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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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folgte. Zunächst konnten einige nicht glauben, was geschah. Doch dann, als sie das Blut fließen und die Körper fallen sahen und es endlich glaubten, herrschte Verwirrung. Einige der Krieger der Nacht rannten zu ihrem Grafen, der versuchte, das Abschlachten aufzuhalten. Doch andere schlossen sich dem Erben und seinem Morden an und wandten sich insbesondere gegen die Priester ihres eigenen Hauses. Waffen wurden von den Wänden gerissen, und die Halle wurde zum Schlachtfeld. Die Bodenplatten waren voll Blut und alle Wandbehänge mit roten Spritzern bedeckt. Sogar die Friedensbringer des Hauses der Rose, die niemals Waffen tragen, wurden mit dem Rest hingeschlachtet.
    Mitten in diesem entsetzlichen Gemetzel stand der Erbe der Nacht. Sein Gesicht war eine furchtbare Maske des Hasses, während er und seine engsten Gefolgsleute versuchten, sich zu Xeria durchzuschlagen. Niemand wird jemals wissen, welche Absichten er am Ende hatte, ob er sie töten wollte, wie er ihren Bruder getötet hatte, oder ob er sie gefangen nehmen und fortzerren wollte. Krieger vom Haus der Sterne kämpften, um sie zu erreichen und zu verteidigen. Viele Priester des Hauses der Nacht, die immer noch an ihrer Seite standen, fielen, um die Tochter eines anderen Hauses gegen die Schwerter ihrer eigenen Angehörigen zu verteidigen.
    Alle sind sich einig, dass Aikanor wahnsinnig war. Der sichere Beweis ist, dass er die Macht der Priesterin, die er angriff, offensichtlich vergessen hatte. Was Xeria betrifft, so sagt man, dass sie durch die lange Belagerung und vor Trauer über ihren ermordeten Zwilling ebenfalls halb wahnsinnig war. Der Anblick so vieler, die um sie herum getötet worden waren, und der Mörder ihres Bruders direkt vor ihren Augen war zu viel. Der letzte Funken Vernunft wurde auf einer Welle aus Angst und Wut fortgespült. Sie benutzte ihre ungeheure Kraft, um den größten Verrat überhaupt zu begehen: Denn sie rief das Goldene Feuer der Burgen, um die eigenen Leute zu töten.
    Vielleicht wollte Xeria Aikanor treffen, doch die verheerende Zerstörung, die folgte, richtete sich gleichermaßen gegen Freund und Feind. Die Hälfte der Tapferen der Derai starb in jener Nacht; durch das Schwert und durch das Feuer, das wie goldene Blitze zuschlug, und durch seine flammenden Wände. Man sagt, dass die ganze Burg von den Schreien der Sterbenden widerhallte und dass das Feuer alles verschlang, was es berührte. Auch Xeria wurde verbrannt. Doch ihr Tod war nichts gegen die Zerstörung, die sie über die Derai gebracht hatte. Der Graf der Nacht und sein Erbe wurden getötet, ebenso der Graf des Blutes, der Schwertgraf und der Graf der Rose. Die meisten Priester des Hauses der Nacht waren tot, und das Goldene Feuer, das im Herzen jeder Burg gebrannt hatte, war erloschen. Man konnte es nicht wieder entzünden, noch nicht einmal mit denen, die vom Blut übrig geblieben waren. Jede Burg der Derai-Allianz blieb grau und kalt zurück. Sie sind es bis zum heutigen Tag.
    Nachdem man die Toten gezählt hatte, zog sich jedes Haus zurück, um die seinen zu betrauern. Das Haus der Nacht gab die Burg der Winde auf, denn die Priester waren nicht die Einzigen, die von dem Gemetzel träumten und Albträume mit dem Geschrei und Flehen der Toten hatten. So wurde die Neue Burg erbaut. Doch an dem Tag, an dem die Alte Burg endgültig aufgegeben wurde, schwor der Nachfolger des Grafen einen großen Eid. Er war ein grimmiger, kalter Mann, der keine Vergebung kannte. Er bezeichnete alle Priester als Vertrauensbrecher und Verräter und verbannte sie aus den neu erbauten Hallen. Der Eid, den er schwor, um diese Tat aufrechtzuerhalten, war ein Bluteid, wie er noch nie zuvor geschworen worden war. Er wurde mit dem Blut jedes Nachkommen der Blutlinie der Nacht, durch die Schatten der Toten und in den geheimen Namen der Neun Götter geschworen. Der neue Graf nannte ihn Blutschwur, und dieser hatte auch nach dem Tod noch Bestand. So wurde es bewiesen, denn der Eid ist unerschütterlich und bindet Grafen, Erben und Haus von dem Tag an bis heute.
    Der Graf des Blutes übernahm den Blutschwur sehr schnell. Obwohl dieser nicht von allen Derai geschworen werden muss, wurde seine Ausübung schnell Tradition in der Allianz. Wenn man es noch Allianz nennen konnte, da niemals ein neuer Frieden zwischen den Häusern vereinbart wurde. Stattdessen traten Rache und Blutfehden an die Stelle des Krieges. Seit diesem Tag bis heute hat es keine Freundschaft mehr zwischen den Häusern der Nacht

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