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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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nichts, als ich durch das Zimmer ging und unter meinen Hausschuhen Glas und Splitter knirschten. Als ich einen Splitter des Spiegels aufhob und mein Gesicht anstarrte, sagte er: »Du siehst dem Wandgemälde in der Bibliothek nicht so ähnlich, wie ich dachte.«
    Daraufhin drehte ich mich um und schaute ihn an. Er lächelte mich an. Ich hatte gedacht, dass er ein Mensch war, aber nein. Er hatte zu lange und zu seltsam gelebt, er wusste zu viel. Vielleicht war er so wie die alten Dämonen, halb sterblich und halb etwas anderes.
    »Wie lange weißt du es schon?«, fragte ich.
    »Seit wir uns begegnet sind.« Seine Lippen kräuselten sich.
    »Obwohl man das nicht wirklich eine >Begegnung< nennen kann, das gebe ich zu.«
    Er war stehengeblieben und hatte mich angestarrt, an dem ersten Abend in Elysium. Das hatte ich in der Welle des Entsetzens danach völlig vergessen. Dann später in Seiminas Quartier ... »Du bist ein guter Schauspieler.«
    »Das muss ich auch sein.« Sein Lächeln war vergangen. »Selbst dann war ich nicht sicher. Nicht, bis ich aufwachte und das hier sah.« Er zeigte auf das verwüstete Zimmer. »Und du hier neben mir — lebendig.«
    Das hatte ich nicht erwartet. Aber ich war es, und jetzt würde ich mich mit den Konsequenzen auseinandersetzen müssen.
    »Ich bin nicht sie«, sagte ich.
    »Nein. Aber ich wette, dass du ein Teil von ihr bist oder sie ist ein Teil von dir. Ich weiß ein bisschen über diese Dinge.« Er fuhr mit einem Finger durch seine widerspenstigen schwarzen Locken. Nur Haare, nicht die rauchartigen Locken seines Gott-Ichs, aber was er meinte, war deutlich.
    »Warum hast du es niemandem gesagt?«
    »Glaubst du, dass ich das tun würde?«
    »Ja.«
    Er lachte, obwohl in dem Klang eine gewisse Schärfe lag. »Und du kennst mich so gut.«
    »Du würdest alles tun, um dein Leben einfacher zu gestalten.«
    »Ah. Dann kennst du mich also doch.« Er ließ sich in den Stuhl fallen — das einzige unversehrte Möbelstück im Zimmer. »Aber wenn du so viel weißt, Lady, dann solltest du in der Lage sein, zu erraten, warum ich niemals den Arameri von deiner ... Einzigartigkeit erzählen würde.«
    Ich legte den Spiegelsplitter hin und ging zu ihm. »Erkläre es mir«, befahl ich, denn ich empfand wohl Mitleid für ihn, aber ich würde ihn nie mögen.
    Er schüttelte den Kopf, als ob er mich für meine Ungeduld tadelte. »Ich will auch frei sein.«
    Ich stutzte. »Aber wenn der Lord der Finsternis jemals befreit wird ...« Was geschah mit der sterblichen Seele, die sich in dem Körper des Gottes befand? Würde er schlafen und nie aufwachen? Würde ein Teil von ihm überdauern — gefangen und be- wusst in einem fremden Geist? Oder würde er einfach aufhören, zu existieren?
    Er nickte, und mir wurde klar, dass ihm all diese Gedanken und noch mehr im Laufe der Jahrhunderte auch schon gekommen sein mussten. »Er hat versprochen, mich zu vernichten, wenn dieser Tag je kommen sollte.«
    Und als mir klar wurde, dass dieser Naha an jenem Tag jubeln würde, lief es mir kalt über den Rücken. Vielleicht hatte er schon vorher versucht, sich umzubringen, nur, um am nächsten Morgen wieder aufzuerstehen, weil er von einer Magie, die einen Gott quälen soll, gefangen gehalten wird.
    Nun, wenn alles so lief wie geplant, würde er bald frei sein.
    Ich stand auf und ging zu dem unbeschädigten Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war bereits Nachmittag. Der letzte Tag meines Lebens war halb vorüber. Ich versuchte, mir darüber klar zu werden, wie ich die restliche Zeit verbringen sollte, als ich eine neue Präsenz spürte. Ich drehte mich um. Si'eh stand dort und sah vom Bett aus zu mir, zu Naha und wieder zurück.
    »Es scheint dir gut zu gehen«, sagte ich erfreut. Er war wieder richtig jung; auf einem seiner Knie prangte ein Grasfleck. Der Ausdruck in seinen Augen, als er Naha ansah, war allerdings alles andere als kindlich. Als sich seine Pupillen zu bösartigen Schlitzen verengten, wusste ich, dass ich eingreifen musste. Ich ging zu Si'eh und trat dabei absichtlich in sein Gesichtsfeld. Dann breitete ich mit einer einladenden Geste meine Arme aus.
    Er legte seine Arme um mich, was zunächst liebevoll erschien. Dann aber hob er mich hoch, stellte mich hinter sich, drehte sich um und sah erneut Naha an.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Yeine?«, fragte er und hockte sich hin. Das war nicht das Hocken eines Kämpfers, sondern eher die Bewegung, die ein Tier macht, bevor es abspringt. Naha erwiderte

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