Die Erbin Der Welt erbin1
Bitte.«
Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung. Als ich meinen Kopf drehte, waren dort schwarze Linien, die sich willkürlich wanden und sich über Wände, Fenster und Boden erstreckten. Die Linien kamen von Nahadoths Füßen, breiteten sich aus und überlappten einander. Für einen kurzen Moment erhaschte ich einen Blick auf seltsame luftige Tiefen innerhalb der Linien — eine Andeutung von ziehendem Nebel und tiefen, endlosen Klüften. Er stieß einen langen, stöhnenden Atemzug aus, und der wirbelte um meine Zunge.
»Ich brauche so viel«, flüsterte er. »Es ist so lange her, dass ich diesen Teil meiner selbst mit jemandem geteilt habe, Yeine. Ich verzehre mich danach — immer. Ich verschlinge mich selbst. Aber Itempas hat mich betrogen, und du bist nicht Enefa, und ich ... ich habe ... Angst.«
Tränen brannten in meinen Augen. Ich legte meine Hände um seine Wangen und zog ihn zu mir herunter. Seine Lippen waren kühl, und diesmal schmeckten sie nach Salz. Ich dachte, ich hätte gespürt, dass er zitterte. »Ich werde dir alles geben, das ich kann«, sagte ich, als wir uns voneinander lösten.
Er drückte seine Stirn an meine und atmete schwer. »Du musst die Worte sagen. Ich werde versuchen zu sein, was ich einst war, ich werde es versuchen, aber ...« Er stöhnte leise und verzweifelt. »Sag die Worte!«
Ich schloss meine Augen. Wie viele meiner Arameri-Vorfahren hatten diese Worte gesagt und waren gestorben? Ich lächelte. Vielleicht würde ich mich zu ihnen gesellen. Es wäre ein angemessener Tod für eine Darre, wenn es so wäre.
»Mach mit mir, was du willst, Lord der Finsternis«, flüsterte ich.
Hände ergriffen mich.
Ich sage nicht, seine Hände, weil es zu viele waren, die meine Arme ergriffen, meine Hüften packten und mein Haar zerzausten. Eine legte sich sogar um meinen Knöchel. Das Zimmer war fast vollkommen dunkel. Ich konnte nichts sehen außer dem Fenster und dem Himmel dahinter, von dem das Sonnenlicht inzwischen völlig verschwunden war. Sterne drehten sich, als ich hochgehoben und wieder hingelegt wurde, bis ich mein Bett unter meinem Rücken spürte.
Dann stillten wir gegenseitig unseren Hunger. Wo immer ich berührt werden wollte, berührte er mich; ich habe keine Ahnung, woher er es wusste. Jedes Mal, wenn ich ihn berührte, gab es eine Verzögerung. Ich umfasste zunächst Leere, bevor sie zu einem geschmeidigen, muskulösen Arm wurde. Meine Beine wickelten sich um Nichts, um dann eine Hüfte vorzufinden, die mit erwartungsvoller Energie angespannt war. Auf diese Weise gestaltete ich ihn, so dass er zu meinen Fantasien passte — auf diese Weise wollte er gestaltet werden. Als schwere, dicke Wärme in mich eindrang, wusste ich nicht, ob dies ein Penis war oder irgendein völlig anderer Phallus, den nur Götter besaßen. Ich vermutete das Zweite, da ein Penis den Körper einer Frau nicht so erfüllen kann, wie er mich erfüllte. Die Größe spielte dabei keine Rolle. Diesmal ließ er mich aufschreien.
»Yeine ...« Durch den Nebel, den meine eigene Körperwärme erzeugt hatte, waren mir einige Dinge bewusst. Die Wolken, die an den Sternen vorbeirasten. Die schwarzen Linien, die sich unter der Decke des Zimmers verwoben, ausweiteten und sich zu einem großen, gähnenden Abgrund vermischten. Die Bewegungen Nahadoths, die immer drängender wurden. Jetzt war da Schmerz, weil ich ihn wollte. »Yeine. Offne dich mir.«
Ich hatte keine Ahnung, was er meinte — ich konnte nicht denken. Aber er packte meine Haare, schob eine Hand unter meine Hüfte und zog mich noch näher zu sich, so dass mir wieder schwindelig wurde. »Yeine!«
In ihm war solch ein Verlangen. Tiefe Wunden — zwei davon, roh und nicht heilen wollend, für zwei verlorene Geliebte. So viel mehr, als ein sterbliches Mädchen je befriedigen konnte.
Und dennoch, in meinem Wahnsinn versuchte ich es. Ich konnte es nicht, ich war schließlich nur ein Mensch. Aber für den Moment wollte ich mehr sein, mehr geben, weil ich ihn liebte.
Ich liebte ihn.
Nahadoth bog sich weg von mir. Im letzten Sternenlicht erhaschte ich einen Blick auf einen glatten, vollkommenen Körper mit angespannten Muskeln, der vor Schweiß glänzte bis hinunter zu der Stelle, wo unsere Körper vereinigt waren. Er hatte seine Haare in hohem Bogen zurückgeworfen. Seine Augen waren fest zugekniffen, der Mund stand offen, und sein Gesicht trug diesen köstlichen Kurz-vor-Schmerz-Ausdruck, den Männer zeigen, wenn der Moment zuschlägt. Die
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