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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Wussten Sie, dass seine engsten Anhänger verstockt waren bis in den Tod? Ich habe Graf Schaffgotsch drei Stunden lang verhört, und keinen Ton habe ich aus dem Verräter herausgebracht …«
    »Er hat ihn drei Stunden lang foltern lassen«, flüsterte Jiří Plachý in Andrejs Ohr. »Er hat es damit begründet, dass der Graf ohnehin ein toter Mann sei, da brauche man sich keine Zurückhaltung aufzuerlegen. Reichskanzler Slavata ist ein großer Freund meines Ordens, und es gehört sich eigentlich nicht, etwas gegen ihn zu sagen, aber manchmal habe ich den Verdacht, dass die Jungfrau Maria nicht gut genug aufgepasst hat, als sie Herrn Slavata damals zu Boden sinken ließ. Es heißt, er habe sich übel den Kopf gestoßen und sei seitdem nicht mehr der Alte. Und was er da heute zum Besten gibt … na ja …« Pater Plachý rollte mit den Augen. »Ich habe das Gefühl, dass er der Situation nicht mehr wirklich gewachsen ist, wenn Sie verstehen.«
    »Wieso beraten wir nicht ohne ihn weiter?«, flüsterte Andrej zurück. »Und ohne Colloredo und Miseroni, wenn wir schon dabei sind.«
    Plachý schüttelte kaum merklich den Kopf. »Hier geht es nicht darum, ohne die Herren zu reden . Es muss ohne die Herren gehandelt werden. Gedulden Sie sich.«
    »Bis wann?«
    »Bis Colloredo einen Vorwand gefunden hat, diese Besprechung zu beenden. Das wird bald der Fall sein. Danach möchte ich Ihnen etwas mitteilen.«
    Andrej nickte.
    »… und deshalb«, vollendete Slavata den längeren Monolog, der mit dem Schicksal von Graf Schaffgotsch begonnen hatte und den vollständig zu hören Andrej erspart geblieben war, »werden wir auch diesmal über die Feinde des Glaubens triumphieren …«
    Andrej flüsterte Cyprian ins Ohr: »Wenn Colloredo unsgleich rausschmeißt, dann sei um Himmels willen schön artig und widersprich ihm nicht. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit. Pater Plachý will uns etwas mitteilen.«
    Cyprian musterte ihn aus dem Augenwinkel. Andrej konnte erkennen, wie wütend sein Freund war. Bitte , formte er mit den Lippen.
    »… weil die Jungfrau Maria auf unserer Seite ist! Und selbstverständlich die tapferen Kompanien von General Piccolomini und seine Kreuzherren.«
    »Colloredo!«, sagte Colloredo. »General Colloredo , Exzellenz. Und es sind Malteserritter . Aber das bringt mich zu dem Punkt …«, er erhob sich ruckartig, sodass sein Stuhl laut scharrend nach hinten rutschte, »… an dem ich diese Besprechung für beendet erklären muss. Ich muss mich um die Stadtverteidigung kümmern. Es könnte ja sein, dass die Herren Händler aus ihren Saldos tatsächlich herausgelesen haben, dass sich das gesamte schwedische Volk bewaffnet hat und auf Prag zumarschiert.« Er grinste und verbeugte sich knapp.
    »Touché« , sagte Miseroni und stand ebenfalls auf.
    »Es heißt Saldi «, sagte Cyprian. Andrej spürte, wie er versuchte, seinen Fuß unter Andrejs Stiefel hervorzuziehen.
    »Sie wissen das sicher am besten«, erklärte Colloredo und stapfte hinaus. Der Burgverwalter folgte ihm, desgleichen die beiden Bürgermeister, wenn auch mit sorgenvollen Mienen. Erzbischof von Harrach verdrehte im Hinausgehen die Augen und machte dann eine knappe Kopf bewegung zu Pater Plachý hin – haltet euch an ihn! Reichskanzler Slavata blieb sitzen und legte den unteren Teil seines Gesichts in neue Quetschfalten, die man als breites Lächeln interpretieren konnte.
    »Nun, Pater Arrigia, kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, Exzellenz. Herzlichen Dank. Wir werden Sie nicht länger aufhalten.«
    »Übermitteln Sie dem Pater Generalis meine Empfehlungen, wenn Sie das nächste Mal in Rom sind.«
    »Gewiss, Exzellenz.«
    »Sagen Sie ihm, ihr Jesuiten müsst die Jungfrau Maria besser ehren.«
    »Er wird sich Ihren Rat zu Herzen nehmen, Exzellenz.«
    Slavata nickte Andrej und Cyprian zu, die aufgestanden waren, als Pater Plachý sich erhoben hatte. Andrej stellte fest, dass er dem Jesuiten nur bis zum Kinn reichte, und dabei war er keiner von den Kleinen.
    »Meine Herren … äh …?«
    »Bemühen Sie sich nicht, wir finden hinaus«, sagte Cyprian.
    »Gehen Sie das Denkmal ansehen, wenn Sie schon mal hier sind«, empfahl der Reichskanzler.
    Als sie draußen in der Antichambre waren, hatte Andrej das Bedürfnis, die Wandvertäfelung zu berühren, um sich zu vergewissern, dass er nicht in einem Albtraum gefangen war. Er hörte, wie Cyprian wütend zischte: »Wir brauchen die Schweden gar nicht, um Prag zu ruinieren. Noch ein paar von der

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