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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Sorte, wie wir sie eben erlebt haben, und Königsmarcks Truppen sind keine Gefahr mehr, weil sie sich totgelacht haben.«
    »Sie dürfen Seine Ehrwürden den Bischof nicht falsch beurteilen«, sagte Pater Plachý. »Wenn er nicht gewesen wäre, hätten sich Colloredo und Miseroni gar nicht erst herabgelassen, zu dieser Besprechung zu kommen. Und die Bürgermeister – nun, Sie werden Ihre Meinung vielleicht revidieren, wenn Sie hören, was ich Ihnen zu sagen habe. Dass die beiden nicht gegen Colloredo und Miseroni reden, bedeutet nicht, dass sie die Ansichten eines militärischen Sturkopfs und eines unfähigen Administrators teilen, dessen Vater schon unter Kaiser Rudolf seine Inkompetenz unter Beweis gestellt hat.« Pater Plachý lächelte. »Es steht gar nicht so schlechtum Prag, Herr Khlesl, selbst wenn General Königsmarck mit zwei weiteren Heeren anrückt.«
    »Lassen Sie hören, Pater«, sagte Cyprian.
    »Oh … und was ist aus dem vertrauten Jiří geworden?«
    »Die Anrede galt dem Jungen«, sagte Cyprian. »Heute haben wir den Mann kennengelernt, der aus dem Jungen geworden ist.«
    Pater Plachý neigte den Kopf. Man konnte ihm ansehen, dass Cyprians Aussage ihn stolz machte.
    »Die beiden Bürgermeister haben ohne General Colloredos Wissen vier weitere Kompanien aufgestellt, die aus den Beamten und Bediensteten der Stadt und dem Personal aus den Adelshaushalten bestehen. Außerdem hat der Prager Judenbischof zugesichert, dass seine Leute die Brandwache stellen und die Besatzungen der Stadttore verstärken. Colloredo rechnet auch die Adelsschwadron nicht ein, weil diese sich nicht seinem Befehl unterstellt hat, aber trotzdem kämpfen wird. Erzbischof von Harrach hat allen Geistlichen der Stadt im Voraus Dispens erteilt, im Notfall zu den Waffen greifen zu dürfen, und er hat auf diese Weise drei Züge von Freiwilligen zusammenbekommen, die von Ordensleuten verstärkt werden. Und nicht zuletzt hat sich – unter Führung von Oberst Arrigia und meiner Wenigkeit – eine studentische Freikompanie gebildet. Ganz Prag steht zusammen, Herr Khlesl, auf nie zuvor gekannte Weise! Die Brünner haben es uns vorgemacht, als sie seinerzeit General Torstenson mit einer blutigen Nase heimgeschickt haben. Das können wir Prager auch! Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Was ist mit den Stadtbefestigungen? Das Franziskanerkloster ist seit Jahrzehnten ein Schwachpunkt – die Mauern sehen nur dick aus, aber ein kleiner Junge könnte sie mit einer Schaufel zum Einsturz bringen. Und die anderen alten Breschen?«
    »Der Abschnitt zwischen Rosstor und Neutor wird abmorgen früh verstärkt werden. Das Franziskanerkloster ist zu weit ab vom Schuss, aber warum sollten die Schweden ausgerechnet dort versuchen, die Mauer zu überwinden? Sie wissen doch nichts davon, dass sie dort nichts taugt.«
    »Hoffen wir, dass es auch so bleibt«, sagte Cyprian. »Hoffen wir’s …«

35.
    Agnes hatte vor sich hin gedöst und erwachte davon, dass die Kutsche anhielt. Seit sie Eger vor zwei Tagen verlassen hatten, war der Wagen pausenlos gerollt. Langsam mussten sie sich Prag nähern. Die Soldaten, die sie bewachten, hatten sich auf diesem letzten Teilstück der Strecke in Schichten auf dem Wagendach zum Schlafen zusammengerollt. Pater Silvicola hatte sich zweimal in die Kutsche geschwungen und beim ersten Mal Karina, beim letzten Mal Andreas gezwungen, nebenherzulaufen. Er hatte seine Gefangenen ignoriert und sich in eine Ecke des Wagens gedrückt, wo er sofort eingeschlafen war. Lýdie hatte er in Ruhe gelassen; Andreas, der ihm eine leere Drohung an den Kopf geworfen hatte, was er mit ihm tun würde, wenn er als Nächstes das Kind zum Aussteigen zwingen würde, war ohne Antwort geblieben. Was immer den Jesuiten trieb, Sadismus war es nicht.
    Agnes betrachtete ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor. Pater Silvicola schlummerte, in seine Ecke gedrückt, und sah jünger aus denn je. Agnes dachte an die Feinde, die zuvor versucht hatten, sich der Teufelsbibel zu bemächtigen – Pater Xavier, der Dominikaner, der mit kalter Präzision dafür gesorgt hatte, stets Herr der Lage zu sein, und dafür gelogen, betrogen, manipuliert, erpresst und gemordet hatte; das unselige Duo Heinrich von Wallenstein-Dobrowitz und seine persönliche Göttin Diana, die in einem Taumel aus perverserLust, gegenseitiger Abhängigkeit und der festen Überzeugung, dass sie des Teufels Werkzeuge waren, eine Blutspur durch Böhmen und Mähren gezogen und beinahe die ganze

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