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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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wirbelte herum und stand auf einmal Rücken an Rücken mit einem seiner Männer. Sie hörte Alfred ächzen, weil er nicht eingreifen konnte. Die Schatten glitten von den Pferderücken.
    »Was ist das?«, stöhnte Ebba.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Alfred, der bleich geworden war. »Alle Teufel der Hölle.« Bevor sie sich von ihm losreißen konnte, packte er sie noch fester und schleppte sie weiter. Sie zappelte erneut.
    »Lass mich los!«
    Er zerrte sie um eine Ecke. Sie wusste, es war Samuels Wunsch, dass sie aus der Schusslinie gebracht wurde, wusste, dass sie ihm dieses eine Mal nicht vorangehen würde … wusste, dass sie ihm stattdessen folgen würde, und zwar in den Tod, wenn die Småländer der Invasion unterlagen und es ihr und den anderen nicht gelang, die Kirche zu verteidigen. Der kühle Gedanke, der seit dem Beginn der Schlacht stumm gewesen war, meldete sich wieder und sagte: Widersetz dich nicht!
    Sie begann zu laufen, und Alfred ließ sie los. Ihr Herz brach bei dem Gedanken, Samuel und den Rest der Männer im Stich zu lassen. Sie schaute über die Schulter zurück, und das Letzte, was sie sah, bevor sie um eine Ecke bogen, waren die schwarzen Schatten, die über die Mauer schwärmten und den Småländern in den Rücken fielen. Und draußen auf dem Feld eine unübersehbare Menge Soldaten zu Pferde, über denen Fahnen und Wimpel wehten und die in vollem Galopp auf die Mauer zuhielten.
    Die Dragoner hatten Verstärkung bekommen.
    Sie waren verloren.
    Sie rannten.
    Ebba hörte Hufgetrappel hinter sich und schaute sich in Panik um.
    Einer der schwarzen Teufel verfolgte sie. Sein Pferd schlitterte über den Boden und durch die Gassen zwischen den Schutthaufen. Es wieherte grell. Sein gesichtsloser Reiter schwang einen Karabiner. Er donnerte auf sie zu. Im nächsten Augenblick war er fast über ihnen.
    Alfred stieß Ebba zur Seite, und sie fiel zwischen die Steine und schrie auf vor Schmerz. Sie sah Alfred sich abrollen und mit seiner Keule in der Hand wieder auf die Beine kommen, doch als er herumfuhr, um dem Pferd die Beine wegzuschlagen, zwang der Reiter es in einen Sprung, und es segelte über Alfreds Schlag hinweg. Der Wachtmeister geriet von seinemeigenen Schwung ins Taumeln. Das Pferd landete auf den Vorderhufen und schlitterte wieder. Der Reiter kämpfte mit den Zügeln. Dabei rutschte ihm die Kapuze vom Kopf. Die abergläubische Lähmung fiel von Ebba ab, als sie erkannte, dass auch er nur ein Mensch war; ein Mensch, der gegen eine Kugel nicht gefeit sein würde. Sie rappelte sich auf und rannte auf ihn zu. Das Pferd drehte sich einmal um die eigene Achse und stieg. Sie hörte den Reiter fluchen. Im Laufen brachte sie die Muskete zum Anschlag. Das Pferd machte einen Satz und sprengte durch die Gasse davon. Ebba verfolgte es. Die Gassen durch die Schuttberge waren so willkürlich und gewunden, dass das Pferd nur unter Schwierigkeiten vorwärtskam. Ebba holte auf. Ein ausreichend langes gerades Stück würde ihr reichen, um die Muskete an die Wange zu reißen und abzudrücken und den Reiter vom Pferd zu holen. Plötzlich wünschte sie sich nichts mehr, als ihn vom Pferd stürzen zu sehen, zu wissen, dass ihre Kugel in seinem Kopf steckte. In ihrer Erinnerung sah sie erneut, wie die Schatten sich auf die Småländer stürzten, sah die Verstärkung herandonnern. Sie hörte Alfred hinter sich keuchen. Sie würde die Teufelsbibel nicht nach Schweden bringen, sie würde Kristina nie mehr wiedersehen, sie würde heute hier sterben wie alle anderen, aber es war nebensächlich. Sie wollte nur noch den schwarzen Reiter erschießen und sich dann ihrem Schicksal ergeben.
    Um die nächste Biegung … da war der freie Platz vor der Kirchenruine. Der Reiter zog an den Zügeln und sprang aus dem Sattel, noch bevor das Pferd angehalten hatte. Ebba blieb stehen, und obwohl sie fast erstickte, hielt sie die Luft an und zielte.
    Zwei Dinge hielten sie im letzten Augenblick davon ab, den Abzug zu betätigen und den schwarzen Reiter zu erschießen:
    Der einzelne Schuss, der plötzlich von irgendwo hinterder Außenmauer der Kirche zu hören war. Und der Aufschrei, mit dem der schwarze Reiter durch das Kirchenportal stürmte, ohne sich umzudrehen: »Alexandra!«

30.
    Cyprian ließ Silvicola los und trat einen Schritt zurück. Der Pater taumelte und drehte sich langsam um. Sein Arm hob sich. In seiner Faust steckte eine rauchende Pistole. Cyprian setzte sich schwer in den Schnee, mit einem verblüfften

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