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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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in der Gasse ist, haben sie keine Chance mehr«, ächzte Colloredo. »Dann müssen sie rennen oder sterben.«
    Im nächsten Moment brach das Musketenfeuer oben zusammen.
    »Jetzt rennen sie«, sagte Andreas grimmig.
    Colloredo fuhr herum. Der Hauptmann, der die Turmwache befehligte, starrte ihn mit hervortretenden Augen an.
    »Postieren Sie die Hälfte Ihrer Männer auf dem Turmkranz, der zur Kleinseite zeigt«, schnappte Colloredo. »Die andere Hälfte folgt mir!«
    »Wohin?«, stöhnte der Hauptmann.
    »Wir gehen der Studentenkompanie ein wenig entgegen«, grinste der General. »Sie haben so lästiges Zeug, das ihnen hinterherläuft, da wollen wir ihnen ein bisschen Luft verschaffen.«
    Er fragte nicht, ob Melchior und Andreas mitkamen, und sie fragten nicht, ob sie ihn begleiten durften. Zusammen mit der Turmwache kämpften und drängten sie sich gegen den Strom der Flüchtenden, bis sie bei dem Platz ankamen, in den die Gasse von der Burg herunter mündete.
    »In die Hauseingänge! Verschanzt euch!«, schrie der General.
    Melchior und Andreas drückten sich zusammen in einen Durchgang. Andreas hielt sich keuchend an der Muskete fest, die die Soldaten ihm in die Hand gedrückt hatten.
    »Kannst du damit umgehen?«, fragte Melchior.
    »Nein!«
    »Hervorragend. Was ist dein Plan?«
    »Ich lese ihnen einen Kaufvertrag mit der Orientalischen Handelsgesellschaft vor und langweile sie damit zu Tode!«
    Sie sahen sich an.
    »Es tut mir leid, dass ich dich ein Arschloch genannt habe«, sagte Melchior.
    »Es tut mir leid, was ich über dich und Karina gesagt habe«, sagte Andreas zur gleichen Zeit.
    Sie sahen sich wieder an. Andreas grinste plötzlich.
    »Sie kommen!«, rief General Colloredo. »Sie kommen!«

    Königsmarcks Soldaten waren nicht darauf vorbereitet, dass ihnen Widerstand entgegenschlug. Sie hatten die Studenten vor sich hergetrieben und brüllten triumphierend, als sie auf dem Platz ankamen und ihn verstopft mit Flüchtlingen vorfanden. Die ersten hoben die Musketen, um wahllos in die Menge zu schießen.
    »Feuer!«, schrie Colloredo.
    Zwanzig Musketen dröhnten los. Die Menschen auf dem Platz warfen sich schreiend zu Boden. Die erste Reihe der auf den Platz herausstürzenden Angreifer wurde von den Beinen gefegt, als sei eine Sense durch sie hindurchgefahren. Die Studenten drehten sich um, und diejenigen, deren Musketen noch geladen waren, schlossen sich dem Feuer an. Gebrüll und Geschrei ertönte. Die Angreifer wichen zurück. Die Menschen auf dem Platz rappelten sich auf und flohen in die Seitengassen. Sie würden es nie mehr schaffen, über die Brücke zu gelangen. Innerhalb weniger Herzschläge war der Platz leer, während in der Gasse, die direkt zur Brücke führte, Angstgebrüll, Gedränge und panisches Geschiebe herrschten. Melchior stellte fest, dass Andreas seine Muskete noch nicht abgefeuert hatte.
    »Worauf wartest …«, begann er, da trat Andreas hinter derDeckung hervor, stellte sich mitten in die Gasse, legte an und drückte ab. Ein Fensterladen an einem Haus an der Mündung der Gasse von der Burg herunter zersplitterte, aber der Musketier, der den Lauf seiner Waffe um die Ecke geschoben hatte, zuckte zurück, und sein eigener Schuss ging fehl. Die Überlebenden der Studentenkompanie schlossen sich den Flüchtlingen an. Colloredo trieb seine Männer ebenfalls zurück.
    »Wir kommen niemals über die Brücke!«, schrie Melchior.
    Colloredo schüttelte den Kopf. Sie folgten ihm zum Ufer hinunter. Auf der Moldau tanzten bereits einige Boote und ruderten hektisch hinüber, andere Boote wurden von der Turmbesatzung mit Äxten zerstört. Andreas, Melchior und Colloredo sprangen in ein heiles Boot und stemmten sich in die Ruder. Die Brücke war noch immer voller Menschen, aber der Strom wurde dünner. Colloredo starrte sie mit großen Augen an.
    »Ich will verdammt sein«, sagte er schließlich, »ich will verdammt sein. Wie viele haben wir über die Brücke gebracht, glauben Sie?«
    »Ein paar Hundert«, sagte Melchior. »Einen Bruchteil nur der Kleinseitner, aber einen Bruchteil, der etwas bedeutet.«
    »Jemand gibt uns vom Altstädter Turm herunter Zeichen«, sagte Andreas.
    Colloredo studierte die Signale. Melchior sah, dass oben auf der Burg ebenfalls signalisiert wurde. Er fragte sich, ob die Signale von der Burgbesatzung oder vom Feind kamen. Colloredo gab ihm die Antwort.
    »Die Burg ist in Feindeshand«, sagte er ruhig. »Königsmarck hat Bischof von Harrach, Francesco Miseroni, Wilhelm

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