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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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ihrer Pßicht. Vielleicht hofft er, dass er, wenn er diese Pßicht erfüllt, Itempas an den Wert des Lebens erinnern wird. Vielleicht hat er sich noch ein kleines bisschen Glauben erhalten. Vielleicht liegt es nur daran, dass er vor vierzig Jahren seine Frau getötet hat, um zu beweisen, wie ernst er es meint. Jetzt etwas anderes zu tun, das würde ihren Tod verhöhnen.
    Ergreift nach dem Stein.
    Dieser ist verschwunden.
    Aber gerade war er noch da und lag in meinem Blut. Dekarta stutzt und sieht sich um. Sein Blick wird von einer Bewegung angezogen. Das Loch in meiner Brust, das er durch den zerrissenen Stoß meines Mieders sehen kann: die Ränder der Wunde bewegen sich aufeinander zu und schließen sich. Als die Linie der Wunde schrumpft, erhascht Dekarta ein kurzes Aufblitzen von grauem Licht. In mir.
    Dann werde ich nach vorne gezogen, nach unten ...
    Ja. Genug von diesem körperlosen Seelen-Blödsinn. Es wird Zeit, wieder zum Leben zu erwachen.
     
    Ich öffnete meine Augen und setzte mich auf.
    Dekarta hinter mir machte ein Geräusch, das zwischen Verschlucken und Ersticken lag. Niemand sonst bemerkte, wie ich aufstand, also drehte ich mich um und sah ihn an.
    »W... was in aller Götter Namen ...« Sein Mund funktionierte. Er starrte.
    »Nicht alle Götter«, sagte ich. Und weil ich trotz allem immer noch ich war, beugte ich mich vor, um ihm ins Gesicht zu lächeln. »Nur ich.«
    Dann schloss ich meine Augen und berührte meine Brust. Nichts schlug unter meinen Fingern, mein Herz war zerstört. Trotzdem war dort etwas und gab meinem Fleisch Leben. Ich konnte es fühlen. Der Stein. Ein Gegenstand des Lebens, geboren aus dem Tod, erfüllt mit unberechenbarem Leistungsvermögen. Ein Samen.
    »Wachse«, flüsterte ich.
     

 

     
     

     
    Die D r ei
     
    Wie bei jeder Geburt, so gab es auch jetzt Schmerz.
    Ich glaube, ich schrie. Ich glaube, dass in dem Moment viele Dinge geschahen. Ich erinnere mich dunkel, dass der Himmel über meinem Kopf sich drehte und den Tag-und-Nacht-Zyklus innerhalb eines Atemzuges komplett durchlief. Wenn das geschah, war das, was sich bewegte, nicht der Himmel. Ich habe das Gefühl, dass irgendwo in diesem Universum eine unglaubliche Anzahl neuer Spezies auf Millionen von Planeten ins Leben platzten. Ich bin ziemlich sicher, dass aus meinen Augen Tränen liefen. Dort, wo sie landeten, begannen Farne und Moose den Boden zu bedecken.
    Bei all dem kann ich mir aber nicht sicher sein. Irgendwo in Dimensionen, für die es keine Worte der Sterblichen gibt, veränderte ich mich ebenfalls. Das nahm einen großen Teil meiner Wahrnehmung ein.
    Aber nachdem die Veränderungen abgeschlossen waren, öffnete ich meine Augen und sah neue Farben.
    Das Zimmer erstrahlte in ihnen. Das Schillern des Elysiummaterials, aus dem der Boden bestand. Goldenes Glitzern von den Glassplittern, die überall im Zimmer herumlagen. Das Blaue des Himmels — bisher war es ein wässriges Blauweiß gewesen, aber jetzt war es ein so strahlendes Blautürkis, dass ich es erstaunt anstarrte. Es war noch nie — jedenfalls nicht in meiner Lebenszeit — so blau gewesen.
    Als Nächstes bemerkte ich Geruch. Mein Körper war zu etwas anderem geworden, weniger ein Körper als eine Verkörperung, aber seine Form war momentan immer noch menschlich, genau wie meine Sinne. Und hier war auch etwas anders. Als ich einatmete, konnte ich die frische, scharfe, dünne Luft schmecken. Unterlegt wurde sie von dem metallischen Geruch des Blutes, das meine Kleidung bedeckte. Ich berührte es mit meinen Fingern und kostete es. Salz, noch mehr Metall und ein Hauch bitterer Süße. Natürlich, ich war tagelang unglücklich gewesen, bevor ich starb.
    Neue Farben. Neue Gerüche in der Luft. Mir war vorher nie bewusst gewesen, was es bedeutete, in einem Universum zu leben, das ein Drittel von sich verloren hatte. Der Krieg der Götter hatte uns so viel mehr als nur Leben gekostet.
     
    Aber nicht länger, schwor ich.
     
    Um mich herum hatte das Durcheinander aufgehört. Ich wollte nicht reden, nicht denken, aber ein gewisses Verantwortungs- bewusstsein bahnte sich seinen Weg durch meine Tagträume. Schließlich seufzte ich und richtete meine Aufmerksamkeit auf meine Umgebung.
    Links von mir standen drei strahlende Kreaturen, deren Gestalt veränderbar war und die stärker waren als der Rest. Ich erkannte in ihnen einen Teil von mir. Sie starrten mich mit weit offenen Mündern an; die Bewegungen ihrer Hände und Klauen mit den Waffen waren

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