamen wir, wo wir den langen Krieg gegen den Schwarm der Finsternis führten. Wir kämpften gegen sie Schlacht um Schlacht, im Sieg und in der Niederlage, bis das Große Portal sich öffnete und wir an diesen Ort kamen. «
    » Und was tun wir jetzt auf dieser Welt Haarth? « , fragte der Graf.
    » Wir besetzen den Schildwall der Nacht « , lautete die Antwort. » Wir halten die lange Wache bis zu der Stunde, wenn sich der Schwarm der Finsternis erneut erhebt und versucht, diese Welt zu überrennen, wie er bereits viele andere jenseits der Sterne überrannt hat. Wenn jener Tag und jene Stunde kommen, werden wir uns in der vordersten Linie der Macht des Schwarms entgegenstellen, wie wir es immer getan haben. «
    » Warum nennen wir uns dann Nacht, wenn wir uns doch gegen den Schwarm der Finsternis einsetzen? « Die Stimme des Grafen trug bis in die letzte Ecke der Halle.
    » Der Schwarm erhob sich und breitete sich über das Angesicht der Sterne « , antworteten sie ihm. » Er löschte einen nach dem anderen aus und sog alles Licht und alles Leben in seinen Schlund. Die große Finsternis hat die Schönheit der Nacht gestohlen und sie durch Angst und Schrecken ersetzt. Wir waren die Ersten, die sich dagegen auflehnten. Den Namen der Nacht haben wir in Gedenken an das, was einst schön und ohne Angst war, angenommen. «
    » Wir sind die Ersten « , sagte der Graf langsam und volltönend. » Das erste der Neun Häuser, die gemeinsam dieser Sache dienen. So, wie wir in vorderster Linie auf dem Wall der Nacht stehen und die lange Wache halten. Ich verlange von Euch, dem Haus der Nacht, sich weder zu fürchten noch zu weichen, sondern den Wall zu verteidigen. «
    » Wir werden nicht weichen! « Der Aufschrei stieg bis zur gewölbten Decke. » Wir werden den Glauben aufrechterhalten! «
    » So sei es « ,

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