Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
Vom Netzwerk:
bewundernde Blicke zu. Ebba stapfteein paar Schritte davon und versuchte dann, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Samuel bückte sich und hob das schwere Buch auf. Er schlug es auf.
    »Das ist ein Inventarverzeichnis«, sagte er. »Wir haben die Aufstellung des zerstörten Klosterinventars gefunden.«
    Björn Spirger grunzte. Alfred Alfredsson ließ die Schultern hängen. Samuel legte den Folianten dem überraschten Magnus Karlsson in die Arme. »Hier, Magnus. Einem lesenden Mann soll man ein Buch schenken.«
    Ebba war mit gesenktem Kopf stehen geblieben. Samuel trat an ihre Seite. »Wir suchen weiter«, sagte er sanft. »Das ist ein riesiger Komplex. Wir haben noch nicht einmal die Hälfte davon gesehen.«
    Sie erwiderte nichts. Ihre Wangenmuskeln arbeiteten. Schulterzuckend wandte er sich ab und sah sich mit Alfred Alfredsson konfrontiert.
    »Wo hast du dich eigentlich so eingedreckt, Alfred?«
    »Das Kloster hat anscheinend ein ausgedehntes Kellergewölbe. Wir wollten es uns ansehen.«
    »Bist du die Treppe hinuntergefallen?«
    »Nein. Der Zugang ist verschüttet. Wir konnten nur ein kleines Loch freiräumen und eine Fackel hinunterwerfen, sodass wir sahen, dass es ziemlich weit nach unten geht.«
    Samuel blickte auf, als Ebba an seine Seite trat. Ihre Wangen waren wieder gerötet. »Wie weit?«, fragte sie.
    »Schwer zu sagen. Die Treppe führte in die Richtung, in der auch der Hauptkomplex des Klosters liegt – mitten in den Stadtfelsen hinein.«
    »Wachtmeister!«, sagte Samuel. »Du hast gesehen, dass es einen Zugang zu einem Kellergewölbe gibt, und nur ein kleines Loch freigelegt?«
    Alfred stand stramm. »Verstehe, Rittmeister. Ein größeres Loch wird gewünscht!«
    »Gut kombiniert, Wachtmeister.«
    »Ein Loch, passend für Männer, zum Durchsteigen«, schnarrte Alfred.
    »Sehr richtig.«
    »Rittmeister!« Alfred drehte sich zackig um. »Aaaaab-MARSCH zum Graben, Kerls. Wer als Letzter unten ist, dessen Schädel nehme ich persönlich zum Mauerdurchstoßen her!«
    »Alfred.« Ebba legte ihm eine Hand auf den Arm. »Danke schön.« Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Alfred grinste.
    »Du sammelst Küsse links und rechts wie ein anderer Mann Läuse«, sagte Samuel.
    »Meine natürliche Anziehungskraft, Rittmeister. Wird’s bald, Kerls! Ich höre ja noch immer keine Schippgeräusche!«

13.
    Nach einer guten Stunde heftigen Grabens hatten sie das Loch so weit vergrößert, dass ein Mann hindurchschlüpfen konnte.
    »Corporal Spirger …«, begann Samuel.
    Ebba unterbrach ihn. » Ich gehe«, sagte sie.
    »Kommt nicht infrage.«
    »Red keinen Unsinn, Samuel. Björn passt gerade so durch das Loch. Für mich ist es ein bequemer Durchgang.«
    Samuel holte Luft. Ebba schüttelte den Kopf. » Ich gehe«, sagte sie. »Dabei bleibt’s.«
    Mittlerweile hatte sie gelernt, seine sparsame Mimik zu deuten. Auf seine Lippen trat ein kaum wahrnehmbares Lächeln. »Sehr wohl, Euer Gnaden.« Er hätte nicht unzufriedener sein können mit ihrer Entscheidung.
    Ebba rollte mit den Augen und kroch den Schutthaufen hinauf. »Haben wir noch eine Fackel?« Sie leuchtete in die Finsternis dahinter. Ein modriger, kalter Hauch drang hervor. Die Flamme tanzte und flackerte. Plötzlich schien es ihr, als sei die Treppe ziemlich steil und führe tief hinunter und als sei die Dunkelheit jenseits des schwachen Lichtkreises der Fackel sehr dunkel. Wie hatte die Geschichte gelautet? Das Ungeheuer hauste in einer Meereshöhle, und als Beowulf dort eindrang, hätte es ihn beinahe das Leben gekostet? Heldenlieder verloren an Faszination, wenn man sich unversehens anstelle des Helden wiederfand – bevor die Heldentat getan war. Närrin , schalt sie sich. Das ist nichts weiter als ein altes Gewölbe, in das vermutlich vor einer Generation der letzte Mensch seinen Fuß gesetzt hat. Doch die merkwürdige Stimmung, die sich an sie herangeschlichen hatte, seit sie in Braunau angekommen waren, ließ sich nicht so leicht abschütteln. Schließlich beschwor sie den Geschmack des letzten Kusses herauf, den Kristina ihr gegeben hatte, bevor sie draußen in der Halle offiziell Abschied genommen hatten. Die Erinnerung drängte die Gegenwart weit genug zurück, dass sie tief Luft holen und die Beine durch das Loch strecken konnte. Bäuchlings rückwärtskriechend, tasteten ihre Füße auf der anderen Seite des Schuttberges herum, bis sie Halt fanden.
    »Haltet die Fackel, bis ich weiter unten bin«, sagte sie.
    Jemand

Weitere Kostenlose Bücher