Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman
seiner, doch er wusste, dass sie nicht nachgeben würde.
»Rittmeister?«
»Alle paar Wochen pflege ich einer besonderen Frau einen Heiratsantrag zu machen«, murmelte Samuel. »Ebba Sparre, willst du mich heiraten?«
Sie riss verblüfft die Augen auf. Er lächelte. Ebba begann zu lachen, ohne seinen Blick loszulassen.
»Ich verzeihe dir, Samuel Brahe«, sagte sie. »Du wärst auf jeden Fall meine zweite Wahl.«
Samuel deutete eine Verbeugung an. Der Bann war gebrochen, und er spürte, dass die Erleichterung bei ihnen beiden gleich groß war. Schließlich drehte er sich zu den Reitern um, die hereingekommen waren.
»Was habt ihr gefunden?«
Die zwei Männer wiesen eine Kiste vor, die mit Metallbeschlägen gesichert und deren Holz rußgeschwärzt war. Sie war ansonsten unversehrt – und verschlossen. »Wir haben sie im hinteren Teil der Zelle gefunden, die dem Abt des Klosters gehört haben muss. Sie war halb unter der zusammengebrochenen Decke begraben. Wir hätten sie nichtgefunden, wenn Magnus«, der Sprecher der beiden Männer wies auf seinen Kameraden, »nicht auf eine Inschrift an einer eingestürzten Wand aufmerksam geworden wäre.«
»Was stand drauf?«, fragte Samuel. »›Hier graben‹?«
»Nein. Es war nur ’n Teil davon zu entziffern. Vado rentor, santana. «
»Ich wusste gar nicht, dass du lesen kannst, Magnus Karlsson«, erklärte Samuel.
Der Reiter warf sich in die Brust. »Wie ’n Schullehrer, Rittmeister!«
»Es heißt: Vade retro, satanas «, sagte Ebba.
Magnus Karlsson zeigte sich unbeeindruckt: »Wer es geschrieben hat, hatte ’ne Sauklaue, Euer Gnaden.«
»Öffnet die Truhe«, sagte Ebba. Sie warf Samuel einen Seitenblick zu. »Glaubst du …?«
Samuel zuckte mit den Schultern. Die Männer machten sich an der Truhe zu schaffen. Sie war mit zwei faustgroßen Vorhängeschlössern versperrt. Das Holz der Truhe hatte das Feuer und die Zeiten besser überstanden als das Metall der Schlösser; sie waren wenig mehr als halb geschmolzene Klumpen. Björn Spirger kam zur Hilfe und hämmerte mit einem Stein darauf ein, aber die Schlösser lösten sich nicht.
»Soll’n wir nach dem Schlüssel suchen, Rittmeister?«, fragte Magnus Karlsson.
»Nein. Hier ist der Mann, der uns helfen kann.«
Alfred Alfredsson, der mit weiteren drei Männern hereinkam und aussah wie jemand, der sich durch den Schutt eines Jahrhunderts gegraben hatte, stand stramm. »Rittmeister?«
»Es ist eine Truhe zu öffnen, Wachtmeister.«
Alfred nahm die verbogenen Schlösser in Augenschein. »Bitte Platz zu machen, Rittmeister.«
»Was hat er vor?«, fragte Ebba.
»Türe öffnen à la Alfredsson«, sagte der Wachtmeister. »Keine Sorge, Euer Gnaden. Bewährte Methode.«
»Nein!«, schrie Ebba, als Alfred eine Pistole aus dem Gürtel zog und zielte. »Er wird die Truhe …«
Der Schuss dröhnte und hallte in der Bibliothek. Der Pulverdampf hüllte sie ätzend und weiß ein. Ebba hustete. Als der Dampf sich verflüchtigte, konnte man die Bruchstücke des Schlosses sehen, die von der Kugel mehrere Schritte weit davongesprengt worden waren. Die Wucht des Aufpralls hatte die verbogene Lasche aus der Falle gelöst; sie stand senkrecht nach oben. Die Truhe hatte keinen Kratzer. Ebba schüttelte den Kopf.
»Lausiger Schuss«, sagte Alfred mit sichtlichem Vergnügen. »Entschuldige, Euer Gnaden.«
»Lausiger Schuss!?«
»Sonst springt die Kugel direkt zurück in den Lauf, sodass ich sie noch mal verwenden kann.«
»Ich bin von Verrückten umgeben«, sagte Ebba. »Na los, Wachtmeister. Es gibt noch ein zweites Schloss.«
Als sich der Pulverdampf des zweiten Schusses verzogen hatte, warteten alle respektvoll darauf, dass Ebba die Truhe öffnete. Es gelang ihr mit einiger Anstrengung. Samuel konnte sehen, dass seine Männer den Atem anhielten. Ebba fasste in die Truhe und wuchtete nicht ohne Mühe einen dicken Folianten heraus. Die Hitze hatte dem Folianten auch im Inneren der Truhe geschadet; der Lederbezug über den hölzernen Deckeln war aufgesprungen und eingeschrumpft, die Ränder des Papiers waren dunkelbraun verfärbt. Ebba rüttelte mit spitzen Fingern am Deckel, doch er löste sich leicht und ließ sich umschlagen. Sie starrte auf die erste Seite und begann dann zu blättern.
»Das ist ein Hohn«, sagte sie schließlich.
»Was ist es?«, fragte Samuel.
Sie feuerte das Buch auf den Boden und erhob sich wütend. Ein Tritt traf die Kiste. »Fan helvete!« , rief sie. »Fan helvete!« Die Männer warfen sich
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