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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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nahm sie ihr ab, und sie kletterte blindlings weiter, zugleich erleichtert und beunruhigt, dass sie der lichtlosen Schwärze nun den Rücken zuwandte. »Die Fackel.«
    Eine Hand streckte sich durch die Öffnung und reichte sie ihr. Es war schwer, sich festzuhalten; Teile der herabgefallenen Kellerdecke waren voller Flechten und Moose, die im Sommer nass sein mussten; jetzt waren sie gefroren. Sie wand sich, um sich gleichzeitig festhalten und die Fackel nach vorn strecken zu können, da rutschte ihr Fuß ab, undsie spürte, wie sie nach unten sackte. Ein Ruck an ihrem Arm hielt sie auf. Die Fackel fiel ihr aus der Hand, schlug auf den Stufen drei, vier Mannslängen unter ihr auf und rollte ein Stück weiter, wo sie, immer noch blakend, liegen blieb und eine roh behauene Wand und ebenso rohe, in der Mitte von vielen Tritten glatt geschliffene Treppenstufen beleuchtete, die ihr das Kreuz gebrochen hätten, wäre sie abgestürzt. Ihr Herz hämmerte. Sie spähte nach oben.
    Samuels schmales Gesicht war in der Öffnung zu sehen. Seine Faust hielt ihr Handgelenk. Sie blinzelte.
    »Ehrengeleit, Euer Gnaden?«
    Sie nickte und suchte sich einen neuen Halt. Bis sie endlich nach unten geklettert war, hatte Samuel sie eingeholt. Er hielt eine zweite Fackel und sah ihr dabei zu, wie sie ihre Kleidung mit fahrigen Bewegungen von Staub und Dreck zu reinigen versuchte. Sie straffte sich, bückte sich nach der Fackel, die sie verloren hatte, und bemühte sich dann, ihm ein Grinsen zu schenken.
    »Wer übernimmt Grendel und wer seine Mutter?«, fragte sie.
    Er lockerte die Pistolen in seinem Gürtel und sagte nur: »Hier ist lange niemand gewesen.«
    Die Treppe führte so weit nach unten, dass sich das Loch, durch das sie gekrochen waren, hinter der durchhängenden Wölbung der Gangdecke verlor. Sie hörte die Stimmen der Männer oben, die sich halblaut unterhielten, aber der enge Schacht verzerrte sie so sehr, dass sie eher unheimlich als beruhigend wirkten. Am Anfang waren die Treppenstufen noch schlüpfrig von der gefrorenen Nässe; weiter unten verschwand das Eis und machte einem feuchten Beschlag und kleinen Pfützen Platz, die in Auswaschungen der steinernen Stufen schwammen. Als sie am Ende der Treppe ankamen und vor einem Gang standen, der geradewegs in die Dunkelheit führte, empfand Ebba die Luft als warm im Vergleich zuder eisigen Kälte, die oben in den Ruinen herrschte. Unwillkürlich waren beide stehen geblieben.
    »Sie ist hier gewesen«, flüsterte sie. Samuel warf ihr einen Blick zu. Er fragte nicht, woher sie das wusste. Er nickte nur.
    Ein paar Schritte weiter drang der Schein der Fackeln bis zum Ende des Gangs vor. Was sich dort aus dem trüben Licht schälte, war eine hölzerne, mit Nägeln und Bändern beschlagene Pforte, wie der Eingang zu einer Festung. Ebbas Herz begann erneut zu hämmern, dass es sie in der Kehle würgte. Sie schluckte trocken. Sie wusste, dass sie am Ziel war, so wie sie gewusst hatte, dass die Teufelsbibel hier versteckt gewesen war. Sie machte einen ungeduldigen Schritt nach vorn.
    »Warte«, sagte Samuel leise.
    Jetzt erkannte auch sie den schmalen Durchlass in der Längswand, die auf die Tür zulief. Er sah auf den ersten Blick aus wie eine Nische, aber sie ahnte, dass es eine Öffnung zu einer Kammer war. Die ihnen zugewandte Kante ragte eine Handbreit weiter in den Gang hinein als die gegenüberliegende Seite. Wer nicht achtgab, sah die Öffnung erst, wenn er schon fast davorstand. Eine ideale Möglichkeit, um unverhofft daraus hervorzuspringen und sich auf den zu stürzen, der sich dem Portal unvorsichtig näherte.
    Sie fühlte seine Lippen an ihrem Ohr, als er sich zu ihr herunterbeugte und wisperte: »Rede irgendwas.« Er drückte ihr seine Fackel in die Hand.
    Sie nickte. Einen Augenblick lang war Leere in ihrem Hirn. »Beowulf«, sagte sie dann laut, »Beowulf fand Grendels Mutter in ihrer Meereshöhle und erschlug sie mit einem riesigen Schwert, das kein anderer Mann hätte schwingen können.«
    Samuel huschte zur Wand, zog seine Pistolen aus dem Gürtel und schob sich dann an ihr entlang auf die getarnte Öffnung zu.
    »Das Blut des Ungeheuers zerschmolz das Riesenschwert bis zum Heft …«
    Samuel drückte sich an die Wand direkt vor der Öffnung und spähte darum herum. Er streckte die Arme aus, bis sie gestreckt waren und die Pistolenläufe schräg vor ihm auf den Boden zeigten.
    »… aber Beowulf war unversehrt und hob den Kopf Grendels auf, den er abgeschlagen hatte, als

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