Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
wirst wie eine von ihnen aussehen, aber in Wahrheit wirst du frei sein.«
    »Sind sie ...« All die Arameri, die ein Siegel tragen? Meinte sie die? »... nicht frei?«
    »Nicht mehr als wir, auch wenn sie das ganz anders sehen«, sagte Nahadoth. Da war es wieder, nur für diesen kurzen Moment, dieses Sanfte, das ich vorher an ihm erlebt hatte. Dann wandte er sich ab. »Beeilt euch.«
    Zhakka nickte und berührte meine Stirn mit einer Fingerspitze. Ihre Fäuste waren so groß wie Teller, ihr Finger schien wie ein Brandeisen zu glühen, als er mich berührte. Ich schrie auf und versuchte, ihren Finger beiseitezuschlagen, aber sie nahm ihre Hand schon vorher weg. Sie war fertig.
    Si'eh, der sein Schmollen vergessen hatte, schaute prüfend auf die Stelle und nickte weise. »Das wird reichen.«
    »Dann bringt sie zu Viraine«, sagte Zhakka. Zum Abschied neigte sie höflich den Kopf vor mir, dann wandte sie sich ab und gesellte sich zu Nahadoth.
    Si'eh nahm meine Hand. Ich war so verwirrt und aufgewühlt, dass ich keinen Widerstand leistete, als er mich zu der nächstgelegenen Wand führte. Trotzdem warf ich einmal einen Blick zurück über meine Schulter, um zu sehen, wie der Lord der Finsternis davonging.
    Meine Mutter war die schönste Frau der Welt. Ich sage das nicht, weil ich ihre Tochter bin, und auch nicht, weil sie groß und anmutig war und Haare wie wolkenverhangenes Sonnenlicht hatte. Ich sage das, weil sie stark war. Vielleicht habe ich das von den Darre geerbt, aber in meinen Augen war Stärke schon immer ein Zeichen von Schönheit.
    Mein Volk war nicht freundlich zu ihr. Niemand sagte es in Anwesenheit meines Vaters, aber ich hörte das Getuschel, wenn sie manchmal durch Arrebaia ging. Amnhure. Knochenblasses Luder. Sie spuckten hinter ihr auf den Boden, um die Straßen von ihrem Arameri-Makel zu reinigen. Trotz all dem bewahrte sie ihre Würde und behandelte genau die Leute mit ausgesuchter Höflichkeit, die sie ihr verweigerten. In einer der wenigen klaren Erinnerungen, die ich an meinen Vater habe, sagte er, dass sie ihnen dadurch überlegen war.
    Ich weiß nicht, warum ich mich ausgerechnet jetzt daran erinnere, aber ich bin sicher, dass es irgendwie wichtig ist.
    Nachdem wir den ungenutzten Raum verlassen hatten, ließ Si'eh mich rennen, damit ich außer Atem war, als wir Viraines Werkstatt erreichten.
    Viraine öffnete nach Si'ehs drittem, ungeduldigem Klopfen die Tür und sah verwirrt aus. Der weißhaarige Mann von Dekartas Audienz, der mich »nicht hoffnungslos« fand.
    »Si'eh? Was zum Dämonen — ah.« Er sah mich an und zog die Augenbrauen hoch. »Ja, ich dachte mir doch, dass T'vril zu lange braucht. Die Sonne ist vor fast einer Stunde untergegangen.«
    »Scimina hat Naha auf sie gehetzt«, sagte Si'eh. Dann sah er zu mir hoch. »Aber das Spiel sollte zu Ende sein, wenn du es bis hierher schaffst, nicht wahr? Du bist jetzt in Sicherheit.«
    Also so sah meine Rechtfertigung aus. »So hat T'vril es gesagt.« Ich warf einen Blick den Gang entlang, so als ob ich noch immer Angst hätte. Das war nicht schwer vorzutäuschen.
    »Scimina wird ihm bestimmte Vorgaben gemacht haben«, sagte Viraine. Das sollte mich wohl beruhigen. »Sie weiß, wie er in dem Zustand ist. Tretet ein, Lady Yeine.«
    Er ging beiseite, und ich betrat das Zimmer. Auch wenn ich nicht todmüde gewesen wäre, hätte ich an der Stelle innegehalten, weil ich mich in einem Raum befand, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Er war lang und oval, und entlang der beiden längeren Wände befanden sich Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten. Auf beiden Seiten des Zimmers befanden sich in Zweierreihen Arbeitstische — auf allen sah ich Bücher, Fläschchen und seltsame Gerätschaften. An der jenseitigen Wand standen Käfige, in einigen befanden sich Kaninchen und Vögel. In der Mitte des Zimmers war eine riesige weiße Kugel, die auf einem Sockel stand. Sie war so groß wie ich, und man konnte nicht hindurchsehen.
    »Hier drüben«, sagte Viraine und ging zu einem der Arbeitstische. Davor standen zwei Hocker. Er wählte einen davon und klopfte mit der Hand auf den anderen, um zu zeigen, dass er für mich sei. Ich folgte ihm und zögerte dann.
    »Ich fürchte, Ihr seid mir im Vorteil, Sir.«
    Er sah überrascht aus, dann lächelte er und verbeugte sich lässig, beinahe ein wenig spöttisch. »Ah ja, Manieren. Ich bin Viraine, der Palastschreiber. Außerdem auf die ein oder andere Art auch mit Euch verwandt — viel zu weit

Weitere Kostenlose Bücher