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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Slavata, alle Domherren und das gesamte Kloster Strahov gefangen genommen. Er bietet Verhandlungen oder die Köpfe der Gefangenen in einem Korb an. Was haben Sie vorhin gesagtvon einem Sieg, den wir trotz einer möglichen Niederlage erzielt haben, Herr Khlesl? Nun, diesen Sieg haben wir jetzt errungen. Hiermit ist Prag gefallen.«

27.
    Im ersten Augenblick dachte Agnes, dass sie in einen anderen Traum geglitten sei. Cyprian, Andrej und Alexandra standen vor einem Grab, Andrej mit einem rostigen, schartigen Spaten in der Hand. Vor ihnen standen Männer, einer hielt eine Muskete im Anschlag. Es waren die Männer von … Pater Silvicola! Sie blieb stehen, als wäre sie gegen eine Wand geprallt. Ihre Knie drohten nachzugeben, und das Pochen ihrer Wunde verstärkte sich. Der Lärm der Schlacht bei der Mauer schien plötzlich weit weg zu sein.
    Pater Silvicola drehte sich um. Er schien nicht überrascht, sie hier zu sehen.
    »Sie liegt in dem Grab«, sagte er. »Dem leeren Grab des Mannes, der seine Frau und beinahe auch seine beiden Kinder opferte, um die Teufelsbibel zu stehlen. Ich hätte es mir denken können. Ihr wolltet sie ausgraben und anderswo verstecken. Ich bin euch zuvorgekommen. Gott ist euch zuvorgekommen. Am Ende triumphiert das Gute über die Schliche des Teufels.« Er nickte dem Soldaten mit der Muskete zu und deutete auf Agnes. »Machen wir ein Ende. Erschieß sie.«
    Der Soldat hob die Muskete und schwenkte den Lauf herum. Pater Silvicola biss sich auf die Lippen und starrte Agnes an.
    Und Cyprian stand nach einer fließenden Bewegung, die niemand ganz nachvollziehen konnte und in der es einen Lidschlag lang schien, als hätte man einen viel jüngeren Cyprian vor Augen, hinter dem Jesuiten, einen Arm um seinen Hals und den anderen Unterarm hinter seinen Nacken gepresst,und er sagte: »Wirf das Gewehr weg, oder ich breche ihm den Hals.«

28.
    Der Soldat zögerte. Seine Blicke huschten zwischen Agnes, Cyprian und Pater Silvicola hin und her. Er senkte die Muskete.
    »Erschieß … sie …«, brachte Pater Silvicola hervor. »Ich … befehle … es …«
    Der Soldat hob die Muskete. Andrej machte einen Schritt nach vorn. Sein Spaten wirbelte durch die Luft und grub sich mit seiner messerscharfen, schartigen Schneide in die Brust des Soldaten. Der Soldat stolperte zurück und sah an sich hinab. Sein Mund öffnete sich, die Hände gaben die Muskete frei; sie fiel in den Schnee. Er packte den Spatenstiel, als wolle er ihn herausziehen. Alexandra stürzte nach vorn und hob die Muskete auf. Die anderen Soldaten wichen zurück. Der Mann mit dem Spaten in der Brust fiel auf die Knie, kippte seitlich um, machte schwache Bewegungen mit den Beinen und krallte sich mit den Fingern in den Schnee.
    Alexandra zielte auf die Soldaten, die Augen wild.
    Der Mann auf dem Boden ächzte, dann sackte sein Kopf zur Seite.
    Ein Schuss peitschte direkt neben Agnes durch die Stille.

29.
    Der Volltreffer in die Reihen der Dragoner ließ ihren Angriff kurz stocken. Die Männer, die dem Einschlag am nächsten gestanden hatten, troffen vom Blut ihrer Kameraden. Schmerzensgeheul hub an. Alfred starrte ungläubigauf das Desaster. Samuel entriss dem nächsten Gegner den Degen und drängte ihn gegen die Mauer zurück. Für einen Moment sah es so aus, als würden sie die Dragoner wider Erwarten über die Mauer zurückwerfen.
    »Die schwarzen Reiter!«, schrie Ebba.
    Sie fegten heran wie Phantome, schwarz von den kapuzenverhüllten Köpfen bis zu den Stiefeln. Jeder von ihnen trug einen kurzläufigen Karabiner, ähnlich denen, die auch die Dragoner mit sich führten. Sie zerrten sie im Reiten von den Schultern und legten sie an.
    Dann feuerten sie.
    Samuel stürzte nach vorn, aber Ebba erkannte, dass er nicht getroffen worden war. Auch die anderen Småländer hatten sich in Deckung geworfen. Die Schüsse schlugen in die Mauer ein, wirbelten Staub und Funken auf. Die Dragoner warfen sich ebenfalls auf die Bäuche. Die Kavalkade donnerte vorbei und vollführte eine Wendung, kam zurück. Die ersten Dragoner tauchten wieder aus der Deckung auf und warfen sich auf die Småländer. Die schwarzen Schemen zerstreuten sich in einem blitzschnellen Manöver, ritten einzeln oder in Paaren weiter. Immer mehr Dragoner kamen über die Mauer. Ebba sah Samuel unter mehreren Angreifern zu Boden gehen. Die Schemen näherten sich der Mauer, und nun wurde klar, was sie vorhatten – sie wollten das Kloster stürmen. Samuel befreite sich von seinen Angreifern,

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