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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Siegestrophäe …«
    Samuel machte einen raschen Schritt in den Gang hinein, direkt vor die Öffnung, hob den Fuß und richtete gleichzeitig die Pistolen in dieselbe Richtung, trat zu; Holz splitterte, etwas knallte, wie wenn eine halb zerstörte Tür gegen die Wand fliegt, und Samuel war mit einem Satz und vorgereckten Waffen in der Öffnung verschwunden. Ebba stürzte ihm hinterher. Sie erwartete jeden Moment, dass er feuern würde, aber nichts tat sich. Als sie die Öffnung erreichte, stand er bereits mit hängenden Armen in einer kleinen Kammer und sah sich um. Sie hob die Fackeln und beleuchtete einen schmucklosen Raum mit steinernen Pritschen an den Wänden. Auf einer davon …
    … sie konnte nicht verhindern, dass sie keuchte und einen Schritt zurückprallte …
    … lag eine verhüllte Leiche unter einem schwarzen Tuch.
    Samuel wirbelte die Pistolen um seine Fäuste, steckte sie zurück in den Gürtel und bückte sich. Er hob eine zerschlissene, halb zerfallene schwarze Kutte hoch. Die Pritsche darunter war leer. Ebba räusperte sich. Vor ihren Augen gaukelte noch immer das Trugbild eines verwesten Körpers.
    »Ist das jetzt Grendel oder Grendels Mutter?«, fragte Samuel und warf die Kutte wieder zurück.
    Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und trat in den Gang hinaus. Mit der Fackel leuchtete sie die Tür an. In ihre Erregung mischte sich der kalte Hauch einer neuerlichen Enttäuschung.
    »Ich hab’s schon gesehen«, sagte Samuel. »Die Pforte ist offen.«
    Sie streckte die Hand aus. Das Holz war schmierig und feucht, das Metall korrodiert. Sie ließ die Hand einen Augenblick darauf ruhen, dann zog sie das Portal mit einem Ruck auf.
    Ein Geräusch von der Treppe ließ sie herumfahren. Als hätten sie es abgesprochen, huschte Ebba in die Kammer neben der Pforte, während Samuel zur anderen Seite des Ganges sprang. Sie hatte die Bewegung nicht gesehen, aber plötzlich waren die Pistolen wieder in seinen Fäusten und zielten, ohne zu zittern, dorthin, wo sie hergekommen waren.
    Das Licht einer weiteren Fackel beleuchtete den offenen Mund und die aufgerissenen Augen von Björn Spirger. Seine Blicke hingen an den Pistolenmündungen Samuels. Der Rittmeister ließ die Waffen sinken.
    »Peng!«, sagte er rau. »Du bist tot, du Trottel.« Er ließ sich gegen die Wand sinken und atmete tief aus.
    Björn Spirger schluckte und schüttelte sich. Dann riss er sich zusammen. »Ihr müsst sofort hochkommen!«, sprudelte er hervor. »Sofort!«

14.
    Das Haus zum Blauen Löwen in der Nachbarschaft des Dominikanerklosters in Bamberg hatte auf der Herreise als Herberge für Agnes und Alexandra gedient; die beiden Frauen hatten sich großzügig genug gezeigt, dass man sich nun an Alexandra erinnerte. Das Haus war halb zerstört, doch das weite Kellergewölbe und der Trakt, in dem sich die große Feuerstelle befand, hatten den Krieg halbwegs unversehrt überstanden. Alexandra blieb jedoch nicht verborgen, dass hier wie in Würzburg etwas anderes die Zeit nicht unversehrt überstanden hatte: das Zutrauen der Bamberger, richtig und falsch unterscheiden zu können.
    Auch hier hatten zunächst die Jesuiten die Gegenreformation vorangetrieben, militärisch unterstützt von Bischof Johann Gottfried von Aschhausen. Anders als in Würzburg hatten sie ihren Griff um die Stadt danach gelockert; Gräueltaten, wie Fürstbischof Johann Georg von Dornheim, der direkte Nachfolger Aschhausens, sie verübt hatte, konnte man ihnen kaum in die Schuhe schieben. Andererseits kam Bamberg daher in den Plänen der Societas Jesu, die vergangenen Untaten zu sühnen, nicht vor. Würzburg bemühte sich, die Erinnerung an die Scheiterhaufen, die auf der Seele der Stadt lastete, aufzuarbeiten; Bamberg bemühte sich lediglich, sie zu vergessen. Alexandra wusste nicht, wessen Angedenken ihr widerlicher war: das von Fürstbischof Adolf von Ehrenberg, der aus religiösem Wahn Hunderte von Unschuldigen ins Feuer geschickt hatte, oder das von Fürstbischof Johann Georg von Dornheim, der dasselbe getan hatte, um jeglichen politischen Widerstand in seiner Stadt zu ersticken. Sie hatte gehört, dass vor dem Eintreffen der Schweden unter anderem der gesamte Stadtrat über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg ermordet worden war, samt dem Bürgermeister, der bis zuletzt seine Unschuld geschworen hatte, obwohl er mit seinen mehrfach gebrochenen Fingern das Schuldeingeständnis ohnehin nicht hätte unterzeichnen können. Dies hatte sogar bis zum

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