Die Erbin Der Welt erbin1
zu begegnen. Durch die Erschütterung ihres Aufeinandertreffens zerbricht das Glas des Ritualzimmers. Sterbliche schreien, und ihre Stimmen sind fast nicht zu hören, als kalte, dünne Luft hereinheult, um die Leere zu füllen. Sie fallen zu Boden, während Nahadoth und Itempas in die Höhe schnellen. Aber meine Aufmerksamkeit wird kurz auf Scimina gelenkt. Ihr Blick fällt auf das Messer; das mich getötet hat — Viraines Messer, das nicht weit von ihr entfernt liegt. Relad liegt ausgehreitet und benebelt zwischen Glassplittern und Trümmern des zerbrochenen Sockels. Scimina kneift ihre Augen zusammen.
Si'eh brüllt auf seine Stimme ist ein Echo von Nahadoths Kampfschrei. Zhak- kam dreht sich zu Kurue um, und ihr Speer erscheint in ihrer Hand.
Im Zentrum des Ganzen liegen unbemerkt und unberührt mein Körper und der Stein, die sich nicht bewegen.
Da sind wir nun.
Ja.
Verstehst du, was geschehen ist?
Ich bin tot.
Ja. In der Anwesenheit des Steins, der das, was von meiner Macht noch übrig ist, beherbergt.
Ist das der Grund, warum ich noch hier bin und all diese Dinge sehen kann?
Ja. Der Stein tötet die Lebenden. Du bist tot.
Du meinst ... ich kann wieder ins Leben zurückkehren? Erstaunlich. Wie praktisch, dass Viraine sich gegen mich gewandt hat.
Ich ziehe es vor, das als Schicksal anzusehen.
Also was nun?
Dein Körper muss sich verändern. Er wird nicht länger in der Lage sein, zwei Seelen in sich zu tragen; das ist eine Fähigkeit, die nur Sterbliche besitzen. Ich habe euch so erschaffen, mit Talenten, die wir nicht besitzen. Aber ich habe mir nie träumen lassen, dass es dich so stark machen würde. Stark genug, mich zu schlagen, trotz all meiner Anstrengungen. Stark genug, um an meine Stelle zu treten.
Was? Nein. Ich will nicht an deine Stelle treten. Du bist du. Ich bin ich. Dafür habe ich gekämpft.
Und gut gekämpft. Aber meine Essenz, alles, was ich bin, ist notwendig, damit diese Welt fortbestehen kann. Wenn ich nicht diejenige sein kann, die diese Essenz wiederherstellt, dann musst du das tun.
Aber ...
Ich bereue nichts, Tochter, kleine Schwester, würdige Erbin. Das solltest du auch nicht tun. Ich wünschte nur ...
Ich kenne deinen Wunsch.
Tust du das wirklich?
Ja. Sie sind blind vor Stolz, aber darunter ist immer noch Liebe. Die Drei sind dazu bestimmt, zusammen zu sein. Ich werde dafür sorgen, dass es geschieht.
Ich danke dir.
Ich danke dir. Und leb wohl.
Ich kann eine Ewigkeit lang nachdenken. Ich bin tot. Ich habe alle Zeit der Welt.
Aber ich war noch nie besonders geduldig.
In und um das Glaszimmer herum — das kein Glas mehr hat und -wahrscheinlich auch nicht länger als Zimmer durchgeht — tobt der Kampf.
Itempas und Nahadoth haben ihren Kampf in den Himmel verlagert, den sie sich einst geteilt haben. Uber den Staubpartikeln, zu denen sie geworden sind, brechen dunkle Streifen in die Helligkeit der Dämmerung ein, wie Streifen der Nacht, die sich über den Morgen legen. Ein gleißender weißer Strahl, wie von der Sonne, nur tausendmal heller, schießt über sie hinweg, um sie zu zerstören. Es ist sinnlos. Es ist Tag. Nahadoth würde bereits in seinem menschlichen Gefängnis schlafen, wenn er nicht Freigang von Itempas gewährt bekommen hätte. Itempas kann diesen Freigang jederzeit nach Belieben widerrufen. Er muss wohl Spaß haben.
Scimina hat Viraines Messer an sich genommen. Sie hat sich auf Reladgeworfen und versucht, ihn aufzuschlitzen. Er ist stärker, aber sie ist in der besseren Position, und die Stärke des Wahnsinns verschafft ihr einen Vorteil. Relads Augen sind entsetzt geweitet, vielleicht hat er schon immer vor so etwas Angst gehabt.
Si'eh, Zhakkarn und Kurue umkreisen sich mit Ausfallschritten in einem tödlichen Metall-und-Klauen-Tanz. Kurue hat ein paar glänzende Bronzeschwerter herbeigezaubert, um sich zu verteidigen. Auch dieser Wettbewerb ist bereits entschieden; Zhakkarn ist der Inbegriff des Kampfes, und Si'eh hat die Macht der grausamen Kinder. Aber Kurue ist gerissen, und sie kann die Freiheit bereits schmecken. Sie wird nicht so einfach sterben.
Inmitten all dieser Vorgänge bewegt sich Dekarta zu meinem Körper. Er hält an und kämpft sich auf die Knie; schließlich rutscht er in meinem Blut aus und fällt mit schmerzverzerrtem Gesicht halb auf mich. Dann wird sein Ausdruck härter. Er schaut zum Himmel auf, wo sein Gott kämpft, dann hinunter. Auf den Stein. Er ist die Quelle der Macht des Arameri-Clans; die Verkörperung
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