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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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und Krieger, der verheerenden Schaden bei dem Schwarm angerichtet und Emeriath aus dem Labyrinth des Feuers gerettet hatte. Es war eine düstere Geschichte, wie alle großen Heldengeschichten, doch mit einem selten frohen Ende, da Kerem und Emeriath trotz der widrigen, verzweifelten Umstände dem Labyrinth entkamen.
    Malian war von dem Gefühl und der Kraft der Geschichte gefangen, obwohl sie sie bereits unzählige Male gehört hatte. Als sie zu Ende war, klatschten und jubelten alle und verlangten nach mehr. Doch Malian ertappte sich bei einem Gähnen. Sie war müde von den Erkundungen in der Alten Burg. Einer der Vorteile, minderjährig zu sein, war, dass sie nicht beim Festmahl bleiben musste, bis der Graf es verließ. Malian fing seinen Blick auf. Er nickte und hob die Hand zum Gruße halb hoch. Sie stand auf und verbeugte sich höflich. Teron sagte etwas. Ihr Vater drehte sich um und erlaubte es Malian davonzuschlüpfen, solange die Aufmerksamkeit der Halle sich noch auf Haimyr konzentrierte.
    Sie glaubte nicht, dass jemand anderes ihr Fortgehen bemerkt hätte; außer vielleicht Asantir, die alles bemerkte. Doch als sie an einer Seitentür innehielt, sah sie, dass die beiden Herolde sie beobachteten. Ihre Gesichter schimmerten im Feuerschein. Wieder hielten ihre leuchtenden Augen ihrem Blick stand. Malian zögerte. Ein Page verbeugte sich und bot den Herolden weiteres Essen an. Der Moment war verflogen. Malian drehte sich um und verließ die Halle.
    Trotz ihrer Müdigkeit konnte Malian die Erinnerung an die Blicke der Herolde nicht abschütteln. Sie stand still, während Doria ihr aus dem schwarzen Kleid half und ihre Haare auskämmte. Doch ihre Gedanken wirbelten um das Rätsel der grau gekleideten Fremden.
    » Ich sollte in die alte Bibliothek gehen « , dachte Malian. » In den Aufzeichnungen dort steht bestimmt etwas über die Herolde und ihre Gilde. «
    Nachdem Doria sie verlassen hatte, wartete sie geduldig, bis das Kommen und Gehen im vorderen Zimmer nachließ und das letzte Licht gelöscht war. Schließlich hörte sie einen leisen Schnarchchor aus den Gemächern der Kindermädchen und schlüpfte aus dem Bett. Sie stopfte ein Kissen unter die Decken, damit es so aussah, als ob sie schliefe; wenigstens solange das Zimmer unbeleuchtet war. Die Legende von Kerem behauptete, dass er in der Dunkelheit sehen konnte. Malian sehnte sich nach dieser Fähigkeit, während sie im Dunkeln nach Kleidern suchte und sich das Schienbein an einem Stuhl stieß. Sie ertastete den Weg zur anderen Seite des Zimmers. Dabei bewegte sie vorsichtig ihre Finger über die Holzpaneele, bis sie eine ganz bestimmte Stelle fand, und drückte darauf. Das Paneel schwang geräuschlos auf. Sie spürte die kühle Luft aus dem engen Gang dahinter, der zu einem Labyrinth von Geheimgängen führte, die die ganze Burg durchzogen.
    Malian hatte das Labyrinth vor langer Zeit entdeckt. Genau wie die Alte Burg war es einer ihrer Lieblingsplätze geworden. Sie hatte mit ihrem Dolch auf den verschiedenen Routen Wege eingezeichnet, damit sie sich auch im Dunklen nur durch ihren Tastsinn zurechtfinden konnte. Noch nie war ihr jemand auf diesen Geheimwegen begegnet, deshalb betrachtete sie das Labyrinth als ihr Reich. Sie zog die versteckte Tür hinter sich mit einem Klicken ins Schloss und ging den engen Gang entlang. Ihre Finger ertasteten den Weg, bis sie die Bibliothek durch eine weitere Geheimtür betrat.
    Der Raum wirkte verlassen und staubig. Er war an allen vier Wänden vom Boden bis zur Decke mit Büchern und Pergamenten vollgestopft. Als Erstes zündete Malian eine Lampe an, die einen kleinen goldenen Lichtkreis und mysteriöse Schatten auf die Bücherregale warf. Die Bibliothek wurde selten genutzt, und Malian war sicher, dass niemand hereinkommen würde – besonders nicht an diesem Abend. Dennoch schloss sie die Tür zum Flur ab. Sie zog ihre Jacke aus und schob sie in den Spalt zwischen Tür und Fußboden. Es brauchte nur einen übereifrigen Wachmann, der dem Licht nachging und sie entdeckte. Dann würde Doria sie wütend anschauen, Nesta würde die Stirn runzeln, und Nhairin würde eindringlich über die Verantwortung des Erben dozieren. Ihr Vater würde sie ebenfalls bestrafen, wenn sie es ihm erzählten, weil sie den Autoritätspersonen, die er bestimmt hatte, nicht gehorchte. Malian zog eine Grimasse und überprüfte die Riegel auf der Innenseite der Türe ein zweites Mal.
    Es dauerte eine Weile, ein Buch zu finden, das einen Hinweis

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