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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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rot durch meine Augenlider. Eine Hand rieb in kleinen Kreisen über meinen Rücken.
    Ich öffnete meine Augen und verstand nicht, was ich als Erstes sah. Eine weiße, wogende Oberfläche. Ich hatte flüchtige Erinnerungen an etwas Ähnliches — gefrorene Explosionen —, und dann schwammen die Erinnerungen davon, tiefer in mein Bewusstsein und aus meiner Reichweite hinaus. Einen Moment lang hielt das Verstehen an: Ich war sterblich und nicht bereit für gewisse Kenntnisse. Dann verschwand selbst das, und ich war wieder ich selbst. Ich trug einen Plüschbademantel. Ich saß bei jemandem auf dem Schoß. Ich stutzte und hob meinen Kopf.
    Nahadoths Tagesgestalt schaute mich mit ehrlichen, viel zu menschlichen Augen an.
    Halb fiel ich und halb sprang ich von seinem Schoß ohne nachzudenken und rollte mich auf die Füße. Er stand mit mir zusammen auf, und ein spannungsgeladener Moment verging, in dem ich ihn anstarrte und er einfach nur dastand.
    Der Moment wurde unterbrochen, als er sich zu dem kleinen Nachttisch umdrehte, auf dem ein glänzendes silbernes Teeservice stand. Er goss ein, und das leise Geräusch der Flüssigkeit ließ mich zusammenzucken, obwohl ich nicht wusste, warum. Dann hielt er mir die Tasse hin, bot sie mir an.
     
    Nackt stand ich vor ihm und bot mich an ...
     
    Verschwunden, wie Fische im Teich.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er. Ich zuckte wieder zusammen und war nicht sicher, ob ich die Worte verstanden hatte. Wie fühlte ich mich? Warm. Sicher. Sauber. Ich hob eine Hand und schnupperte an meinem Handgelenk — ich roch nach Seife.
    »Ich habe dich gebadet. Ich hoffe, du vergibst mir, dass ich so frei war.« Seine Stimme war tief und sanft, als ob er mit einer schreckhaften Stute sprach. Er sah anders aus als am Tag zuvor — zum einen gesünder, aber auch brauner, wie ein Darre-Mann. »Du hast so tief geschlafen, dass du nicht aufgewacht bist. Ich habe den Bademantel im Schrank gefunden.«
    Ich hatte nicht einmal gewusst, dass ich einen Bademantel besaß. Mit einiger Verspätung dämmerte es mir, dass er mir immer noch die Tasse Tee hinstreckte. Ich nahm sie, mehr aus Höflichkeit denn aus wirklichem Interesse. Als ich daran nippte, war ich überrascht, dass er lauwarm und mit reichlich kühlender Minze und beruhigenden Kräutern angereichert war. Naha hielt die Kanne hin, bot mir schweigend noch mehr an, und ich ließ ihn eingießen.
    »Was für ein Wunder du bist«, murmelte ich und trank. Lärm. Er starrte mich an, und da störte es mich. Ich schloss meine Augen, um ihn auszuschließen, und genoss den Tee.
    »Du warst eiskalt und schmutzig, als ich aufwachte. Du warst mit etwas — ich glaube, Ruß — über und über bedeckt. Das Bad schien dich zu wärmen und half dir auch.« Er zeigte mit dem Kopf auf den Stuhl, wo wir gesessen hatten. »Da war nirgendwo anders, also ...«
    »Das Bett«, sagte ich und zuckte erneut zusammen. Meine Stimme war heiser, und meine Kehle fühlte sich roh und wund an. Die Minze half.
    Naha hielt kurz inne, und seine Lippen kräuselten sich mit einem Hauch seiner üblichen Grausamkeit. »Das Bett wäre nicht sinnvoll gewesen.«
    Verwirrt schaute ich an ihm vorbei und hielt meinen Atem an. Das Bett war ein Trümmerhaufen, dessen zersplitterter Rahmen auf zerbrochenen Beinen durchhing. Die Matratze sah so aus, als ob man sie mit einem Schwert zerfetzt und dann in Brand gesetzt hätte. Lose Gänsedaunen und verkohlte Stofffetzen übersäten das Zimmer.
    Es war nicht nur das Bett. Eins der großen Fenster des Zimmers war wie von einem Spinnennetz durchzogen — ich konnte von Glück reden, dass es nicht zerborsten war. Der Frisierspiegel hingegen war zerbrochen. Eins meiner Bücherregale lag auf dem Boden. Sein Inhalt war überall verstreut, aber unversehrt. Zu meiner großen Erleichterung sah ich das Buch meines Vaters dort. Das andere Bücherregal war zu Zündholz zertrümmert, ebenso wie die meisten Bücher, die darin gestanden hatten.
    Naha nahm mir die leere Teetasse aus der Hand, bevor ich sie fallen ließ. »Du musst einen von deinen Enefadeh-Freunden holen, um das in Ordnung zu bringen. Ich habe die Bediensteten heute Morgen ferngehalten, aber das wird nicht allzu lange gut gehen.«
    »Ich ... ich weiß nicht...« Ich schüttelte meinen Kopf. So viel von dem, was geschehen war, erschien mir wie ein Traum, mehr metaphysisch denn wirklich. Ich erinnerte mich, dass ich gefallen war. Es gab kein Loch in der Zimmerdecke. Dennoch, das Bett...
    Naha sagte

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