Die Erbin Der Welt erbin1
Itempas sieht überrascht aus, als Nahadoth seine Fäuste ballt und auf den Boden hämmert. Mein Blut spritzt in zwei kleinen Fontänen hoch. Der Boden knackt merkwürdig, und einige der Risse ziehen sich die Glaswände hinauf. Glücklicherweise überziehen die Risse die Glaswände nur mit spinnwebartigen Mustern und zerschmettern sie nicht. Wie zum Ausgleich zerbricht stattdessen der Sockel in der Mitte des Zimmers. Dadurch fällt der Stein auf den Boden, und alle werden mit glitzernden weißen Flecken überschüttet.
»Mehr«, schnauft Nahadoth. Seine Haut ist noch weiter aufgeplatzt; er wird kaum noch von dem Fleisch, das sein Gefängnis ist, festgehalten. Als er sich erhebt und umdreht, tropft von seinen Händen etwas, das zu dunkel ist, um Blut zu sein. Der Umhang, der ihn umgibt, peitscht die Luft wie winzige Tornados.
»Sie ... war ... mehr!« Er ist kaum noch zu verstehen. Er hat Unendlichkeiten gelebt, bevor es Sprache gab. Vielleicht ist es sein Instinkt, in Augenblicken, in denen es zum Äußersten kommt, auf Sprache völlig zu verzichten und seinen Zorn nur hinauszubrüllen. »Mehr als nur ein Gefäß. Sie war meine letzte Hoffnung. Und deine.«
Kurue — mein Blick wendet sich ihr gegen meinen Willen zu — macht einen Schritt nach vorne und öffnet ihren Mund, um zu protestieren. Zhakkarn packt sie warnend am Arm. Weise, denke ich, oder immerhin weiser als Kurue. Nahadoth sieht aus, als ob er völlig durchdreht.
Itempas allerdings auch, während er Nahadoths Wüten beobachtet. In seinen Augen steht unverblümte Lust. Neben der Anspannung des Kriegers ist sie unverkennbar. Natürlich: Wie viele Ewigkeiten haben sie damit zugebracht, sich zu bekämpfen — rohe Gewalt, die den Weg freimachte für andere, seltsamere Gelüste? Oder vielleicht ist Itempas einfach so lange ohne Nahadoths Liebe gewesen, dass er alles — sogar Hass — an ihrer statt akzeptieren wird.
»Naha«, sagt er leise. »Schau dich an. All das wegen einer Sterblichen?« Er seufzt und schüttelt seinen Kopf. »Ich hatte gehofft, dass du, wenn du erst einmal unter diesem Gesindel lebst, deine Fehler einsiehst. Jetzt sehe ich, dass du dich nur an die Gefangenschaftgewöhnt hast.«
Er macht einen Schritt nach vorne und tut das, was jeder andere in diesem Zimmer für Selbstmord gehalten hätte: Er berührt Nahadoth. Es ist eine kurze Geste, seine Finger streifen nur leicht über das rissige Porzellan von Nahadoths Gesicht. In dieser Berührung liegt so viel Sehnsucht, dass mir das Herz schmerzt.
Aber macht das noch einen Unterschied? Itempas hat Enefa getötet, er hat seine eigenen Kinder getötet, er hat mich getötet. Er hat ebenfalls etwas in Nahadoth getötet. Kann er das nicht sehen?
Vielleicht sieht er es, denn sein weicher Ausdruck verschwindet, und kurz darauf nimmt er seine Hand fort.
»So sei es«, sagt er und wird kalt. »Das hier ermüdet mich. Enefa war eine Plage, Nahadoth. Sie hat das reine, vollkommene Universum, das du und ich erschaffen hatten, genommen und es beschmutzt. Ich habe den Stein behalten, weil ich sie wirklich mochte, egal, was du denkst ... und weil ich dachte, es würde helfen, deine Meinung zu ändern.«
Er macht eine Pause und schaut hinunter auf meine Leiche. Der Stein ist in mein Blut gefallen, weniger als eine Handbreit von meiner Schulter entfernt. Obwohl Nahadoth vorsichtig war, als er mich ablegte, ist mein Kopf haltlos zur Seite gekippt. Ein Arm ist nach oben gebogen, als ob er versuchen wollte, den Stein zu umarmen und näher zu mir hin zu ziehen. Das Bild ist voller Ironie: eine sterbliche Frau, die bei dem Versuch getötet wurde, sich der Macht einer Göttin zu bemächtigen. Und die Geliebte eines Gottes zu werden.
Ich glaube, Itempas wird mich in eine ganz besonders schreckliche Hölle werfen.
»Ich denke, es ist Zeit, dass unsere Schwester vollends stirbt«, sagt Itempas. Ich kann nicht sagen, ob er den Stein ansieht oder mich. »Lass ihre Plage mit ihr sterben, und dann kann unser Leben wieder so sein, wie es einmal war. Hast du diese Zeiten nicht vermisst?«
Ich bemerke, wie Dekarta sich bei diesen Worten versteift. Er scheint der einzige der drei Sterblichen zu sein, der begreift, was Itempas meint.
»Ich werde dich auch dann nicht weniger hassen, Tempa«, stößt Nahadoth hervor, »wenn wir die letzten Überlebenden in diesem Universum sind.«
Dann wird er zu einem brausenden schwarzen Sturm, der angreift, und Itempas ist ein knisterndes weißes Feuer, das sich wappnet, um ihm
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