Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
Ich hasse es ebenfalls, aber es wird Zeit, dass wir es akzeptieren. Was glaubst du denn, was passiert wäre, wenn wir es geschafft hätten, uns zu befreien? Nur wir vier gegen den Lord Bright und Dutzende unserer Brüder und Schwestern? Und was den Stein angeht — wir haben niemanden, der ihn für uns benutzen könnte, aber Itempas hat seine Arameri-Schoßhündchen. Wir würden wieder in der Sklaverei enden oder noch schlimmer. Nein.«
    Dann dreht sie sich zu Nahadoth um und schaut ihn zornig an. Wie hatte ich nur diesen Ausdruck in ihren Augen übersehen können? Er war schon immer dort. Sie sah Nahadoth an, wie meine Mutter wahrscheinlich Dekarta angesehen hatte: mit Trauer und Verachtung in einem. Das hätte mich eigentlich warnen müssen.
    »Wenn du willst, hass mich dafür, Naha. Aber denk daran, wenn du deinen lächerlichen Stolz geschluckt und Itempas das gegeben hättest, was er wollte, wäre keiner von uns hier. Jetzt werde ich ihm geben, was er will, und er hat mir versprochen, mich dafür freizulassen.«
    Nahadoth sprach sehr leise. »Du bist eine Närrin, Kurue, wenn du glaubst, dass Itempas etwas anderes außer meiner Unterwerfung akzeptieren wird.«
    Dann sieht er hoch. Ich habe kein Fleisch in dieser Vision, diesem Traum, aber ich habe das Bedürfnis, zu zittern. Seine Augen sind schwärzer als schwarz. Die Haut um sie herum ist mit Falten und Rissen übersät wie eine Porzellanmaske, die kurz davor ist, zu zerplatzen. Durch diese Risse schimmert weder Blut noch Fleisch, sondern ein unmögliches Schwarz, das wie ein Herzschlag pulsiert. Als er lächelt, kann ich seine Zähne nicht sehen.
    »Nicht wahr ... Bruder?« In seiner Stimme hallt Leere wider. Er schaut Viraine an.
    Viraine, der durch die aufgehende Sonne wie eine Silhouette wirkt, dreht sich zu Nahadoth um — aber er scheint in meine Augen zu blicken. In die des beobachtenden, schwebenden Ichs. Er lächelt. Die Trauer und die Angst, die in dem Lächeln liegen, sind etwas, das ich als Einzige in diesem Zimmer verstehen kann. Ich weiß das instinktiv, aber ich weiß nicht, warum.
    Dann, kurz bevor die unterste Rundung der Sonne sich vom Horizont löst, erkenne ich, was ich in ihm gesehen habe. Zwei Seelen. Itempas hat wie seine beiden Geschwister ein zweites Ich.
    Viraine legt seinen Kopf zurück und schreit. Aus seiner Kehle ergießt sich glühend heißes, weißes Licht. Es durchßutet das Zimmer und blendet mich. Ich stelle mir vor; wie die Menschen in der Stadt und den umliegenden Ländereien unter uns dieses Licht noch meilenweit entfernt sehen. Sie werden denken, dass eine Sonne auf die Erde gekommen ist, und sie haben recht.
    In der Helligkeit höre ich, wie die Arameri aufschreien — außer Dekarta. Er allein hat dem schon einmal beigewohnt . Als das Licht verblasst, erblicke ich Bright Itempas, den Elysiumvater.
    Das Relief in der Bibliothek war überraschend präzise, obwohl die Unterschiede prägnant sind. Sein Gesicht ist noch perfekter, die Linien und die Gleichmäßigkeit darin sind von Bildhauerkunst nicht zu erfassen. Seine Augen haben das Gold der gleißenden Mittagssonne. Obwohl sein Haar genauso weiß ist wie Viraines, ist es noch kürzer und wesentlich dichter gelockt als meins. Seine Haut ist ebenfalls etwas dunkler, matt glänzend und makellos. Das überrascht mich, obwohl es das nicht tun sollte. Es muss die Amn maßlos ärgern. Auf den ersten Blick ist mir bereits klar, warum Naha ihn liebt.
    In Itempas'Augen liegt auch Liebe, als er um meine Leiche und ihren Heiligenschein aus gerinnendem Blut herumgeht. »Nahadoth«, sagt er, lächelt und streckt seine Hände aus. Sogar in meinem fleischlosen Zustand erschauere ich. Was seine Zunge mit diesen Silben anstellt! Er ist gekommen, um den Gott der Verführung zu verführen, und er ist gut vorbereitet!
    Nahadoth kommt plötzlich frei und kann sich hinstellen, was er auch tut. Aber er ergreift nicht die dargebotenen Hände. Ergeht an Itempas vorbei zu meinem Körper. Meine Leiche ist von allen Seiten mit Blut besudelt, aber er kniet nieder und hebt mich trotzdem hoch. Er drückt mich an sich und schützt meinen Kopf, damit er nicht an meinem schlaffen Nacken nach hinten fällt. Sein Gesicht ist ausdruckslos. Er schaut mich einfach nur an.
    Wenn diese Geste eine Beleidigung sein sollte, so hat sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Itempas senkt langsam seine Hände, und sein Lächeln verblasst.
    »Allvater.« Dekarta verbeugt sich würdevoll, aber unsicher ohne seinen Stab. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher